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"Let's Dance 2016": Ulli Potofski hätte das Ding gewinnen sollen


Der Underdog bei "Let's Dance"
Ulli Potofski hätte das Ding gewinnen sollen

t-online, ein Kommentar von Denis Mohr

02.06.2016Lesedauer: 3 Min.
Ulli Potofski hätte die neunte "Let's-Dance"-Staffel gewinnen sollen. Aber er schied in der neunten Folge endgültig aus.Vergrößern des BildesUlli Potofski hätte die neunte "Let's-Dance"-Staffel gewinnen sollen. Aber er schied in der neunten Folge endgültig aus. (Quelle: RTL / Stefan Gregorowius)
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Heute Abend geht es bei "Let's Dance" um den Staffel-Sieg. Wer den erringen wird? Egal. Interessanter ist die Frage, wer ihn hätte erringen sollen. Eine liebevolle (und ernst gemeinte) Hommage an die tänzerische Talentlosigkeit des Ulli P.

Er hat es selbst gesagt: "Es wäre das Ende der Sendung, wenn jemand wie ich 'Let's Dance' gewinnen würde." Ulli Potofski hat nicht gewonnen, er ist in der neunten Runde ausgeschieden. Gewinnen wird wahrscheinlich Victoria Swarovski. Das geht klar, sie war die Klassenbeste in allen Disziplinen: Die Talentierteste, die Hingebungsvollste, die Leidgeprüfteste (toter zukünftiger Schwiegerpapa, gebrochene Rippe). Dass jemand wie sie "Let's Dance" gewinnt, ist richtig und schön - aber auch vorhersehbar und stinklangweilig.

Ulli Potofski hätte gewinnen sollen. Warum? Weil man auch will, dass der tapsige aber beherzte Underdog Rocky Balboa seinen Fight gegen den Überboxer Apollo Creed gewinnt, statt einfach, was realistisch wäre, prosaisch in der ersten Runde ausgeknockt zu werden.

Potofski wurde in der ersten Runde ausgeknockt. Wegen unleugbarer tänzerischer Defizite musste er bereits in der Auftaktshow seinen Hut nehmen. Weil Franziska Traub sich beim Training verletzte, kehrte er in Folge drei zurück und wurde spätestens ab da zum Sehenswertesten, was diese Staffel zu bieten hatte. Wie bei jeder guten Underdog-Story gelang ihm das durch Qualitäten, die eigentlich für unwesentlich oder hinderlich gehalten werden.

Geld, Selbstironie und Courage

1. Er kann nicht tanzen. Gar nicht. Für jeden "Let's Dance"-Zuschauer mit tanzästhetischem Anspruch, von denen es neben Joachim Llambi noch zwei oder drei weitere in Deutschland geben mag, war es freilich ein Gräuel, wenn der Sportmoderator mit der Grazie eines eichenvertäfelten Einbauschranks übers Parkett rumpelte. Für all die anderen aber, die einmal im Jahr zur Dorf-Kirmes die Reste aus ihrer Tanzschulzeit zusammenkratzen und im Kopf immer "Eins, zwei, cha-cha-cha" mitzählen müssen, boten sich hier zahlreiche Anschlussstellen für Identifikation und Sympathie.

2. Offenherzigkeit. "Ich kriege viel Geld dafür und bin froh, dass ich hier sein durfte“, erklärte Potofski in Show eins und löste damit verschnupfte Reaktionen aus. Über etwas so Schnödes wie Bezahlung zu reden passt nicht ins Bild, das man vom Zweck der Show vermitteln will. Denn in der Außendarstellung ist "Let's Dance" natürlich kein Sammelhort für Abgehalfterte und PR-Geile. Es ist vielmehr popmusikalisch eingerahmtes Selbsterfahrungs-Seminar, geschwofte Urschrei-Therapie, die den Kandidaten spirituelles Wachstum verheißt. Dass man für sowas Geld nimmt, ist, versteht sich, höchstens nicht erwähnenswertes Beiwerk.

3. Selbstironie. Potofski kann, es muss mehrmals erwähnt werden, nicht tanzen. Aber er weiß es. Sein koketter Umgang mit dem Nichtkönnen stand in liebenswertem Kontrast zum parareligiösen Erweckungsgewäsch, mit dem Kandidaten seit der ersten Staffel immer und immer wieder in die Kameras beteuern, wie sehr doch die Tanzerei ihre Seele berührt, ihr Leben verändert, ihren Charakter geformt habe. Der beste Move, den Potofski auf der Tanzfläche drauf hatte, war sein cooles "War ja klar"-Schulterzucken, mit dem er die stets unterirdische Bepunktung des Jury-Tribunals quittierte.

4. Courage. Um ein Haar hätte Potofski sein Comeback in der dritten Show verpasst - wofür jeder Verständnis gehabt hätte. Weil seine Frau mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus musste, verließ er die Live-Sendung vor Ausstrahlungsbeginn. Kurz darauf war er aber wieder da, hielt eine rührende Ansprache und tanzte, wohl wissend, dass er es nur um der Sache Willen tat - denn Siegchancen hatte er nie. Doppelhoch anrechnen muss man ihm, dass er sich der üblichen Verwertungslogik des Privatfernsehens entzog, indem er die Sache diskret handhabte und nicht auf die Tränendrüse drückte. Dass es sich um seine Frau handelte, erfuhr der Zuschauer nicht in der Show, sondern später aus den Medien.

Der Klassenbeste in Unterhaltung

Ulli Potofski kann also nicht tanzen, na und? Sicher, "Let's Dance" ist eine Tanzshow, was die Jury bei ihren Potofski-Urteilen auch immer tadelnd hervorhob. Auch manche Zuschauer sahen das so, beschimpften den Moderator auf verachtenswerte Weise im Internet und rieten ihm zur Aufgabe. Aber "Let's Dance" ist auch eine Unterhaltungssendung. Und in Sachen Unterhaltung war der Pummel mit der Brille Klassenbester.

Nachdem er in der neunten Show ausgeschieden war, erzählte Potofski dem "Express", er und seine "Let's Dance"-Partnerin Kathrin Menzinger bekämen bald eine eigene Tanz-Show: "Dabei geht es darum, dass Nicht-Tänzer auf Weltklasse-Tänzer treffen und wie man damit umgeht." Ob das stimmt oder nur ein letztes ironisches Augenzwinkern war, muss sich noch zeigen.

Man bedenke: Auch Rocky Balboa verlor seinen ersten Kampf gegen Apollo Creed, trat aber im zweiten Film ein weiteres Mal an und wurde Weltmeister. Go, Ulli.

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