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Nach Abrechnung von Ex-Kandidatin: "GNTM" will Kaggwa zum Schweigen bringen


GNTM will Ex-Kandidatin zum Schweigen bringen

Von Charlotte Koep

Aktualisiert am 28.08.2022Lesedauer: 5 Min.
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Heidi Klum und Lijana Kaggwa: Die GNTM-Chefjurorin bewertete das Modelpotenzial ihres früheren Schützlings.Vergrößern des Bildes
Heidi Klum und Lijana Kaggwa: Die GNTM-Chefjurorin bewertete das Modelpotenzial ihres früheren Schützlings. (Quelle: imago images/Eventpress Klum imago/Sven Simon Montage: U.Frey / t-online)

GNTM geht rechtlich gegen Ex-Teilnehmerin Lijana Kaggwa vor. Ein erstes Urteil ist gesprochen – doch beide Seiten hören nicht auf zu kämpfen.

Die Macher von "Germany's next Topmodel" sind Kritik gewohnt. Doch kaum jemand macht seiner Entrüstung und Wut über den TV-Wettbewerb so sehr Luft wie Lijana Kaggwa. Die Kandidatin der 15. Staffel rechnet öffentlich mit der Produktion rund um Chefjurorin Heidi Klum gnadenlos ab.

Es ist eine ganze Palette an Vorwürfen, die die Ex-Kandidatin öffentlich macht – und damit die ProSieben-Produktionsfirmen Seven.One und RedSeven in Aufruhr versetzt. Mitte Mai dieses Jahres sah sich der Sender gezwungen, rechtliche Schritte einzuleiten und reichte beim Hamburger Landgericht wegen "unwahrer Tatsachenbehauptung" eine Unterlassungsklage über 250.000 Euro ein. Wie Lijana Kaggwa t-online bestätigt, wurden dem Gericht anschließend von beiden Seiten eidesstattliche Erklärungen vorgelegt. Dabei kamen auch Mitarbeiter der Show, unter anderem ein Producer und die Nanny der Kandidatinnen, zu Wort. Was dann folgte, ist ein Teilsieg für Lijana Kaggwa.

Die Frage nach der Manipulation

Wichtig seien der TV-Bekanntheit vor allem zwei Punkte, wie sie t-online erklärt. Es habe demnach nachweislich Manipulationen am Set und vorgeschriebene Handlungen für die Show gegeben. "Das Gericht hat ebenfalls bewiesen, dass Kandidatinnen die Füße eingecremt wurden kurz vor Beginn der Catwalkshow, woraufhin die Kandidatinnen sehr schlimm gestürzt sind und sich verletzt haben."

Kaggwa führt aus: "Dieses Verhalten stuft das Gericht sogar als grob fahrlässig seitens Seven.One und RedSeven ein, weil – so das Gericht – diese für den sicheren Ablauf dieser Catwalkshow zuständig waren. In diesem Zusammenhang wurde mir jedoch vom Gericht untersagt, Wörter wie 'manipulativ' oder 'gezielt' zu verwenden."

Models, die stolpern, ausrutschen oder umknicken, sind bei GNTM seit jeher Teil der Show-Dramaturgie. Videos mit Titeln wie "Manche können laufen und manche eben nicht" oder "Nadine stürzt heftig beim Entscheidungswalk" werden auf dem YouTube-Kanal der Sendung millionenfach geklickt. Ein anderer Clip aus der Top Ten der meistgesehenen GNTM-Ausschnitte trägt den Namen: "Ein Plan fliegt auf: Models verstecken Süßigkeiten". Fast sechs Millionen Abrufe stehen zu Buche. Auch darüber hat Kaggwa vermeintliche Geheimnisse enthüllt.

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Bei ihrer öffentlichen Abrechnung gibt sie preis, in der Unterkunft der Models seien keine zuckerhaltigen Nahrungsmittel erlaubt gewesen. Diesen Umstand bestätigt ihr das Gericht. "Es wurde verboten, dass man Süßigkeiten wie Snickers, Gummibärchen oder fettige Lebensmittel wie Pizza etc. für die Villa einkauft. Angeblich weil Models so etwas nicht essen würden und wir wären ja bei GNTM, um ein Model zu werden und nicht, um eine schöne Zeit zu haben", schildert sie.

Doch es ist kein Sieg auf ganzer Linie für Kaggwa. Auch der GNTM-Produktion werden Punkte zugesprochen. So darf Kaggwa nicht mehr behaupten, dass die für die Teilnehmerinnen zuständige Nanny nur einmal die Woche Lebensmittel besorgt habe. "Meine Aussage kann falsch verstanden werden, daher muss ich das in Zukunft anders erzählen beziehungsweise muss dazu sagen, dass die Nanny wohl auch mal einige Teile außerhalb dieser Liste eingekauft hat."

Ihre Schilderung, dass der von der Produktion gestellte Psychologe beruflich gar nicht qualifiziert sei, ist ebenfalls falsch – denn dieser habe Psychologie studiert. "Er war für mich nur leider keine psychologische Hilfe", resümiert Lijana.

