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Royal-Experte: Das hat König Charles seiner Mutter voraus


Herausforderungen für Charles III.
Mit Liz Truss könnte der König ein Problem bekommen

Eine Analyse von Charlotte Koep

Aktualisiert am 24.09.2022Lesedauer: 5 Min.
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König Charles III.: Der 73-Jährige übernimmt nun neue Aufgaben. (Quelle: IMAGO/Tayfun Salci)

Charles III. folgt seiner Mutter auf den britischen Thron. An ihm als Monarch gab es oft Zweifel. Dabei hat er der verstorbenen Queen etwas voraus.

Die verstorbene Queen galt jahrzehntelang als Konstante – wird ihr Nachfolger in Zukunft den gleichen Ruf genießen? An Charles wurde oft gezweifelt, glaubten doch viele, dass er anders als seine Mutter nicht das Zeug zum Monarchen habe.

"Da habe ich weniger Sorgen", entgegnet Adelsexperte Thomas Kielinger im Gespräch mit t-online. Den Briten sei sehr wohl bewusst, dass Charles III. nicht so einfach in die Fußstapfen der Queen treten könne. "Das geht auch nicht, wenn sie mit 25 Jahren Königin wird und dann 70 Jahre lang regiert. Charles ist bereits 73, und niemand erwartet, dass er so regieren wird wie seine Mutter." Ganz im Gegenteil, man wünsche ihm seinen ganz eigenen Stil.

"Sie war auf Hilfe angewiesen"

Dass die beiden Royals zum Zeitpunkt ihrer jeweiligen Krönung vom Alter her so weit auseinander liegen, sei ein entscheidender Punkt, findet der Autor: "Sie war erst 25 Jahre alt und war auf Hilfe angewiesen. Zudem kannte sie das Volk nicht." Charles habe seine jetzige Position all die Jahre durch Beobachtung kennenlernen können. Dabei habe er die Monarchie unter seiner Mutter mitgestaltet. "Die Menschen sind nicht nur mit der Queen aufgewachsen, sondern auch über 70 Jahre mit Charles." Kielinger ist sich sicher: Die Menschen fühlen ihm gegenüber "Zuversicht und Wohlwollen".

Zwar ist Charles mit dem Tod seiner Mutter nun auf den Thron nachgerückt, die Krönung steht allerdings noch aus. Die "Daily Mail" berichtete jüngst, dass die Zeremonie für den 2. Juni 2023 geplant sei – jenen Tag, an dem der 70. Jahrestag der Krönungszeremonie von Elizabeth II. gewesen wäre. Allerdings soll Charles das Ganze in einem kleineren Rahmen halten wollen als seine Mutter damals 1953. Ohnehin gehen viele davon aus, dass Charles die Monarchie verschlanken will und den Fokus auf wenige Mitglieder an der Spitze der Royal Family reduzieren will.

Wie stark wird die Kritik sein?

Zuletzt hatte es Kritik an der kostenintensiven Trauerphase für die Queen gegeben. Und auch darüber hinaus steht die Daseinsberechtigung der Monarchie in der jetzigen Form oft infrage. Ist sie noch zeitgemäß und in dem gegebenen Maße noch gerechtfertigt? In den ersten Tagen nach dem Tod der Queen waren die Gegenstimmen sehr leise, auch aus Respekt vor den trauernden Angehörigen. Abzuwarten bleibt, wie die Reaktionen der Öffentlichkeit in der Zukunft ausfallen werden.

Thomas Kielinger merkt allerdings an, wie wichtig die Monarchie für viele Briten ist und dass es viele Befürworter gibt. "Es gibt immer wieder Gründe, warum sich eine Gesellschaft zerreißen möchte. Und dann ist es wichtig, ein Amt zu haben an der Spitze, zu welchem alle Mitglieder des Staates aufschauen können, und das aus einer neutralen Position heraus allen Gruppen dient." Elizabeth II. war "eben hervorragend in ihrer Fähigkeit, diese Neutralität zu versinnbildlichen und beliebt zu bleiben auf allen Seiten der Gesellschaft", erklärt er t-online.

Deswegen sei er sich sicher, dass sich durch diese Kontinuität zu der Trauer auch ein Gefühl der Dankbarkeit gesellen werde. "Was haben wir in der Zeit an Bundespräsidenten erlebt. Das ist der Vorteil der konstitutionellen Monarchie, dass sie Ruhe mit sich bringt innerhalb der Unruhen der politischen Weltlichkeiten, dass sie diesen Anker der Beruhigung hat über alle Streitereien der politischen Geschichte hinweg", führt der Autor weiter aus.

