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Sichere Anlage für Geduldige: Wie funktionieren Pfandbriefe?


Anleihen
Darum sind Pfandbriefe so sicher – und trotzdem unbeliebt


Aktualisiert am 10.10.2021Lesedauer: 5 Min.
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Eine Pfandbrief-Urkunde: Die Anleihe gilt als besonders sicher.Vergrößern des Bildes
Eine Pfandbrief-Urkunde: Die Anleihe gilt als besonders sicher. (Quelle: Birgit Koch/imago-images-bilder)

Seit dem 18. Jahrhundert bewähren sich Pfandbriefe. Investoren sind durch die deutsche Gesetzgebung besonders geschützt – und trotzdem sind immer weniger Pfandbriefe im Umlauf. Für wen sich die Anlage noch lohnt.

Geduld ist eine Tugend – dieses Sprichwort gilt bei keiner Anlage mehr als bei Pfandbriefen. Denn wer in diese Anlageform investieren möchte, muss sich für 15 Jahre binden, um eine positive Rendite zu erzeugen. Das Investment sollte also gut überlegt sein. t-online erklärt daher, was für Arten an Pfandbriefen es gibt und für wen sich die Anlageform lohnt.

Was ist ein Pfandbrief?

Pfandbriefe sind Schuldverschreibungen von Banken, die aufgrund des deutschen Pfandbriefgesetzes mit besonderen Sicherheiten ausgestattet sind. Als festverzinstes Wertpapier gehört er damit zu der Sparte der Anleihen.

Pfandbriefe haben daher dieselben Vorteile wie etwa Bundesanleihen: Eine hohe Sicherheit gegenüber anderen Anlageformen wie Fonds oder Aktien, dafür geringere Erträge, auch Rendite genannt.

Grundsätzlich gilt: Wenn Sie sich für eine Anlage in Pfandbriefen interessieren, brauchen Sie einen langen Atem. Häufig gehen die Laufzeiten zehn Jahre oder länger – der feste Zins, der in dieser Zeit gezahlt wird, wird am Anfang im Pfandbrief festgehalten. Die Anlage ist daher wenig flexibel und reagiert nicht auf aktuelle Entwicklungen, zum Beispiel Zinssteigerungen, auf dem Finanzmarkt – zumindest wenn sie Anleger bis zum Ende der Laufzeit halten.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte haben Pfandbriefe nicht zuletzt aus diesem Grund stark an Beliebtheit eingebüßt. Wurden im Jahr 2003 noch Pfandbriefe für einen Wert von insgesamt knapp 211 Milliarden Euro neu ausgegeben, belief sich der Gesamtwert der neuen Pfandbrief 2019 auf nur noch 55 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von knapp 74 Prozent.

Was für Arten von Pfandbriefen gibt es?

Am häufigsten sind die öffentlichen Pfandbriefe sowie Hypothekenpfandbriefe. Öffentliche Pfandbriefe dienen meist der langfristigen Finanzierung der öffentlichen Haushalte, es handelt sich also um Forderungen gegenüber dem Staat oder staatsnahen Institutionen.

Hypothekenpfandbriefen dienen dagegen meist der Finanzierung von Immobilien. Als Deckungswerte – also Sicherungen – stehen hierbei, wie der Name bereits vermuten lässt, Hypotheken oder eine Grundschuld.

Diese beiden Formen bilden 98 Prozent der Pfandbriefe im Umlauf ab. Zusätzlich gibt es aber auch noch Schiffspfandbriefe, die durch Schiffshypotheken besichert sind, und Flugzeugpfandbriefe, denen Flugzeughypotheken zugrunde liegen. Pfandbriefe werden daher auch als gedeckte Anleihen bezeichnet, international spricht man von "covered bonds".

Wie funktionieren Pfandbriefe?

Als Anleger leihen Sie einem Kreditinstitut einen Geldbetrag für eine fest bestimmte Zeit zu einem festgelegten Zinssatz. Im Austausch stellt die Bank Ihnen einen Pfandbrief aus und zahlt Ihnen die vereinbarten Zinsen. Am Ende der abgemachten Laufzeit zahlt Ihnen die Bank das geliehene Geld zurück.

Mit Hypothekenpfandbriefen refinanzieren Banken die Immobilienkredite, die sie zuvor Bankkunde ausgegeben haben. Hinter dem Hypothekenpfandbrief, den die Bank herausgibt, stehen also die Immobilienkredite als Sicherheit.

Wo werden Pfandbriefe gehandelt?

Pfandbriefe werden an der Börse gehandelt. Nur lizensierte Banken sind berechtigt, Pfandbriefe auszustellen, da diese gesetzliche Auflagen erfüllen müssen. Ein emittierendes, also ausgebendes, Kreditinstitut nennt man "Pfandbriefbank" – eine solche Lizenz können große und kleine private Banken, Landesbanken, Sparkassen, genossenschaftliche Banken, Immobilienfinanzierer und Bausparkassen erwerben.

In Deutschland gibt es insgesamt mehr als 80 Pfandbriefbanken, die von der Bafin – der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – autorisiert und reguliert werden. Im Verband deutscher Pfandbriefbanken haben sich davon 45 Pfandbriefbanken zusammengeschlossen, die insgesamt mehr als 90 Prozent des Gesamtvolumens beim Pfandbriefhandel ausmachen. Zusammen mit dem Pfandbriefgesetz macht das diese Anlageform so sicher.

