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Harry Wijnvoord: Darum denkt er noch nicht an den Tod


Kult-Moderator wird 70
Harry Wijnvoord: Darum denkt er noch nicht an den Tod

InterviewVon Luca Cordes

Aktualisiert am 10.05.2019Lesedauer: 9 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Harry Wijnvoord: Diesen Monat wird der Entertainer 70 Jahre alt.Vergrößern des Bildes
Harry Wijnvoord: Diesen Monat wird der Entertainer 70 Jahre alt. (Quelle: imago-images-bilder)

Kult-Moderator Harry Wijnvoord wird heute 70 Jahre alt. Im Interview mit t-online.de spricht er über seinen Umgang mit dem Tod, die neue Frau in seinem Leben – und seine Erfolgsshow "Der Preis ist heiß".

Wenn Harry Wijnvoord an seine Zeit als Moderator von "Der Preis ist heiß" zurückdenkt, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Der Entertainer feiert nämlich nicht nur seinen 70. Geburtstag, sondern auch das 30-jährige Jubiläum seiner Erfolgsshow. Als jedoch sein einstiger Preisansager Walter Freiwald zur Sprache kommt, schweigt Wijnvoord einen Moment – und lässt dann eine kleine Bombe platzen.

t-online.de: Herr Wijnvoord, am 2. Mai 1989 haben Sie "Der Preis ist heiß" zum ersten Mal moderiert. Erinnern Sie sich noch an diese Sendung?

Harry Wijnvoord: Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, denn es war tatsächlich eine Pleiten-, Pech-, und Pannensendung. Ich hatte ein Spiel, das etwas kompliziert war und einen Kandidaten, der rein gar nichts verstanden hat. Dieses Spiel dauerte schon zwölf Minuten (lacht). Und das bei einer Sendung, die nur 28 Minuten läuft. Irgendwie haben wir es dann aber doch hingekriegt.

Wie groß war eigentlich der Druck auf Sie?

Es waren meine ersten Gehversuche als Moderator und natürlich haben wir wochenlang geprobt. Ich musste immerhin 40 verschiedene Spiele und Abläufe bewerkstelligen. Ich habe überall geübt. Es war schon heftig und eine anspruchsvolle Show für den Moderator. Ich wusste natürlich auch nie, mit welchen Kandidaten ich es zu tun bekomme. Das war eine der größten Herausforderungen von "Der Preis ist heiß". Bei anderen Sendungen bekamen die Moderatoren ihre Karten, auf denen alles zu den Personen drauf stand. Ich hörte nur, die heißen Marianne Müller, Isolde Meier und Hans Schulze. Damit musste ich dann arbeiten.

Wenn Sie darüber nachdenken, dass Ihre erste Show bereits 30 Jahre her ist, was empfinden Sie dann?

Stolz! Ich habe eine der erfolgreichsten Gameshows im deutschen Fernsehen moderiert. Wir waren damals Pioniere des privaten Fernsehens. Ich habe das neun Jahre gemacht und das gibt einem dann schon ein gutes Gefühl. Eine Woche üben und ich könne "Der Preis ist heiß" auch heute wieder machen (lacht).

Was hat für Sie die Begeisterung dieser Sendung ausgemacht?

Zu allererst mag ich Menschen. Und wenn man dann mit Menschen zusammenarbeiten kann, eine gehörige Portion Empathie hat und das, was man tut, gerne macht, dann fällt einem das unheimlich leicht. Für mich war es so: Wenn eine Staffel mit 60 Sendungen vorbei war, bin ich traurig nach Hause gefahren. Ich hätte am liebsten weitergemacht.

Sie haben damals ja auch ganz anders Fernsehen gemacht. Den Quotendruck von heute kannten Sie gar nicht, oder?

