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Intelligente Stromnetze: Smart Meter-Zwang kommt ab 2017


Intelligente Stromnetze
Der Smart Meter-Zwang kommt ab 2017

Von afp
Aktualisiert am 05.11.2015Lesedauer: 3 Min.
Die alten Drehscheiben-Zähler sollen verpflichtend durch intelligente Stromzähler ersetzt werden.Vergrößern des BildesDie alten Drehscheiben-Zähler sollen verpflichtend durch intelligente Stromzähler ersetzt werden. (Quelle: dpa-bilder)
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Ab 2017 sollen intelligente Stromzähler, sogenannte "Smart Meter", Pflicht werden. Damit soll eine bedarfsgerechte Steuerung der Stromnetze möglich werden. Dieser faktische Zwang zum Einbau eines Smart Meters stößt sowohl auf Kritik bei Verbraucherschützern als auch auf Bedenken bezüglich des Datenschutzes.

Am Mittwoch hat das Bundeskabinett den Gesetzentwurf zur "Digitalisierung der Energiewende" beschlossen. Für viele Verbraucher wird es wohl spürbare Veränderungen bringen. Ein zentraler Punkt des Reformplans ist es, schrittweise alle Stromverbraucher mit intelligenten Messsystem auszustatten. Die Smart Meter sollen detaillierten Einblick in das Verbrauchsverhalten geben und so mögliche Stromfresser und Einsparpotenziale sichtbar machen. Zusätzlich sollen die Geräte Nutzungsdaten nach außen übertragen.

Ab 2017 beginnt die Smart Meter-Pflicht

Um das umzusetzen, sollen die smarten Stromzähler ab 2017 zunächst verpflichtend bei Großkunden mit einem Verbrauch von jährlich über 10.000 Kilowattstunden (kWh) eingebaut werden. Bis 2020 sieht eine EU-Richtlinie vor, dass in mindestens 80 Prozent der Haushalte ein Smart Meter installiert sein soll.

Bei Durchschnittshaushalten mit einem Energieverbrauch unter 4000 kWh soll darüber der Messstellenbetreiber entscheiden. Der Messstellenbetreiber ist der Stromlieferant, nicht etwa der Bewohner als Stromkunde.

Intelligente Netze brauchen schlaue Messgeräte

Begründet wird die Umrüstung damit, dass nur durch intelligente Messgeräte auch intelligente Energienetze entstehen können. Diese sollen Schwankungen bei der Energiezufuhr aus Solar- und Windkraft ebenso wie beim Nutzerverhalten erfassen und die Leistung an den Bedarf anpassen. So können Smart Meter beispielsweise den Anstieg des Stromverbrauchs am Abend registrieren, wenn die Bewohner von der Arbeit heim kommen.

Voll digitalisiert und voll überwacht

Laut Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) werden die Smart Meter den "Stromsektor zu einem der ersten voll digitalisierten Sektoren unserer Volkswirtschaft" machen. Was den Minister freut, löst bei Verbraucherschützern allerdings große Bedenken aus.

Die Energiewende werde als Vorwand für einen "erheblichen Eingriff in die Grundrechte" genutzt, kritisiert Marion Jungbluth vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Für ein intelligentes Netz sei es ausreichend, die gesammelten Daten etwa eines Straßenzugs zu erfassen. Das Nutzungsverhalten einzelner Haushalte sei zu kleinteilig, um Anpassungen bei der Energieversorgung zu erlauben.

Vom Zwang profitiert vor allem die Wirtschaft

Jungbluth zufolge hat der Gesetzesentwurf vor allem die "Förderung der digitalen Wirtschaft und Wohnungswirtschaft" zum Ziel. Da die Verbraucher eine Entscheidung ihres Messstellenbetreibers zum Einbau der Geräte nicht ablehnen können, kommt die Modernisierung laut vzbv einem Zwang gleich – für den die Verbraucher zur Kasse gebeten werden.

Der Einbau soll dabei laut Wirtschaftsministerium nicht mehr als 40 Euro kosten, 20 Euro könnten die Verbraucher an Stromkosten einsparen und 20 Euro würde auch der Betrieb des herkömmlichen Messgerätes jährlich kosten. Mit anderen Worten: Für viele Haushalte wäre die Umrüstung allein damit finanziell ein Nullsummenspiel – hinzu kämen wahrscheinlich aber die Kosten für die Anschaffung eines Smart Meters.

Was ist ein Smart Meter?

Im Gegensatz zu den alten "Drehscheiben-Stromzählern", die nur den Gesamtverbrauch messen und üblicherweise einmal pro Jahr abgelesen werden, speichern Smart Meter in kurzen Intervallen die in Echtzeit gemessenen Verbrauchswerte. Die Daten werden digital an den Messstellenbetreiber übertragen. Das manuelle Ablesen vor Ort gehört damit der Vergangenheit an. Aber auch der Verbraucher selbst kann die Daten auswerten.

Verbraucher wird zum gläsernen Stromkunden

Außerdem zahlen die Stromkunden noch in anderer Währung: mit ihren Daten. Über die Geräte sollen viertelstündlich aufgeschlüsselte Messdaten erfasst werden können. Smart Meter können theoretisch einzelne Geräte erkennen und deren Verbrauch aufzeichnen. Wann geht die Kaffeemaschine an, wann der Fernseher und so weiter. So ließe sich der Tagesablauf eines Stromkunden relativ gut rekonstruieren. Doch entsprechende Vorschriften regeln, dass Smart Meter nur die Daten erfassen und senden, die für die Abrechnung der Stromkosten auch wirklich notwendig sind.

Um die Sicherheit der Daten zu gewähren, werden diese verschlüsselt übertragen. Eine Zertifizierung vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) soll zwar gewährleisten, dass die Daten nur den Nutzern zur Selbstkontrolle zugänglich gemacht werden. Grundsätzlich aber können die Smart Meter Hackern gewissermaßen einen Zugang zur Wohnung öffnen.

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