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Film-Ikone und Provokateur - Promi-Geburtstag vom 25. September 2019: Pedro Almodóvar


Film-Ikone und Provokateur
Promi-Geburtstag vom 25. September 2019: Pedro Almodóvar

Von dpa
25.09.2019Lesedauer: 4 Min.
Pedro Almodóvar hat in Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk bekommen.Vergrößern des BildesPedro Almodóvar hat in Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk bekommen. (Quelle: Claudio Onorati/ANSA/AP./dpa)
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Madrid (dpa) - Es ist schon mehr als 30 Jahre her, dass Pedro Almodóvar mit seinen "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" den Durchbruch schaffte. Der erfolgreichste und wohl auch umstrittenste Filmemacher Spaniens wird heute 70 Jahre alt.

Sittsam und leise ist der Provokateur und unermüdlich Arbeitende aber keineswegs geworden. In einem seiner jüngsten Interviews beklagte er eine zunehmende "Diktatur des politisch Korrekten", die bei Künstlern "zum Schlimmsten, zur Selbstzensur" führe.

Viel mehr Grund, sich zu ärgern und zu beschweren, hatte Almodóvar zuletzt aber kaum. Ganz im Gegenteil. In den vergangenen Wochen bekam er zwei vorgezogene Geburtstagsgeschenke. Beim Filmfestival in Venedig wurde er Ende August mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Und vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Spanien seinen aktuellen, viel gelobten Film "Leid und Herrlichkeit" mit Antonio Banderas und Penélope Cruz, der von der eigenen Lebensgeschichte inspiriert wurde, ins Rennen für den Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film schickt.

Vor allem die Auszeichnung in Venedig wird Almodóvar Genugtuung bereitet haben, denn den Oscar hat er schon zweimal geholt: im Jahr 2000 für die Tragikomödie "Alles über meine Mutter" als bester nicht-englischsprachiger Film und 2003 für das beste Original-Drehbuch zum Drama "Sprich mit ihr".

In der italienischen Lagunenstadt hatte er aber Anfang der 80er Jahre eine Abfuhr bekommen. Sein dritter Spielfilm "Das Kloster zum Heiligen Wahnsinn" wurde dort wegen "Frevelhaftigkeit" nicht für den Wettbewerb zugelassen. Der Streifen zeigte unter anderem eine lesbische Ordenschefin, die sich Heroin spritzte.

Frauen, ob unkonventionelle Nonnen, Mütter oder Töchter, Ehefrauen oder Geliebte, Prostituierte oder Putzfrauen, Transvestiten oder Transsexuelle, sie sind in Almodóvars Filmen stets die Heldinnen. Neben Sex und Drogen, den opulenten Farben, dem Stilmix und den komplizierten Erzähltechniken, den surrealistischen Elementen, den extravaganten Kostümen und Ausstattungen prägen Schauspielerinnen wie Cruz, Carmen Maura, Victoria Abril, Rossy de Palma und Paz Vega - die sogenannten "Chicas Almodóvar", die Almodóvar-Girls und -Musen eben - die Werke des bekennenden Atheisten und offen lebenden Schwulen.

Für Penélope Cruz ist Almodóvar "der große Beobachter und Versteher der Frauen". "Er zollt der Frau ständig Tribut. Es ist ein großes Glück, dass wir jemanden haben, der so gute Sachen für die Frau schreibt, der uns so gut versteht", sagte die 45-Jährige, die ebenso wie Ehemann Javier Bardem und Banderas dank Almodóvar auch in Hollywood Karriere machte.

Der Regisseur und Drehbuchautor, in dessen Filmen eine unterdrückte Hausfrau den Ehemann schon mal mit einer Schinkenkeule totschlägt, hat eine eigene Erklärung für seine Faszination: "In der spanischen Kultur ist die Frau viel lebhafter als der Mann. Sie drückt sich beim Reden und auch durch ihr Verhalten viel mehr und besser aus. Sie ist direkter, hat weniger Vorurteile und weniger Angst, sich lächerlich zu machen."

Almodóvar, der wie kaum ein Zweiter den Spagat zwischen Kunst und Kitsch, zwischen Komödie und Tragödie meistert, wuchs zur Zeit der Franco-Diktatur im Mief des kleinen 4000-Seelen-Dorfes Calzada de Calatrava in der Provinz Ciudad Real in Kastilien-La Mancha auf. Mit 16, schon damals nach eigenen Worten "süchtig nach Kino", zog er allein und ohne Geld in die spanische Hauptstadt. Die Filmschule war von Franco geschlossen worden, deshalb musste er sich mit dem Learning by Doing zufriedengeben. Aber schon bald sorgten seine Kurzfilme in der Madrider "Movida" (Bewegung), der Kulturrevolution Ende der 70er und Anfang der 80er, für Aufsehen.

Seinen ersten Kinofilm "Pepi, Luci, Bom und der Rest der Bande" drehte der Mann, der nach eigenen Angaben von so verschiedenen Künstlern wie Alfred Hitchcock, Federico Fellini und Pina Bausch inspiriert wurde, praktisch ohne Budget. Dann folgten unzählige Meisterwerke, darunter "Fessle mich!", "Volver - Zurückkehren" und "La mala educación - Schlechte Erziehung".

Früh zeigte der marottenreiche und kompromisslose Künstler aber auch, dass er so etwas wie ein Multitalent ist. Er war Comic-Autor und schlug sich auch als Büroangestellter durch. Mit einer Punk-Band machte er viele Jahre lang das Madrider Nachtleben unsicher. Er war auch literarisch unterwegs und veröffentlichte 1983 den Roman "Patty Diphusa", das Tagebuch eines fiktiven Fotonovela-Pornostars. Zudem schreibt er seit vielen Jahren Geschichten für spanische Zeitungen.

Almodóvar will weiter Filme drehen, provozieren und Konventionen trotzen. Man dürfe sich als Künstler nie die Frage stellen, ob man jemandem auf den Schlips trete. "Die Antwort lautet nämlich immer ja, wir denken ja nicht alle gleich." Dass in Spanien Musiker wie der Rapper Valtonyc wegen Songtexten gegen Königshaus und Politiker zu Haftstrafen verurteilt werden, findet Almodóvar inakzeptabel.

Der Mann scheint vor nichts und niemandem Angst zu haben. Oder doch? Doch! "Eines Tages nicht mehr schreiben zu können und keine Ideen mehr zu haben, wäre für mich ein Alptraum. Filmemachen ist meine Leidenschaft, eine Art Abhängigkeit", sagte er der Deutschen Presse-Agentur im Mai am Rande des Filmfestivals von Cannes.

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