Neues Verfahren Forscher kühlen Körper drastisch ab, um Leben zu retten

Auf zehn bis 15 Grad Celsius: Auf diese niedrigen Werte kühlen Mediziner den Körper Schwerverletzter ab. Doch auch das Blut der Patienten wird ausgetauscht.
Mit Hilfe von Kälte und Salzlösung wollen US-Mediziner mehr schwerstverletzte Menschen am Leben erhalten. Sie erproben seit einigen Jahren eine Behandlung, bei der das Blut der Patienten gegen eine Salzlösung ausgetauscht und der Körper auf zehn bis 15 Grad gekühlt wird, wie das Magazin "New Scientist" berichtete.
Wie die Kälte-Methode funktioniert
Weil durch die Kälte Abbauprozesse in den Zellen gestoppt werden, nehme das Gehirn weniger Schaden. Ärzte bekämen so mehr Zeit, lebensrettende Operationen durchzuführen. Bei wie vielen Patienten das Verfahren bereits getestet wurde und wie viele von ihnen überlebten, sagt Studienleiter Samuel Tisherman von der University of Maryland School of Medicine (Baltimore) dem Magazin zufolge nicht. Er hoffe, bis Ende 2020 Ergebnisse veröffentlichen zu können.
Zehn Minuten ohne Herzschlag galten lange als Grenzlinie des Lebens zu Tod oder Siechtum. Inzwischen kämpfen Ärzte in Extremfällen mehrere Stunden um einen Menschen – und können Erfolg haben. Dazu trägt eine vor rund zwei Jahrzehnten etablierte Methode bei: die therapeutische Hypothermie. Menschen mit Herz-Kreislauf-Versagen werden dabei zum Beispiel schon während oder direkt nach der Wiederbelebung gekühlt – mit speziellen Pads, Infusionen oder auch Eisbeuteln. Auch bei Operationen am Herzen wird die Körpertemperatur teils abgesenkt.
- Notaufnahme vermeiden: Wo Sie auch am Wochenende Hilfe bekommen
- Ärzte am Limit: So könnte die Zukunft der Notaufnahmen aussehen
- Krankenkassen fordern: Ärzte sollen länger arbeiten
Dieses Kältemanagement kombinieren die US-Forscher mit der Injektion von Salzlösung in die Blutbahn. "Dass das Prinzip funktioniert, weiß man aus Tierversuchen", sagt Bernd Böttiger, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rates für Wiederbelebung. An Menschen sei es seines Wissens von anderen Medizinern noch nicht erprobt worden. Ob und wie gut das Verfahren funktioniere, sei daher erst mit einer Reihe bislang nicht zur Verfügung stehender Ergebnisse abzuschätzen, so der Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin des Universitätsklinikums Köln.
- Nachrichtenagentur dpa
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.