Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Zum Tod von Claus Peymann Lust am Untergang

Claus Peymann war ein Theaterberserker, den man ertragen konnte, weil er auch ein großer Liebhaber der Künste und der Künstler war. Seine Energie und sein Glaube an das Theater werden uns weiter begleiten.
Es ist kaum zu glauben, dass Claus Peymann, den man nie im Ruhemodus erleben konnte, nun im Alter von 88 Jahren gestorben ist. Über 43 Jahre hinweg lenkte und leitete er große Theaterschiffe wie das Staatsschauspiel Stuttgart, das Schauspielhaus Bochum, das Burgtheater in Wien und schließlich von 1999 bis 2017 das Berliner Ensemble.
Er tat dies nie unumstritten, aber immer mit aufsehenerregendem Erfolg. Angespornt durch einen enormen politischen Widerspruchsgeist, eine permanente Lust an der Provokation, aber zuallererst geleitet von seiner unbändigen Spiellust. Er liebte das Theater und dessen fantastische, utopische Möglichkeiten.

Der Autor
Ulrich Khuon zählt zu den führenden deutschen Dramaturgen und Theaterintendanten. Er leitete das Thalia Theater Hamburg und das Deutsche Theater in Berlin und führt bis Sommer dieses Jahres das Schauspielhaus Zürich. Von 2017 bis 2020 war er Präsident des Deutschen Bühnenvereins.
Dies zeigte sich, indem er große Schauspieler wie Kirsten Dene und Gerd Voss, Barbara Nüsse, Branko Samarovski und viele andere zu künstlerischen Höhenflügen animierte. Großen Dramatikern wie Thomas Bernhard und Peter Handke oder Gerlind Reinshagen, George Tabori und Thomas Brasch hielt er über viele Jahre hinweg die Treue. Ihre Stücke hat er als Regisseur zu großartig herausfordernden Inszenierungen umgemünzt und so vor allem am Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen für famose Skandale gesorgt. Die Wiener Lust am Untergang und an der Auferstehung waren sein Element.
Claus Peymann war ein Theaterberserker, den man ertragen konnte, weil er eben auch ein großer Liebhaber der Künste und der Künstler war. Auch wenn er das Theater gerne in der Ich-Form feierte und beleuchtete, so war er eben doch auch vertrauensvoll angewiesen auf sein Team, wie etwa die Dramaturgen Vera Sturm, Hermann Beil und Jutta Ferbers sowie die Bühnengroßkünstler Karl-Ernst Herrmann und Achim Freyer. Wenn die Theatergegenwart etwas von Claus Peymann lernen kann, dann seine Zuversicht, seine Lust an der produktiven Auseinandersetzung und seine naive Spielfreude. Vor allem aber seine Fähigkeit, andere zu Hochleistungen anzuspornen.
Auch wenn wir seinen Tod hinnehmen müssen – seine Energie und sein Glaube an das Theater werden uns weiter begleiten.