Seit 2005 gilt in Deutschland das neue Pfandbriefgesetz. Dieses setzt den Kreditinstituten enge Vorgaben und schützt die Investoren. So schreibt es vor, dass den Pfandbriefen Sicherheiten gegenüberstehen müssen, das sogenannte Deckungsprinzip.

Gesetz schützt den Anleger

Zudem müssen Hypothekenbanken darauf achten, dass die Laufzeit der Pfandbriefe und der mit ihnen finanzierten Kredite in etwa übereinstimmen. Dies wird im Gesetz "Laufzeitkongruenz" genannt.

Auch für den Fall einer Finanzkrise und drohenden Insolvenzen der Kreditinstitute ist das Gesetz vorbereitet und schützt den Anleger. Die Pfandbriefe müssen vom Bankvermögen ausgesondert werden, sodass die Inhaber von Pfandbriefen bevorzugt behandelt werden, sollte eine Bank insolvent gehen.

Auch muss die Pfandbriefbank dafür Sorge tragen, dass der Deckungswert – also der Wert der Sicherungen – den Barwert der Pfandbriefe, die im Umlauf sind, um mindestens zwei Prozent übersteigt. Es gibt also einige Sicherungsmechanismen für Anleger.

Wie entstanden Pfandbriefe?

Der Pfandbrief wurde 1769 erfunden und gilt seitdem als steinsicher. Denn es hat seitdem noch nie Ausfälle bei dieser Anlageform gegeben. Damals hatte ihn Friedrich der Große ins Leben gerufen, um Geld für den Wiederaufbau nach den schlesischen Kriegen für die Großgrundbesitzer zusammenzutreiben.

Als Deckungswert haben die Adligen damals mit ihrem Grundbesitz eingestanden, die Investoren erreichten damals Zinsen von fünf Prozent. Davon können heutzutage die Anleger nur träumen: Nach Angaben der Deutschen Hypothekenbank müssen Anleger ihr Geld für 15 Jahre fest anlegen, um mit einem Pfandbrief überhaupt eine positive Rendite zu erzielen.

Bei einer Anlage von zwölf Jahren bleibt die Anlage ein Nullsummenspiel, jeder kürzere Zeitraum verzeichnet sogar ein Minus. Wer Geduld hat und sich für 15 Jahre verpflichtet, bekommt dafür keine hohe Rendite. Gerade einmal 0,10 Prozent gibt die Deutsche Hypothekenbank an.

Warum ist ein Pfandbrief so sicher?

Vor allem professionelle Anleger investieren in Pfandbriefe, etwa die Verwalter von Pensionsfonds und Versicherer. Ein großer Akteur am Markt ist zudem die Europäische Zentralbank (EZB). Seit 2009 gab die EZB jährlich Milliardensummen für die "covered bonds" aus.

Da Pfandbriefe auch in Krisen-Zeiten stabil bleiben, eignen sie sich für private Anleger, die das Risiko von Anlagenformen wie Aktien, Fonds oder auch ETFs scheuen.

Hier winkt zwar eine größere Rendite, aber es birgt auch das Risiko, dass die Kurse und damit die Rendite einbrechen. Dennoch sollten private Anleger nicht aus den Augen verlieren, dass sie ihr Geld bei Pfandbriefen äußerst lange fest anlegen müssen – mindestens 15 Jahren – um eine sehr geringe positive Rendite zu erhalten.

Zudem ist die Mindestzeichnung – also die Summe, die Sie als Anleger mindestens investieren müssen – meist zu hoch für Privatpersonen. Aus diesem Grund haben vor allem institutionelle Anleger in den letzten Jahren in Pfandbriefe angelegt. Laut dem Verband der Pfandbriefbanken gebe es für Privatanleger bessere Produkte.

Was gibt es für Alternativen zum Pfandbrief?

Andere Anlageformen wie etwa Tagesgeldkonten übersteigen je nach Bank die erwartbare Rendite der Pfandbriefe oder bieten ähnliche Konditionen – allerdings muss der Anleger sein Geld hier nicht jahrelang binden. Bei Tagesgeldkonten kann er spontan über sein Geld verfügen.

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Wer kein Problem hat, einen gewissen Betrag für eine Zeit fest zur Seite zu legen, kann sein Geld zudem auch auf Festgeldkonten anlegen. Wer sein Geld für 36 Monate fest anlegt, also zwischenzeitlich nicht darauf zugreifen kann, kann mit höheren Erträgen rechnen als beim Pfandbrief.

Bei einem Investment in Festgeld steht zwar keine physische Sicherung hinter der Anleihe wie beim Pfandbrief, doch eine gesetzliche Einlagensicherung schützt auch hier den Anleger. Wichtig ist dabei, dass die entsprechende Bank in Deutschland oder einem kooperierenden EU-Staat ansässig ist. Bei zu hohen Renditeversprechen sollten Sie daher vorsichtig sein.

Verwendete Quellen
  • Austausch mit dem Verband deutscher Pfandbriefbanken
  • Bergfürst: Pfandbriefe
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