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"Borowski und das dunkle Netz": Kritik zum "Tatort"


"Borowski und das dunkle Netz"
Ekel-TV oder Kunst? Dieser Tatort war heftig

Janna Specken

17.03.2017Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
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LKA-Leiter Eisenberg (Michael Rastl, li.) kann Borowski (Axel Milberg, re.) nicht besonders gut leiden.Vergrößern des Bildes
LKA-Leiter Eisenberg (Michael Rastl, li.) kann Borowski (Axel Milberg, re.) nicht besonders gut leiden. (Quelle: NDR/Christine Schroeder)

Von der ersten bis zur letzten Sekunde war der Zuschauer in diesem "Tatort" gefangen. Eine Mischung aus nicht hinsehen zu wollen, aber gleichzeitig zu müssen, machte "Borowski und das dunkle Netz" zum Ausnahme-"Tatort".

War das überhaupt noch ein "Tatort" oder doch schon ein Psycho-Thriller? Der Zuschauer konnte es sich auf der Couch jedenfalls nicht ganz so gemütlich machen, wie sonst. Denn der Krimi war anstrengend. Was mit einem Wolf anfing, der aus der Egoshooter-Perspektive in einem Fitnessstudio Amok lief, endete mit einem Kopf in der Bärenfalle – und Schnitt. Da schließt sich der Kreis, doch wer war hier eigentlich wirklich Jäger und wer Gejagter?

Darum ging es

Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) fanden den Leiter der Spezialabteilung Cyber-Crime des LKA Kiel tot auf. Erschossen von einem Mann mit einer Wolfsmaske. Gruselig. Die Ermittlungen führten relativ schnell zum Täter. Doch er war nur ein Auftragsmörder, engagiert über das Internet, genauer gesagt über das Darknet. Die Suche nach dem Auftraggeber, im Netz nennt er sich Orion, begann. Doch wo soll man suchen, wenn die Kommunikation ausschließlich über nicht zurückverfolgbare Wege geht. Profis müssen ans Werk.

Aber: Die Abteilung Cyber-Crime ist gnadenlos unterbesetzt. Gut, dass Sarah Brandt früher mal Hackerin war, denn schnell findet sie eine heiße Spur. Eine Verfolgungsjagd durch Supermärkte, die Fußgängerzone und sogar durch ein vollbesetztes Sportstadion brachte Action. Doch mit Festnahme des Killers, war der Fall noch längst nicht gelöst, denn er ist nur eine kleine Datei in der großen Datenflut. Und dabei, wie er selbst sagt, schon längst tot: "Die Frage ist nicht, wen ich getötet habe, sondern wer mich getötet hat."

Das war besonders

Der Täter und alles um ihn herum. Von der schauspielerischen Leistung von Maximilian Brauer bis zu den Ekel-Szenen – dieser "Tatort" war anders. Er war tiefsinnig, aber auch oberflächlich. Unangenehm, aber auch anziehend. Als der Täter ohnehin schon abstruse Wolfsmaske abnimmt, wurde es nicht weniger ominös. Ihm gegenüber stand die Hotelmitarbeiterin, übergewichtig und mit verlockendem Dekolleté. Sie sah, dass der Wolf alias Hagen Melzer (grandios gespielt von Maximilan Brauer) blutüberströmt war. Ihre Reaktion: "Willst du fi**en?" Nur eine der vielen merkwürdigen Situationen im "Tatort".

Der Wolf riss sich mit einem Klebestreifen Splitter aus der Wirbelsäulengegend, schnitt sich versehentlich einen Finger ab und war von der übergewichtigen Hoteldame bis auf die Unterhose ausgezogen und liebkost worden, kurz bevor sie mit Schaum vor dem Mund starb.

Die Lösung

Am Ende ist es die Gier, die denjenigen zum Jäger macht, der eigentlich für Recht und Ordnung sorgen soll. Der Staatsanwalt Austerlitz (Jochen Hägele) kann sich dem eigenen Verlangen nach mehr Geld nicht entziehen. Dabei geht er im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen, nur diejenigen, die sich ihm in den Weg stellen müssen, sterben, eigentlich sieht er sich nicht als Verbrecher. Der Jäger jagt eben auch nur, weil er es muss, nicht weil er will.

Was war überflüssig?

Der "Tatort" bediente viele Klischees. Die Übergewichtige kann die Finger nicht von der Schokolade lassen. Die Informatiker sind nerdige Freaks, die in einem Keller arbeiten und Pizza bestellen. Der alternde Kommissar hat Probleme mit den Möglichkeiten der neuen Technik und der LKA-Leiter traut der jungen Komissarin Brandt nicht viel mehr zu, als ihr einen Kaffee zu holen. Aber wahrscheinlich war auch das bewusst vom Regisseur und Drehbuchautor David Wnendt eingesetzt worden. Der insgesamt einen merkwürdigen "Tatort" geschaffen hat, wobei merkwürdig als würdig sich zu merken heißen soll.

Was soll das Ganze?

Allein bei der Figurenzeichnung merkt der Zuschauer, dieser "Tatort" kennt mehrere Farben als Schwarz und Weiß. Mit dem Killer kann man mitfühlen, obwohl er mordet, sogar einen Teddy köpft. Genau die Botschaft will David Wnendt für das Darknet transportieren: "Das Internet und andere digitale Technologien ermöglichen neue Arten von Verbrechen, bieten aber auch der Polizei neue Strategien und Instrumentarien. Diese Instrumentarien, wie die Auswertung von Handydaten, können bei allen Verbrechen eingesetzt werden, vom Fahrraddiebstahl bis zum Anschlag. Es ist ein Fortschritt, eine Umwälzung der Polizeiarbeit, wie es vielleicht bei der Entdeckung des Fingerabdrucks war."

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