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Gebraucht-Wohnwagen: Was taugen Caravans unter 3.000 Euro?


Billige Gebraucht-Wohnwagen
Was taugen Caravans unter 3.000 Euro?

Philipp Heise/Caravaning

26.06.2018Lesedauer: 7 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Privat und von Händlern werden diverse Caravans unter 3.000 Euro angeboten. Wie viel Urlaubspotenzial steckt noch in den alten Kisten?Vergrößern des Bildes
Privat und von Händlern werden diverse Caravans unter 3.000 Euro angeboten. Wie viel Urlaubspotenzial steckt noch in den alten Kisten? (Quelle: Dieter S. Heinz)

Urlaub im Caravan ist trendy, aber auch teuer. Es sei denn, man kauft einen gebrauchten Wohnwagen. Was bekommt man für 3.000 Euro noch geboten? Der Versuch zeigt es.

Sauber aufgereiht warten die Caravans auf dem Platz des Wohnwagenhändlers Lazaros auf neue Besitzer. Anders als bei Billig-Autohändlern wehen hier zwar keine bunten Fähnchen im Wind, dafür stehen die leicht verwitterten Wohnwagen aber alle stilecht auf grobem Kies. Grund unseres Besuches ist ein Wohnwagen namens TEC TE 390 P aus dem Jahr 1995.

Wie findet man einen Wohnwagen unter 3.000 Euro?

Aber gehen wir noch mal ein paar Tage zurück und beginnen mit der Suche: Bevor wir, wie heute üblich, das Internet befragt haben, musste der gute alte Notizblock herhalten. Denn die persönlichen Suchkriterien und Wünsche können selbst die hochentwickeltsten Suchalgorithmen noch nicht erahnen. In unserem Fall lauteten diese: maximal 3.000 Euro, möglichst leicht, ein Standort im Umkreis von 100 Kilometer um Stuttgart und zwei gültige Prüfplaketten am Heck (Hauptuntersuchung/Gas) – für möglichst geringe Folgekosten. Kurzum, reisefertig sollte der günstige Wunsch-Caravan sein.

Mit diesen Daten gefüttert, spuckten die Gebrauchtportale die unterschiedlichsten Ergebnisse aus. Wobei ein Großteil der angebotenen Fahrzeuge schon auf den inserierten Bildern so abgewohnt, verbastelt oder beschädigt wirkte, dass sie es nicht einmal in die nähere Auswahl schafften. Bei den wenigen guten Angeboten hieß es dagegen schnell reagieren. Die Aktualität im Netz ist nämlich Fluch und Segen zugleich: Wird ein gutes Angebot inseriert, haben es alle Interessenten zeitgleich auf dem Schirm. Gute Fahrzeuge wechseln daher meist schon nach wenigen Tagen den Besitzer oder werden für eine Besichtigung reserviert.

Händlerkauf

Eines der wenigen Händlerinserate lockte uns mit den folgenden Zeilen auf den besagten Kiesplatz nach Schorndorf: Guter Zustand, gepflegt, sauber und trocken, TÜV und Gasprüfung auf Wunsch neu, Besichtigung jederzeit möglich. Und tatsächlich steht der Weltbummler auch in natura noch überraschend gut da.

Unser Außencheck beginnt mit einer Umrundung des Caravans. Bis auf leicht angegilbte Hammerschlagbleche und verblichenes Dekor lassen sich keine bedenklichen Schäden in der Außenhaut feststellen. Also nichts wie rauf auf die Deichsel und einen Blick über das Dach riskieren. Auch hier macht der kurze TEC einen guten Eindruck. Eine Etage tiefer, im Gaskasten, die erste Auffälligkeit: Eine imprägnierte Holzplatte ersetzt den Originalboden des Gaskastens, was der Funktion aber freilich keinen Abbruch tut.

Nachgebessert wurde auch am Unterboden, genauer in den vier Ecken, die die Schwachstellen eines jeden Caravans sind. Der dort aufgetragene Unterbodenschutz schützt leider nicht nur vor Feuchtigkeit, sondern auch vor prüfenden Blicken. In solchen Fällen hilft Fingerspitzengefühl in Form eines leichten Drucks auf die betroffenen Stellen. Geben diese spürbar nach, ist im wahrsten Sinne des Wortes etwas faul. Beim TEC ist das zum Glück nicht der Fall.

