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"München 72 - Das Attentat" schöpft sein Potential nicht aus


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"München 72 - Das Attentat" schöpft sein Potential nicht aus

t-online, BT

Aktualisiert am 20.03.2012Lesedauer: 3 Min.
Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher in Verhandlungen mit dem Rädelsführer der Terroristen.Vergrößern des BildesBundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (M., Stephan Grossmann) in Verhandlungen mit dem Rädelsführer der Terroristen. (Quelle: ZDF, Heike Ulrich)
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Authentizität vor Emotionalität - so lautete das Motto des gestrigen ZDF-Spielfilms "München 72 - Das Attentat", der den Anschlag des palästinensischen Terrorkommandos "Schwarzer September" auf das israelische Olympia-Team realistisch nachzeichnete. Obwohl Regisseur Dror Zahavi die Geschichte mit persönlichen Schicksalen zu emotionalisieren versuchte, blieben die Charaktere des Films meist zu kalt und trivial.

Weil auch schon Steven Spielberg in seinem Film "München" viel Wert auf die Authentizität der Ereignisse gelegt hatte, wirkte der Anfang des Films, der das Drama zum ersten Mal aus deutscher Sicht erzählte, fast schon wie eine Kopie der fünffach Oscar-nominierten US-Variante. Fast deckungsgleich war zum Beispiel die Szene, in der amerikanische Athleten ahnungslos den palästinensischen Terroristen über den Zaun des Olympia-Dorfes halfen. Dass Regisseur Zahavi strikt an den Fakten festhielt, war zwar nicht verwerflich. Er hätte sie lediglich dramaturgisch besser in Szene setzen können. Man vermisste die Angst in den Gesichtern der Geiseln und auch die Terroristen wirkten weichgespült.

Szenenwechsel verwirrten

Verwirrend waren die ständigen Szenenwechsel im Film. An der einen oder anderen Stelle verhaspelten sich die Macher des Films, wechselten zu oft zwischen den verschiedenen Schauplätzen hin und her. Da gab es den Krisenstab, die Lage im Olympischen Dorf, die persönliche Ebene mit verschiedenen Schicksalen, wie zum Beispiel dem Trainer der israelischen Fechtmannschaft, André Spitzer, und dessen Frau oder die Beziehung zwischen der jungen Polizistin Anna Gerbers (Bernadette Heerwagen) und dem Hubschrauberpiloten Michael Bruckner (Felix Klare). Besonders die Verknüpfung dieser verschiedenen Schauplätze, die meist mithilfe eines überemotionalen Fernsehreporters daher kam, wirkte ideenlos und lästig. Verbunden mit der konsequenten Chronologie, wurde der Zuschauer dazu verleitet, das Zeitgefühl zu verlieren. Dass alle Ereignisse an nur einem Tag stattfanden, schien so schwer nachvollziehbar.

Ferch und Aleardi überzeugten

Waren viele Charaktere in dem Film überzeichnet oder zu emotionslos gespielt, so gab es dennoch einige Lichtblicke. Heino Ferch verkörperte den Polizei-Präsidenten Dieter Waldner, der ob seiner Unfähigkeit die geballte Wut der Zuschauer auf sich vereinte - ein tragender Charakter des Films. Auf Seiten der Geiseln überzeugte Pasquale Aleardi. Er spielte den isrealischen Fechttrainer André Spitzer, der glaubte, alle Grenzen zwischen befeindeten Völkern durch seine vom Idealismus geprägte Einstellung einfach überwinden zu können. Symbolisch dafür war sein Handschlag mit einem Athleten aus dem Libanon. Spitzers Tod schockte den Zuschauer am meisten.

Erfrischende Archiv-Aufnahmen

Der Film wurde nicht nur an Originalschauplätzen gedreht, es wurden auch Archiv-Aufnahmen der Spiele verwendet - optimal, um in die Vergangenheit einzutauchen. Die Bilder wirkten erfrischend, Olympia-Park und -Dorf gaben eine tolle Kulisse ab. Am Ende ist "München 72 - Das Attentat" jedoch ein Film, bei dem der Zuschauer nach etwas Gutem sucht und vergebens wartet. Auch die am Ende dargestellte Geburtsstunde der polizeilichen Spezialeinheit GSG 9 erfüllte diesen Zweck nicht. Die Macher des Films verpassten es, eine der Randgeschichten in den Mittelpunkt zu rücken. Zu wenig holten sie zum Beispiel aus der Tragödie um André Spitzer und dessen Frau Ankie heraus, die sich nach dem Attentat für eine Entschädigung der Hinterbliebenen der Opfer einsetzte. Was bleibt, ist ein authentischer Film über die "Stunde Null" des internationalen Terrorismus, dessen Potential aber an der einen oder anderen Stelle nicht ganz ausgeschöpft wurde.

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