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"Tatort" Stuttgart: Felix Klare und Richy Müller werden übertrumpft


Nebendarsteller wird zum Star
Nach 15 Jahren "Tatort"-Einsatz folgt jetzt sein großer Auftritt

  • Steven Sowa
MeinungVon Steven Sowa

Aktualisiert am 19.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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"Tatort: Vergebung": Daniel Vogt (Jürgen Hartmann) wird durch den neuen Fall in seine Vergangenheit zurückgeworfen.Vergrößern des Bildes
"Tatort: Vergebung": Daniel Vogt (Jürgen Hartmann) wird durch den neuen Fall in seine Vergangenheit zurückgeworfen. (Quelle: SWR/Patricia Neligan)

Der Stuttgarter "Tatort: Vergebung" liefert eine mitreißende Reise in die Kindheit einer Nebenfigur. Ein Paradebeispiel dafür, dass Privates im Krimi funktionieren kann.

Eine TV-Kritik von Steven Sowa

Es sind die leicht verwaschenen Bilder aus den Achtzigern, die diesen "Tatort" in ein schwer zu durchschauendes Spannungsfeld rücken. Dieser neue Fall aus Stuttgart ist eine Besonderheit im Krimikosmos der ARD. In den 90 Minuten steht nicht das Ermittlerduo Lannert und Bootz, gespielt von Felix Klare und Richy Müller, im Mittelpunkt. Vielmehr ist es Rechtsmediziner Daniel Vogt, der in diesem "Tatort" zur Bestform aufläuft.

Schauspieler Jürgen Hartmann hatte die Idee zu der Geschichte, und man muss festhalten: Er sollte öfter ein Mitspracherecht eingeräumt bekommen. Denn was sich Hartmann für seine Figur des Dr. Vogt ausgedacht hat, bleibt bis zur letzten Minute spannend. Und das, obwohl der Film in die Vergangenheit der Figur abtaucht. Im Wortsinn, denn eine Wasserleiche steht im Zentrum der Ermittlungen, und Erinnerungen an eine Badesaison der Achtzigerjahre spielen dabei eine Rolle.

In diesem Fall ist der private Einschlag, die persönliche Verwicklung eines Mitglieds des Kommissariats, aber kein Problem. Was sonst im "Tatort" gerne mal gründlich nach hinten losgeht, funktioniert hier bestens.

Felix Klare und Richy Müller werden zu Nebenfiguren

Seit Start des Stuttgart-Teams im Jahr 2008 ist Jürgen Hartmann an Bord, in 30 Fällen hat er als Rechtsmediziner Dr. Vogt seine Einschätzungen mit den Ermittlern geteilt, Leichen obduziert, sich im Hintergrund gehalten. In seinem jetzt 31. Auftritt ist alles anders: Felix Klare und Richy Müller werden zu Nebenfiguren, Hartmann zum Star. Aus dem sonst so bieder wirkenden, etwas verkrampften Spezialisten wird ein mal tanzender, dann wieder unter Wasser wie benommen torkelnder und zwischendrin gar gefährlich anmutender Charakter.

Hartmann gelingt ein fein nuanciertes Spiel und damit ein Drahtseilakt: Er bleibt einerseits als Dr. Vogt zu erkennen und ist andererseits derart rätselhaft für das Publikum, dass dieses von Minute zu Minute mehr zu zweifeln beginnt. Ist dieser Rechtsmediziner etwa in einen Mordfall verwickelt? Ist er gar selbst ein Mörder? Was verbirgt er vor seinen Kollegen Lannert und Bootz?

"Kann man jahrelang mit einem Kollegen zusammenarbeiten und nicht wissen, wonach er sich sehnt, was ihn bedrückt? Geht das, Thorsten?", fragt Kommissar Sebastian Bootz seinen "Tatort"-Partner irgendwann. Sie erkennen Daniel Vogt nicht wieder und wirken nicht nur in dieser Frage ratlos, sondern lange auch bei der Aufklärung des Falls. Sogar einen Suizid zieht das Duo bei der Leiche von Matthias Döbele, einem unheilbar an Krebs erkrankten Familienvater, in Betracht.

Einziges Problem? Ein Gedicht über einen Fluss der Unterwelt

Daniel Vogt ist da schon längst einen Schritt weiter und schwelgt zu den Klängen von Bonnie Tylers "Total Eclipse of the Heart" in Erinnerungen. Damit löst er immer wieder Flashbacks in die eigene Vergangenheit aus, die verwaschenen Bilder vom Badeausflug tauchen auf, die Gespräche und Spielereien einer Jungsclique werden gezeigt – und damit wird Stück für Stück das Puzzle einer Tragödie zusammengesetzt. Diese reicht 40 Jahre zurück und führt doch in die Gegenwart zur Leiche im Neckar.

Am Ende bleibt ein atmosphärischer Krimi mit origineller Idee und überraschendem Star. Nur Poesieexperten dürften leichteres Spiel beim Lösen des Rätsels haben. Denn ein morbides Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer mit dem Titel "Lethe", direkt zu Beginn des Films vorgetragen, gibt eindeutige Hinweise, in welche Richtung sich diese Geschichte entwickelt. Aber in der griechischen Mythologie ist Lethe der Fluss des Vergessens, und vielleicht verblassen die Strophen hinter dem sich in den Vordergrund spielenden Rechtsmediziner ja schneller als gedacht ...

Verwendete Quellen
  • "Tatort: Vergebung" vom 19. November 2023
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