Dass Vorsicht und genaue Kontrollen angebracht sind, bestätigt uns auch der erfahrene Low-Budget-Händler: "In dieser Klasse haben so gut wie alle Fahrzeuge ein Problem mit Feuchtigkeit." Diese Feststellung bewahrheitet sich wenig später im Innenraum unseres Favoriten, wo ein gelber Wasserrand einen bereits getrockneten Feuchtigkeitsschaden unterhalb des Seitenfensters belegt. Der Rest des Innenraumes ist in einem durchaus urlaubstauglichen und gepflegten Zustand. Die Technik funktioniert und das Beste: Der TEC riecht nicht muffig. Eines der wichtigsten Instrumente beim Caravan-Kauf ist und bleibt tatsächlich die Nase. Riecht es modrig, kann das ein Zeichen für verborgene Fäulnis, etwa hinter den Möbeln, sein.

Sicherheit durch Gewährleistung ist für den Kunden das schlagkräftigste Argument für den Kauf beim Händler – und zugleich dessen größtes Problem in dieser Preisklasse: "Meist kennen wir die Vorgeschichte der alten Wohnwagen kaum und können so verdeckte Mängel und Schäden nicht ausschließen", erklärt Herr Lazaros sein Dilemma. Beim Verkauf an Privatleute müssen Händler nämlich mindestens ein Jahr für die Beseitigung von Sachmängeln aufkommen. "Bei derart günstigen Fahrzeugen übersteigen die Reparaturkosten schnell den Wert des gesamten Fahrzeuges", erläutert der Verkäufer sein Risiko. Da wundert es kaum, dass viele Händler den Privatverkauf in diesem Preissegment scheuen und mit dem Satz: „Verkauf nur an Gewerbe oder Export“ die Gewährleistung umgehen.

Privatkauf

Von den kompakten Abmessungen des TEC angetan, geht uns wenige Tage nach dem Besuch beim Händler ein kleiner Hobby Classic ins virtuelle Netz. Mit nahezu identischem Grundriss wird der vier Jahre ältere Caravan von privat angeboten. Besonderheit: Im Kaufpreis ist eine komplette Reisegrundausstattung, bestehend aus Gasflasche, Stromadapter, Geschirr, Besteck und Kaffeemaschine, enthalten – also ein optimales Angebot für Einsteiger. Ausschlaggebender für die Besichtigung sind aber die vielversprechenden Bilder und der Standort des Caravans.

Die Vor-Ort-Besichtigung des Classic gestaltet sich nochmals spannender als die beim Händler, da der Besitzer einiges über den Caravan zu berichten weiß. So erfahren wir beispielsweise, dass der kurze Hobby bis 2013 in den Niederlanden zugelassen war. Seither diente er mehrfach im Jahr als mobile Unterkunft bei Besuchen von Textilmessen in ganz Deutschland. Gut zu wissen, da sich so größere Standschäden ausschließen lassen. Wichtig ist auch die Frage nach dem Verkaufsgrund. Beim Classic ist es der lästige Bettenbau, der den Verkäufer zum Umstieg auf ein Modell mit Festbettgrundriss bewogen hat.

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Weiter geht es mit einem gründlichen Außencheck nach bekanntem Schema. Ein Blick auf die Problemzonen gibt dabei Anlass zur Sorge. Sein Alter und ein Standplatz im Freien haben am Hobby deutliche Spuren hinterlassen. Besonders die vier Ecken der Bodenplatte sind in einem eher schlechten Zustand.

Im gefällig hellen Innenraum ist der größte Schaden hausgemacht: Ein in der Lüftungsstellung vergessenes Bugfenster hat derart viel Wasser hereingelassen, dass es durch die Polster bis zu den Sitztruhenklappen durchgedrungen ist. Deutlich wird es auch hier durch die verräterischen Wasserränder auf beiden Seiten.

Alles in allem ist der Hobby aber ein reisebereiter Caravan nach unseren Vorgaben. Die deutlich erkennbaren Mängel und die absehbaren Arbeiten verhageln ihm dennoch die sonst eher positive Bilanz.

Die 8 wichtigsten Tipps für die Caravan-Besichtigung

1. Dach und Boden: Kontrollieren Sie die vier Ecken des Caravans, und zwar am Unterboden und am Dach. Gibt der Boden an einer Stelle nach, ist Vorsicht angesagt. Im Dachbereich sollten Sie innen prüfen, ob es gelbliche Wasserränder oder Stockflecken rund um die Dachluken oder Pilzlüfter gibt. Dort ist die Leckgefahr am größten.

2. Wasserschäden: Fauler, modriger Geruch ist ein sicheres Zeichen dafür, dass der Caravan feucht ist oder war. Leichte Muffigkeit, etwa durch eine längere Standzeit, ist allerdings noch kein Grund zur Sorge. Weitere Indizien sind Stockflecken. Klarheit über den aktuellen Status verschafft ein Feuchtigkeitsmessgerät. Einen bereits getrockneten Schaden kann das Gerät allerdings nicht nachweisen.

