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DSDS-Comeback von Dieter Bohlen: Eine RTL-Entscheidung der puren Verzweiflung


Eine Entscheidung der puren Verzweiflung

Von Thomas Stechert

Aktualisiert am 12.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Dieter Bohlen: Im kommenden Jahr soll er zu DSDS zurückkehren.Vergrößern des Bildes
Dieter Bohlen: Im kommenden Jahr soll er zu DSDS zurückkehren. (Quelle: Future Image / imago images)

"Traumschiff"-Kapitän Florian Silbereisen entpuppte sich bei DSDS als Quotenkiller. Nun kehrt Dieter Bohlen zurück. Sein Comeback schlägt ein wie eine Bombe.

Es ist nichts Neues, wenn man sagt: Das traditionelle Fernsehen, vor allem das private, steckt in der Krise. Streamingdienste, Internetformate und Social-Media-Plattformen bündeln und erweitern ihr Publikum, während die TV-Sender weiter in der Zwickmühle aus anspruchsvollen Inhalten und Quotenkampf feststecken. Über dem Tagesgeschäft des deutschen Fernsehens schwebt eine große, bleierne Ideenlosigkeit. Der Hauch der Verzweiflung ist an allen Ecken zu spüren.

Die Zeit der Achtzigerjahre, in der sich die ganze Familie mit Salzstangen und Eierlikör vereint vor der Mattscheibe versammelte und mit tollen Quoten die Sender in Feierlaune versetzte, ist einer Epoche der medialen Austauschbarkeit gewichen. Realityformat reiht sich an Realityformat. Castingshow an Castingshow. Dazwischen Nackte, Rosen, irgendwelche Traumstrände und Menschen, die sich vor der Kamera gegenseitig ihrer Würde berauben.

Die ewige Wiederkehr des Gleichen

Aber wie alles im Leben nutzen sich auch diese Formate ab. Es ist die ewige Wiederkehr des Gleichen. Man kann ein krankes Pferd natürlich noch lange weiter reiten. Aber wenn der Gaul schon anfängt zu stinken, sollte man ihn anständig begraben, anstatt ihn künstlich am Leben zu halten.

Was die Zukunft des Fernsehens betrifft, wollte man bei RTL einen neuen Weg bestreiten. Mehr Anspruch und mehr Qualität sollten in die Wohnzimmer der Republik flackern. Für diese Neuausrichtung warb man auch beliebte TV-Gesichter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ab. Weniger boulevardesk sollte es künftig werden, schließlich habe man seinem Publikum gegenüber eine Verantwortung. Das ist ehrenvoll und mutig zugleich.

Auch in die Castingshow "Deutschland sucht den Superstar", die über Jahre hinweg quotentechnisch eine sichere Bank war, sollte frischer Wind einkehren. Von mehr Haltung war die Rede. Von einer bewussten Entscheidung. Qualität statt Quantität. Keine zotigen Sprüche mehr, die ja zum festen Credo des Poptitans gehören, wie seinerzeit Thomas Anders zu Nora.

Haltung vs. Opportunismus

Vielfach bejubelte man sich in den Chefetagen zum neuen Branding vorab selbst. Und ein bisschen mutetet dies auch wie ein Motivationsmantra an, als wolle man sagen: Shaka! Wir stehen ab jetzt nur noch für gute Inhalte mit viel Niveau!

Dazu gehörte, sich von einem immer schon polarisierenden Dieter Bohlen zu trennen und den DSDS-Boss durch jemanden zu ersetzen, für den die Beschreibung "Schwiegermutters Liebling" quasi erfunden wurde. Der ZDF-"Traumschiff"-Kapitän, Florian Silbereisen, der immer ein bisschen wirkt wie ein TV-Prediger, saß von nun an am Steuerrad des Castingshow-Flaggschiffes. Doch der Neue, von dem man sich so viel erhofft hatte, ließ die Quote einbrechen! Man hatte sich vollkommen verzettelt. Das einstige Akkordeon-Wunderkind hat DSDS nicht nur auf eine Sandbank gefahren, sondern quotentechnisch neben das Wrack der RMS Titanic befördert.

Und was macht RTL? Im Rahmen des neuen selbstauferlegten Qualitätsanspruchs holt sich der Sender den geschassten Dieter Bohlen zurück an Bord. Haltung zu haben und dafür einzustehen, ist ehrbar. Eine Haltung aber, die der Quote untergeordnet wird, ist keine Haltung, sondern Opportunismus. Es ist so legitim wie verständlich, dass der Privatsender wie jeder andere auch, wirtschaften muss. Der Markt ist hart, Mitarbeiter wollen bezahlt werden.

Dennoch wäre es ehrbarer und auch transparenter dem Zuschauer gegenüber gewesen zu sagen: Ja, wir setzen auf Krawall, Polarisierung und boulevardeske Formate, weil uns diese die Butter aufs Brot bringen. Doch diese Entscheidung mutet wie pure Verzweiflung an. TV-Macher sollten nicht großspurig von Haltung sprechen, wenn diese beim ersten schweren Lüftchen gleich wieder über die Planke geschickt wird.

Verwendete Quellen
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