Natürlich wisse Kielinger, dass es auch Antimonarchisten in England gibt. "Aber die Monarchie-Befürworter sind eindeutig in der Mehrheit in Großbritannien. Und es wird noch lange, lange so bleiben", ist er überzeugt.

Bleibt Charles weiterhin stumm?

Doch neben der Kritik an der Monarchie kommen auf Charles auch Herausforderungen anderer Art zu. Nur zwei Tage vor ihrem Tod hat die Queen die neue britische Premierministerin Liz Truss in ihrem Amt bestätigt. Die Haltung der Politikerin unterscheidet sich in puncto Klima- und Umweltschutz stark von der des neuen Königs. Sie befürwortet Atomkraft und das umstrittene Fracking, hält aber nicht viel von Solaranlagen.

Charles hingegen setzt sich offen für Umweltschutz ein, plädierte schon in den Siebzigerjahren für ein Umdenken und gab zuletzt etwa 2021 in einem BBC-Interview an, an zwei Tagen in der Woche bewusst auf Fleisch zu verzichten. An einem weiteren Tag nehme er keine Milchprodukte zu sich. Zudem habe er seine Anwesen umweltfreundlicher gestaltet, so etwa in Bezug auf das Heizen oder durch den Anbau von Solaranlagen auf den Dächern.

"Das kann ich unmöglich kommentieren"

Ein Problem, das mit den unterschiedlichen Haltungen von Truss und Charles einhergeht: Das britische Königshaus wahrt seit jeher seine bereits erwähnte politische Neutralität, die durch die konstitutionelle Monarchie bedingt ist. Nicht gerade die besten Vorzeichen für einen harmonischen Umgang der Institutionen.

Äußert sich der König nicht zur Politik von Liz Truss, könnten sich Charles' Anhänger verwundert die Augen reiben. Stellt er sich hingegen offen gegen die Meinung der Premierministerin, würde er die konservative Boulevardpresse verärgern und das Verhältnis zwischen ihr und dem Königshaus in Gefahr bringen. Wie mit Abweichlern in Großbritannien umgegangen wird, zeigt auch das Beispiel von Prinz Harry und Herzogin Meghan deutlich: Seit sie ihren royalen Pflichten entsagt haben, sind sie immer wieder Zielscheibe teils heftiger Kritik.

Vor seiner Königsrolle verhielt sich Charles jedenfalls betont diplomatisch. Als die BBC ihn vergangenes Jahr fragte, ob die britische Regierung genug zur Bekämpfung des Klimawandels tue, antwortete er: "Das kann ich unmöglich kommentieren."

Auch in der Familie gibt es Schwierigkeiten

Neben den Herausforderungen, die er als König zu meistern haben wird, kommen auch noch private Baustellen hinzu. Zwar zeigte sich die Royal Family während der Trauerphase als Einheit. Doch womöglich hat sie lediglich der gemeinsame Verlust zusammengeschweißt. Zwischen seinem jüngeren Sohn Prinz Harry und anderen Mitgliedern des Hofes soll es bereits seit geraumer Zeit kriseln. Auch Harrys Ehefrau Herzogin Meghan trägt ihren Teil zu den Streitigkeiten bei. Unvergessen dabei bleibt ihr TV-Interview mit Oprah Winfrey, in dessen Verlauf sie dem Palast schwere Vorwürfe gemacht hatte.

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Die Queen schien bei den Streitereien innerhalb der Familie als eine Art Brücke zu fungieren. Harry pflegte laut eigenen Angaben immer ein gutes Verhältnis zu ihr. Doch mit ihrem Tod könnte die letzte Verbindung zwischen ihm und dem Hof verschwunden sein. Fraglich, wie oft Harry seine Familie in Zukunft besuchen wird. Er lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern in Kalifornien, reiste nur einen Tag nach den Trauerfeierlichkeiten zurück in die USA.

Gesprächsformate innerhalb der Royal Family sollen während der Zeit von Harrys Aufenthalt in Großbritannien nicht genutzt worden sein. Stattdessen ist immer wieder die Rede von seiner geplanten Biografie und welchen Sprengstoff sie für das britische Königshaus haben könnte. Sprengstoff, mit dem sein Vater als neuer König einen Umgang finden muss.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Thomas Kielinger
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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