Rätsel um Susanne Daubners Alter – "Tagesschau"-Sprecherin verjüngt

Seit mehr als 20 Jahren präsentiert Susanne Daubner die "Tagesschau". Millionen Menschen sind mit der Moderatorin vertraut. Doch was viele nicht wissen: Sie ist älter als gedacht.

"Susanne Daubner wird 60 Jahre alt". So oder so ähnlich steht es heute vielerorts im Internet. Zum Beispiel, wenn ihr Name bei Google eingegeben wird. Oder bei Wikipedia. Oder auf Portalen wie "Promi Geburtstage" und "Geboren.am". Überall wird behauptet, die Fernsehmoderatorin feiere heute runden Geburtstag.

Doch das stimmt nicht.

Susanne Daubner bedankt sich auf Nachfrage für das Interesse an ihrem Geburtstag und lässt über den NDR mitteilen: Das Jubiläum ist längst passé. "Frau Daubner hatte bereits letztes Jahr ihren runden Geburtstag", schreibt eine Sprecherin des NDR auf Anfrage von t-online. Die "Tagesschau"-Sprecherin selbst gibt kaum Interviews, hat kein Management und äußert sich auch auf mehrfache Nachfrage nicht, wie es zu diesen Fehlinformationen kommen konnte.

Hinter der Verwirrung steckt ein Mann aus Berlin

"Die Angaben in Wikipedia sind falsch", heißt es lediglich vom Sender. Nur eine Angabe sei in der Tat korrekt: der 26. März. Doch statt des fälschlich angenommenen Geburtsjahrs 1962 kam Susanne Daubner bereits am 26. März 1961 auf die Welt. Eine Quelle hat dies auch korrekt vermerkt. Auf dem offiziellen Blog der "Tagesschau" ist eine Kurzbiografie von Daubner hinterlegt mit der Info: "Geboren wurde Susanne Daubner 1961 in Halle an der Saale."

Wie also kam es zu dieser unfreiwilligen Verjüngung der Nachrichtensprecherin? Warum kann auch der NDR auf Nachfrage nicht rekonstruieren, wie diese falschen Angaben in die Welt gelangten?

Anruf bei einem Mann in Berlin. Sein Name ist Torsten Schulz und er ist im Jahr 1967 geboren – so erzählt er es zumindest. Recherchen von t-online konnten ihn als denjenigen identifizieren, der für die Geburtstagsangabe auf Wikipedia verantwortlich ist. Am 16. September 2009 um 22.42 Uhr nachts hat es eine Änderung in dem Onlinelexikon gegeben. Seitdem herrscht die Verwirrung: 1961 oder 1962 – wann wurde Susanne Daubner geboren?

"Ich habe damals beim NDR in Hamburg angerufen und nachgefragt", erzählt Schulz t-online. Anschließend habe man ihm nach einem Rückruf "freimütig Auskunft erteilt". Ein Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks sei so freundlich gewesen und habe ihm das Datum telefonisch durchgegeben, berichtet er. So lautet also die Version des Mannes aus Berlin-Weißensee. Nachprüfen lässt sie sich nicht mehr. Schulz könne sich an den Namen des Mitarbeiters nicht mehr erinnern, schließlich liege das Telefonat bereits mehr als zwölf Jahre zurück. Dem Sender selbst geht es ähnlich: "An diesen (möglichen) Anruf aus dem Jahr 2009 können wir uns nicht mehr erinnern", antwortet der NDR dazu auf Nachfrage.

So oder so: Die Information verselbstständigte sich – und erreichte mittels vermeintlicher Wikipedia-Seriosität viele weitere Onlinedienste und Anbieter, die sich nach der Berufung auf das Lexikon in Sicherheit wiegten.

Doch warum ruft man(n) bei einem öffentlich-rechtlichen Sender an, um das Geburtsdatum einer Nachrichtensprecherin zu erfahren? Ging es um den richtigen Termin für das Verschicken des Blumenstraußes? Sollte Frau Daubner rechtzeitig eine Pralinenschachtel erreichen? Nicht ganz, aber fast: Astrologie ist das Stichwort. "Ich habe eine Affinität für Sternzeichen", verrät Schulz am Telefon. Ihn interessiere, wie Widder, Löwen, Skorpione und Wassermänner so ticken, erklärt er. Nach der Wende habe er angefangen, dazu zu recherchieren und sich mit den Deutungen der Tierkreiszeichen auseinanderzusetzen.

Auch andere TV-Moderatorinnen sind betroffen

"Ich hab mal Personalwirtschaft und Statistik studiert, aber leider abgebrochen", so der in der DDR sozialisierte Schulz, der angibt, gegenwärtig arbeitslos zu sein und sich hauptsächlich mit "bloggen und Social Media" zu beschäftigen. Bei Wikipedia ist Schulz eine Arbeitsbiene. Viele seiner dort eingestellten Benutzerbeiträge zeigen: Er wendet seine Sternzeichen-Affinität häufig für das Onlinelexikon an.

Er habe schon bei vielen Sendern angerufen, berichtet er. "WDR, RBB, NDR – früher war das alles kein Problem, doch seit Neuestem geben sie die Geburtsdaten aus Datenschutzgründen nicht mehr raus." Die neue Datenschutz-Grundverordnung, kurz DSGVO, gilt seit dem Mai 2018. Von der Arbeit hält das Torsten Schulz nicht ab. Er telefoniert auch weiter für deutsche Moderatorinnen wie Cathrin Böhme, Anne Willems, Andrea Gießelmann oder Bettina Schausten herum. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg – wie auch das Beispiel Susanne Daubner exemplarisch gezeigt hat.

*Info: Nach den mehrmaligen Telefonaten mit dem NDR und den Hinweisen von t-online zu der falschen Geburtstagsangabe zu Susanne Daubner hat der Sender bei Wikipedia das Geburtsjahr korrigiert. Gut möglich also, dass zum jetzigen Zeitpunkt, an dem Sie diesen Artikel hier lesen, die Verwirrung aus der Welt geschafft wurde.