Na ja, in den letzten Jahren schon. Was mich besonders stolz macht ist, was wir für Quoten im Vormittagsprogramm erreicht haben. Ich weiß noch, dass der Unterhaltungschef zu mir sagte: "Harry, wir werden 'Der Preis ist heiß' vom Vorabend ins Vormittagsprogramm nehmen." Da habe ich gesagt: Ach nein, das ist ja gar nichts. Er sagte, dass die Gameshows am besten am Vormittag aufgehoben wären und meinte: "Wenn du 600.000 Zuschauer hast, bekommst du von mir einen Zehnjahresvertrag." Wir hatten drei Millionen Zuschauer – und ich warte heute noch auf den Vertrag (lacht). RTL hat vormittags nie wieder solche Quoten bekommen.

Sie und "Der Preis ist heiß" sind ähnlich miteinander verbunden wie Thomas Gottschalk und "Wetten, dass..?". Ist das Fluch oder Segen?

Segen! Ich habe durch diese Sendung einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Ich bin heute nicht nur 30 Jahre im Fernsehen. Ich werde am 12. Mai auch 70 Jahre alt. Ich lebe im Prinzip heute noch von der Popularität von damals. "Wetten, dass..?" war die einzige erfolgreiche Sendung von Thomas Gottschalk. Ich habe nach "Der Preis ist heiß" ja auch noch andere erfolgreiche Sendungen gemacht.

"Der Preis ist heiß" hat aber nicht nur Sie berühmt gemacht. In welcher Beziehung stehen Sie heute eigentlich zu Walter Freiwald?

Sagen wir mal so: Walter Freiwald war mein Sprecher. Er hat die Produkte und die Preise angekündigt, aber wir waren nie Freunde. Wir waren Kollegen.

Im Jahr 2010 starteten Sie die Petition "Holt Der Preis ist heiß zurück!". Das Vorhaben ging jedoch schief. Warum haben Sie damals eine Wiederauflage angestrebt?

Weil die Menschen mich auf der Straße angesprochen haben und fragten, warum die Sendung nicht mehr da sei. Das passierte mir jeden Tag fünf-, sechs-, sieben-, achtmal. Freunde von mir haben dann gesagt: Wir machen einfach einen Aufruf. Da haben sich auch über 450.000 Menschen beteiligt. Zu einer Wiederauflage kam es dann aber nicht. Jeder Programmchef hat seinen eigenen Stempel auf einen Sender drücken wollen – ohne Rücksicht auf Zuschauerwünsche.

Wie ging es Ihnen damit?

Ich habe keine schlechten Jahre gehabt, nachdem "Der Preis ist heiß" vorbei war. Ich habe weiterhin einen Riesenerfolg gehabt, vielleicht nicht immer auf dem Bildschirm. Aber als Moderator mache ich noch immer viel und das macht mir unheimlich Freude.

"Der Preis ist heiß" kam dann aber doch noch auf den Schirm zurück. Im Jahr 2017 gab es eine Neuauflage mit Wolfram Kons und Thorsten Schorn als Moderatoren. Der "Bild" haben Sie damals gesagt: "Ich finde es schade, dass ich nicht gefragt wurde. Ich hätte das Format gerne noch mal zwei, drei Jahre moderiert und dann den Stab an einen Jüngeren übergeben. Aber vielleicht wollte man bei RTL lieber einen Frühstücksmoderator haben." Wie sehr hat es Sie gewurmt, dass Sie völlig außen vor gelassen wurden?

Als ich das erfuhr, stand ich in meinem Wohnzimmer und habe laut "Scheiße" gesagt. Ich dachte mir: Sind die denn von allen guten Geistern verlassen? Diese Tendenz, Journalisten Gameshows moderieren zu lassen, ist das Dümmste, was sich die Fernsehwelt hat einfallen lassen. Einer der besten Journalisten und Talkmaster ist für mich Frank Plasberg. Und jetzt macht er eine Gameshow.

Und das ärgert Sie ...