3. Außenhaut: Tasten Sie mit dem Druck der Handflächen die gesamten Außenwände ab. Weiche Bereiche verraten vermoderte Stellen. Eine Reparatur dieser Stellen ist aufwendig und kostspielig. Bedenken Sie: Ein fauler Boden verhindert die HU-Plakette und kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass sich der Aufbau vom Fahrgestell löst.

4. Fenster: Sind diese blind oder gesprungen, kann es teuer werden, denn Originalersatz ist bei älteren Baujahren schwer zu bekommen. Neue Fenster sind meist teuer und passen nicht zur Optik. Vorsicht ist auch bei Window Colors geboten: Die Verzierungen "brennen" sich ins Acryl und lassen sich deshalb meist nicht mehr restlos entfernen.

5. Technik: Kontrollieren Sie Deichsel, Zugvorrichtung, Schlingerdämpfer und Auflaufbremse. Verschlissene Kugelaufnahmen werden bei der Hauptuntersuchung bemängelt. Sind die Trommelbremsen festgebacken, muss vor Ort repariert oder ein teurer Transport organisiert werden. Für den Brems-Funktions-Check den Caravan anhängen und leicht bremsen.

6. Elektrik/Gas: Testen Sie alle verbauten Geräte im Elektro- und wenn möglich auch im Gasbetrieb. Die Anhängerbeleuchtung mit dem Zugwagen prüfen. Dabei bedenken, dass Sie eventuell einen Adapter brauchen – ältere Caravans haben oft noch einen 7-poligen Stecker. Dann ist ein entsprechender Adapter notwendig.

7. Reifen: Das Reifenalter ist beim Caravan häufiger ein Problem als die Profiltiefe. Mit Reifen, die älter sind als sechs Jahre, gibt es nämlich keine Tempo-100-Zulassung. Das Reifenalter verrät die DOT-Nummer auf der Reifenflanke. Die ersten Ziffern nennen die Kalenderwoche der Produktion, die letzten beiden das Produktionsjahr. DOT 2314 steht so beispielhaft für die 23. Kalenderwoche 2014.

8. Papiere und Kaufvertrag: Sind die Zulassungsdokumente nicht vorhanden, kostet das unnötig Geld und Nerven. Nutzen Sie einen Caravan-Musterkaufvertrag, darin ist die wichtige Sachmängelklausel häufig bereits enthalten. Entsprechende Verträge gibt es zum Beispiel von Autoclubs.

Rechtliches zum Caravan-Kauf

Sachmängelhaftung/Gewährleistung: Für Verkäufe zwischen Unternehmern und Privatpersonen gilt die Sachmängelhaftung. Diese beträgt in der Regel 24 Monate. Bei gebrauchten Fahrzeugen kann die Sachmängelhaftung vertraglich auf zwölf Monate begrenzt werden. Ein vollständiger Ausschluss ist zwischen gewerblichen Verkäufern und Privatpersonen nicht möglich. Klauseln wie "Gekauft wie gesehen" haben in diesen Fällen keine Gültigkeit. Wird ein Mangel festgestellt, muss dem Verkäufer die Möglichkeit zur Nachbesserung gegeben werden. Sollte ein (nicht geringer) Mangel auch nach mehreren Nachbesserungsversuchen nicht behoben werden können, ist eine Kaufpreisminderung oder ein Rücktritt vom Kaufvertrag möglich. Damit die Sachmängelhaftung greift, muss der Schaden bereits zum Zeitpunkt des Kaufes vorgelegen haben. In den ersten sechs Monaten nach Kauf liegt die Beweislast beim Händler. Offenbart sich ein Mangel erst nach Ablauf dieser Frist, muss der Käufer beweisen, dass dieser schon zum Zeitpunkt des Kaufes gegeben war. Bei Verkäufen zwischen zwei Unternehmern oder zwischen zwei Privatpersonen greift die Sachmängelhaftung nicht. Wird dabei ein erheblicher Mangel bewusst verschwiegen, gilt dies als arglistige Täuschung und kann zur Rückabwicklung führen.

Gebrauchtwagengarantie: Garantieleistungen sind nicht gesetzlich vorgeschrieben und somit eine freiwillige Leistung des Verkäufers. Die Kosten für Garantieleistungen werden daher häufig in Form einer Pauschale auf den Kaufpreis aufgeschlagen oder in separaten Paketen angeboten. Bei Garantiefällen ist es im Gegensatz zu Sachmängeln egal, in welchem Zeitraum diese auftreten, solange es innerhalb der Garantiezeit ist.

Verwendete Quellen
  • Caravaning
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