Der Rechtsstreit geht weiter

Ein erstes Urteil ist gefallen. Am 4. Juli 2022 erging der Beschluss des Landgerichts Hamburg, den t-online in Teilen einsehen konnte. Die darin aufgeführten Entscheidungen des Gerichts decken sich mit den Schilderungen Kaggwas. Doch es ist noch nicht vorbei. Die Produktion versucht weiterhin, Heidi Klums ehemaligen Schützling zum Schweigen zu bringen.

In einem Statement von ProSieben heißt es: "Das Landgericht Hamburg hat am 4. Juli im Eilverfahren gegen Frau Kaggwa einen Beschluss gefasst, der Frau Kaggwa erfreulicherweise bereits mehrere ihrer unwahren Behauptungen untersagt. In anderen Punkten bemühen wir aktuell erneut das Gericht. Selbstverständlich halten wir daran fest, dass wir auch gegen diese Äußerungen einen Unterlassungsanspruch haben, weil sie in dem von uns skizzierten Umfang unwahr sind", so GNTM-Sprecherin Tina Land.

Die Antragstellerseite – in dem Fall GNTM – habe nach dem Urteil sofortige Beschwerde eingelegt, bekommt t-online auch vom Landgericht bestätigt. Dies betrifft die Punkte, in denen die Untersagungsverfügung abgelehnt wurde. Sprich: das Verbot von zuckerhaltigen Lebensmitteln sowie die vorgeschriebenen Handlungen. Diesem Antrag kam das Landgericht allerdings nicht nach. Damit liegt der Fall nun beim Oberlandesgericht, dessen Entscheidung bis jetzt noch aussteht.

Dass das Unternehmen nicht aufhört, überrasche Kaggwa nicht. "Aber das Schöne: GNTM hat deutlich mehr zu verlieren als ich – also blicke ich ganz entspannt auf das nächste Verfahren", schildert das Model.

Doch auch wenn der GNTM-Streit noch nicht beigelegt ist: Das Image von Deutschlands bekanntester Modelcastingshow ist in Gefahr. "Ich denke, mit diesem Urteil kann GNTM einfach nicht weitermachen wie bisher, deswegen können sie auch nicht aufhören, mich zu verklagen, obwohl ich bereits gewonnen habe", ist Kaggwa von ihrer Sache überzeugt.

"Geht es hier vielleicht um mediale Aufmerksamkeit?"

Ihr Ehrgeiz scheint keine Grenzen zu kennen. Kaggwa ist sicher, dass ihre Enthüllungen "das Aus für die Show und Heidi Klum" bedeuten könnten. Doch das sei gar nicht ihr Ziel. Ihr gehe es vielmehr um die Aufklärung der Zuschauer und der zukünftigen Modelanwärterinnen. "GNTM soll nur aufhören, junge Menschen auszunutzen, vorzuführen und psychisch zu ruinieren."

Auch Lijana habe nach ihrer Teilnahme an psychischen Problemen gelitten, sie habe sogar mit Suizidgedanken gekämpft. t-online konfrontierte GNTM mit diesen Aussagen.

"Lijana Kaggwa ist während der Teilnahme an #GNTM von einem Psychologen betreut worden. Was dort besprochen wird, war und ist vertraulich. Aber wenn der Psychologe dem Produktionsteam den Hinweis geben würde, dass eine Kandidatin aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dabei sein sollte, würde man sie aus dem Wettbewerb nehmen", äußert sich ProSieben-Sendersprecher Christoph Körfer dazu.

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Wie der Sprecher weiter erklärt, werden die GNTM-Kandidatinnen während und nach den Dreharbeiten von mehreren Experten betreut. Genau wie viele Frauen vor ihr sei auch Lijana mit der Betreuung sehr zufrieden gewesen – "zumindest hat sie das mehrfach gesagt. Sie hat zudem sehr gerne unterschiedliche Hilfe, auch finanzielle Hilfe, angenommen."

"Jetzt – zwei Jahre nach Ihrer Teilnahme – behauptet sie viele Dinge und nimmt es dabei mit der Wahrheit nicht ganz genau. Das hat auch schon ein Gericht festgestellt. Da darf man fragen: Geht es hier vielleicht um mediale Aufmerksamkeit?“, heißt es in der Erklärung weiter.

Dieses Statement macht deutlich: ProSieben wird sich nicht länger gefallen lassen, dass eine Ex-Kandidatin das GNTM-Prestige in Misskredit bringt. Doch auch Lijana Kaggwa zeigt sich unerbittlich, will auch in Zukunft auf die Missstände innerhalb des Formats aufmerksam machen und schreckt vor weiteren Klagen nicht zurück. Im Gespräch mit t-online findet sie klare Worte: "GNTM ist keine Glamour-Welt – GNTM ist ein menschlicher Abgrund." Ermüdungserscheinungen hören sich anders an.

Verwendete Quellen
  • Mail-Austausch mit Lijana Kaggwa
  • Mail-Austausch mit GNTM-Sprecherin Tina Land
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