Ich glaube dem Mann das nicht mehr. Wir haben doch Showmaster in Deutschland! Nicht nur mich, es gibt ja auch noch andere. Journalisten machen Gameshows! Na mein Gott, dann gebt mir doch endlich eine politische Talkshow! Ich würde mich gerne stundenlang mit Politikern unterhalten und denen sagen: Was reden sie für einen Quatsch? Das glaubt Ihnen doch kein Mensch! Jetzt sprechen wir mal so, dass ihr Wahlvolk sie auch versteht. Nicht "Hart aber fair", sondern "Hart aber direkt". Ja, eine Talkshow würde ich gerne mal machen, um zu zeigen: Wenn ihr als Journalisten glaubt, Gameshows machen zu können, dann zeige ich euch als Gameshow-Moderator, wie man politische Sendungen moderiert.

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Noch einmal zurück zur Neuauflage von "Der Preis ist heiß": Gab es später doch noch Gespräche zwischen Ihnen und RTL oder auch Wolfram Kons?

Die haben mich ja noch nicht einmal über die Neuauflage informiert. Für mich kam das überraschend. Wenn man fast 1.900 Mal eine Show erfolgreich moderiert hat, ist es eine Stil- und Benehmensfrage, dass man den ehemaligen Moderator anspricht. Da gehört auch Anstand dazu, aber das kann man natürlich nicht von jedem verlangen.

Das Comeback scheiterte schließlich auch. Haben Sie einmal reingeschaut?

Natürlich habe ich reingeschaut und ich weiß auch ganz genau, woran es gescheitert ist. Es ist gescheitert an der Lieblosigkeit, mit der diese Sendung gemacht worden ist. Man hat gemerkt, dass die Produktion und die Protagonisten nicht harmonieren. Da fehlte das Herz. Wenn ich an meine Redaktion denke, dann weiß ich, das waren Leute, die stolz und glücklich darauf waren, bei "Der Preis ist heiß" zu sein. Die haben alles gegeben, um unsere Sendung zu einem Erfolg zu machen. Die haben keine gescheite Akquisition gehabt und auch keine tollen Preise. Es durfte alles nichts kosten und war billig, billig, billig. Wer glaubt, eine Sendung produzieren zu können, ohne an den Zuschauer denken zu müssen, der fährt es dann auch in den Sand.

Dass TV-Shows billiger produziert werden, ist heute an der Tagesordnung. Schauen Sie eigentlich selbst noch Fernsehen?

Nein! Ich habe Netflix, ich habe Amazon und ich habe Internet. Das reicht. Wenn mal was besonderes ist, schalte ich auch ein. Das Feuer von Notre-Dame ist ein Beispiel. Da habe ich die Nachrichten mal wieder angeschaut.

Aktuell moderieren Sie selbst keine große Primetime-Show im Deutschen Fernsehen. Würden Sie sich das noch einmal wünschen?

Ich bin 70 Jahre alt und mir geht es fantastisch. Ich habe ein tolles Leben und bin glücklich und zufrieden damit. Muss ich mich noch beweisen? Das ist die große Frage. Nein, ich habe ja gezeigt, dass ich es kann (lacht). Ich habe Dreieinhalbtausend Sendungen moderiert, darunter auch meine Kochsendung "Der Reis ist heiß". Obwohl, vielleicht doch! Vielleicht möchte ich gerne eine Seniorensendung machen mit dem Titel: "Der Greis ist heiß" (lacht).

Mal was ganz anderes: Sie haben sich am Samstag zum ersten Mal mit Ihrer neuen Freundin Iris auf dem roten Teppich gezeigt. Hatten Sie noch einmal mit der großen Liebe gerechnet?

