Zwischen Liebe und Intrigen GZSZ macht Leid von Flüchtlingen zum Thema
News folgenLiebe, Affären und Intrigen: Das sind die Thermen, um die sich die sich die RTL-Soap "Gute Zeiten, schlechten Zeiten" normalerweise dreht. Doch jetzt wollen die Macher des Erfolgsformats anscheinend ernsthaftere Saiten aufziehen und mischen das Herzschmerz-Geplänkel mit einem Flüchtlingsdrama auf. Da fragt sich, ob diese schwere Kost in der sonst eher seichten Unterhaltungs-Serie richtig aufgehoben ist.
"Ein aktuelles Thema, das seit Monaten die deutsche Politik bewegt", kündigt der Sender seinen Exkurs in Sachen Flüchtlings- und Asyldrama an. Dabei geht es um den aus dem Bürgerkriegsland Mali stammenden Amar. Die Figur wird von dem in Hamburg aufgewachsenen Musiker und Schauspieler Thando Walbaum verkörpert. Dessen Mutter ist Deutsche, sein Vater stammt aus Südafrika.
"Mithilfe von Schleppern übers Mittelmeer"
"Amar desertierte von der Miliz und setzte sich mithilfe von Schleppern über das Mittelmeer nach Europa ab", umreißt der Sender seine "Odyssee" nach Deutschland. Gleichzeitig spendiert die RTL-Soap ihren Zuschauern auch noch einen kritischen Blick auf die Probleme von Asylsuchenden hierzulande. So sei Amars Zukunft "mit der Ankunft in Deutschland weiter ungeklärt, sein Asylantrag wird abgelehnt..." - soll heißen: Es wird spannend!
Als GZSZ-Lilly (Iris Mareike Steen) in der Soap auf Amar trifft, merkt sie schnell, dass dieser ein Geheimnis hat, wie es in der Ankündigung heißt. "Wird Lilly dahinter und ihm dadurch näher kommen?" Schon vorab deutet RTL damit an, dass es bei der Rolle des attraktiven Walbaums wohl auch um die GZSZ-typische Dosis Herzschmerz gehen wird.
Die Geschichte eines Geflohenen in eine Vorabendserie zu bringen, finde er "interessant und wichtig", sagt der Darsteller über seine Rolle. "Ich sehe es als Chance, (...) zu zeigen, dass Flüchtlinge auch eine Bereicherung für die Gesellschaft sein können."
Schauspielerisch ist der 29-Jährige kein unbeschriebenes Blatt. Er wirkte bereits in einigen TV-Krimis oder in der Udo-Jürgens-Bio "Der Mann mit dem Fagott" mit. Seine erste Hauptrolle hatte er an Veronica Ferres' Seite in dem autobiografischen TV-Zweiteiler "Neger, Neger, Schornsteinfeger!" (2005) über das Schicksal eines Deutsch-Liberianers in Hamburg, der die Zeit des Nationalsozialismus nur knapp überlebte.
Polit-Exkurs à la GZSZ
So gesehen ist Walbaum für die Rolle in der RTL-Soap durchaus geeignet. Und es mag sogar sein, dass seine Rolle den zumeist jungen GZSZ-Zuschauern die Folgen des Bürgerkriegs mit Hunderttausenden Flüchtlingen wie auch die Probleme von Asylsuchenden ein Stück weit vor Augen führen kann.
Die Frage ist eher, ob das wirklich das Ansinnen des Senders ist, oder ob sich RTL bei seiner GZSZ-Dramaturgie schlichtweg an Themen bedient, die angesichts der anhaltenden Flüchtlingswelle und fremdenfeindlichen Strömungen wie Pegida derzeit entsprechend aufgeheizt sind. Man darf also gespannt sein, wie die GZSZ-Macher Walbaums Rolle in der Soap ab dem 19. Juni in Szene setzen.
