Boomer-Soli So könnten reiche Rentner künftig zur Kasse gebeten werden

Die Rente gerät unter Druck, wenn Millionen Babyboomer in den Ruhestand gehen. Eine neue Studie zeigt: Eine Abgabe auf hohe Alterseinkünfte könnte helfen.
Deutschlands Rentensystem steht vor einer historischen Belastungsprobe. Die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre gehen nach und nach in Rente. Das bringt die Umlagefinanzierung ins Wanken – immer weniger Erwerbstätige müssen für immer mehr Rentner aufkommen.
Dennoch plant die Bundesregierung bisher keine grundlegenden Reformen. Stattdessen soll nun die Haltelinie von 48 Prozent für das Rentenniveau verlängert werden. Eine Maßnahme, die angesichts der wachsenden Altersarmut nötig scheint, gleichzeitig aber auch wohlhabende Rentner profitieren lässt – während jüngere Generationen durch steigende Beiträge und Steuern überproportional belastet werden.
- Lesen Sie auch: Studie warnt vor Kosten der Bas-Rentenreform
Reiche Rentner sollen arme unterstützen
Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben jetzt einen alternativen Vorschlag vorgelegt, der dem "Spiegel" vorab vorliegt: den Boomer-Soli. Dahinter steckt eine einfache Idee: Wer im Alter hohe Einkommen hat, soll einen kleinen Teil davon an arme Rentner abgeben.
Dabei soll ein Freibetrag von 1.048 Euro monatlich auf alle Alterseinkünfte gelten – also neben der gesetzlichen Rente auch auf Pensionen, Betriebsrenten, Renten aus privater Altersvorsorge, Mieten oder Kapitalerträge. Alles, was über diesem Freibetrag liegt, könnte mit einer Sonderabgabe von 10 Prozent belegt werden und die Einnahmen daraus direkt an Rentner mit geringen Einkommen fließen.
Sonderausgabe gerechter als Rentenformel-Reform
Die Forscher berechneten, wie sich eine solche Umverteilung auswirken würde. Als Datenbasis diente die Einkommens- und Rechtslage des Jahres 2019. Demnach hätte das ärmste Fünftel der Rentnerhaushalte rund 11 Prozent mehr Einkommen. Das reichste Fünftel müsste im Schnitt 4 Prozent abgeben, das zweitreichste 2,5 Prozent und das mittlere Fünftel 0,6 Prozent.
Anders als eine Reform der Rentenformel, wie sie etwa die Wirtschaftsweisen vor anderthalb Jahren in ihrem Jahresgutachten vorgeschlagen hatten, würde die Sonderabgabe nicht erst nach Jahrzehnten wirken, sondern sofort – und damit auch die Babyboomer zur Lösung der Rentenprobleme beitragen lassen.
Der Boomer-Soli trüge zudem dem Umstand Rechnung, dass die gesetzliche Rente in der Regel nicht das alleinige Alterseinkommen ist. Gerade bei Vermögenden bildet sie oft nur einen kleinen Teil der gesamten Einkünfte ab. Eine Umverteilung allein innerhalb der gesetzlichen Rente, wie es mit einer Anpassung der Rentenformel geschehen würde, würde daher nach DIW-Berechnungen das reichste Fünftel weniger stark belasten (-2,0 Prozent Einkommen) als das zweitreichste Fünftel (-3,2 Prozent). Der Boomer-Soli hingegen würde die Last gerechter unter allen gut situierten Ruheständlern verteilen.
- spiegel.de: "Altersarmut: Wie ein Boomer-Soli das Rentenproblem lindern könnte" (Bezahlinhalt)