Ich habe nicht damit gerechnet und ich habe auch nicht mehr gesucht, muss ich ehrlich sagen. Wir haben uns durch einen großen Zufall gesehen. Sie kam aus einer Gaststätte heraus und ich stand mit meinen Freunden davor. Ich habe kein Wort mehr rausgebracht, als sie an mir vorbeigelaufen ist. Sie hat telefoniert und stand ein bisschen weg von uns. Ich habe sie beobachtet und als sie zurückkam, habe ich mich ihr in den Weg gestellt und gesagt: Das war kein schönes Telefonat, oder? "Nein", sagte sie. "Das war es ganz sicher nicht." Dann habe ich gefragt: Würden sie mir mal ihr Handy geben? Sie gab mir ihr Handy und ich habe meinen Namen und meine Nummer eingeben. Ich habe gesagt: Wenn sie mal angenehm telefonieren möchten, dann setzten sie sich mit mir in Verbindung (lacht). Am nächsten Tag bekam ich dann eine WhatsApp-Nachricht mit der Frage, ob das wohl mein Ernst gewesen wäre? Ich sagte, ja. Einen Tag später haben wir uns getroffen.

Wie ging es weiter?

Wir haben uns in der gleichen Woche noch dreimal getroffen. Das ging dann so weiter und wir haben stundenlang miteinander telefoniert. Ich saß in Senden, sie in Köln. Und so einfach ging das.

Iris ist 18 Jahre jünger. Sehen Sie keine Probleme in diesem großen Altersunterschied?

Ich habe nur gefragt, wie alt sie ist, weil sie wesentlich jünger aussieht. Wenn sie zu jung ist, hat das keinen Sinn. Dann gehöre ich ja zu den alten Knackern, die sich mit einem halben Teenager abgeben. Ich wollte schon eine erwachsene Frau haben. Als sie dann aber sagte, sie ist 52 und wird dieses Jahr 53, dachte ich: Das sind 17 Jahre, das ist nichts.

Wollen Sie denn nun auch zusammenziehen?

Nein, das war noch kein Thema. Sie war natürlich schon hier bei mir in Senden, wo es ihr sehr gut gefällt. Aber sie hat ihre Arbeit und ihre Tochter in Köln. So eine große Änderung möchte ich ihr nicht zumuten. Ich habe selber auch eine kleine Wohnung in Köln, das ist kein Problem. Da ich ja sehr aktiv im Kölner Karneval bin, geht das schon.

Heute feiern Sie ihren 70. Geburtstag. Ist eine Party geplant?

Ja, es ist eine kleine Party geplant mit meiner Freundin und ihrer Tochter, sowie meinem Sohn uns seiner Frau. Zudem hat meine Schwester morgen Geburtstag und wir haben beschlossen, Ende Mai am Himmelfahrtstag wieder das Geschwistertreffen zu machen. Das wird bei mir zu Hause stattfinden. Von "Sonnenklar TV" bekomme ich am 20. Juli dann noch eine Geburtstagssendung geschenkt. Die wird dann auch live übertragen und es werden viele Prominente kommen. Das ist natürlich eine große Ehre.

Mit 70 Jahren haben Sie den Großteil ihres Lebens gelebt. Wie denken Sie über das Älterwerden?

Man nimmt so ein Metermaß und schneidet die ersten 70 Zentimeter weg. Dann hat man nur noch das Stückchen von 70 bis 100. Und das ist ein kleines Stück von dem großen langen Stück. Das heißt, ich habe den Großteil meines Lebens gelebt. Aber: Ich habe es gelebt!

Haben Sie Angst vor dem Tod?

Natürlich denkt man daran. Und wenn ich jetzt nach draußen schaue in die Natur, ich wohne schön ländlich und habe ein traumhaftes altes Haus in einer Bauernschaft bei Münster, möchte ich das nicht missen. Ich habe vor fast fünf Monaten das Glück gehabt, eine neue Partnerin zu finden, die mich wahnsinnig liebt und die ich verehre. Und ich möchte möglichst lange noch viel mit dieser Frau erleben. Der Tod spielt für mich im Moment eigentlich noch keine Rolle, weil ich viel zu gerne lebe und keine Zeit dafür habe, mir über ungelegte Eier Gedanken zu machen.

Bleibt eine Frage: Was wünscht sich ein Mann wie Sie, der eigentlich alles hat, zu seinem runden Geburtstag?

Das ist eine große Frage. Wenn ich so weiterleben kann wie heute, und man mir Zeit schenken könnte, würde ich sie nehmen.

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