Wegovy: Fragen und Antworten zur Abnehmspritze

Semaglutid gilt als große Hoffnung für Übergewichtige: Der ursprünglich für Diabetiker gedachte Wirkstoff kann auch bei der Gewichtsreduktion helfen.

Semaglutid wirkt blutzuckersenkend, dämpft den Appetit und kurbelt den Fettabbau an. Seit 2022 ist der Wirkstoff unter dem Handelsnamen Wegovy von der Europäischen Kommission zur Behandlung von Adipositas zugelassen. In Deutschland können Ärzte die Spritzen seit dem 17.07.2023 zur Eigenanwendung verschreiben.

In den USA, wo Wegovy schon seit Juni 2021 auf dem Markt ist, hat sich ein Hype um die Abnehmspritze entwickelt. Hollywoodstars schwören darauf, ebenso Elon Musk und Kim Kardashian. Doch wie funktioniert das Medikament? Welche Nebenwirkungen hat es? Und wer sollte besser darauf verzichten?

Wie wirkt Semaglutid?

Semaglutid wirkt in ähnlicher Weise wie ein körpereigenes Hormon namens GLP-1. Es ist senkt den Blutzucker, hemmt den Appetit und erhöht das Sättigungsgefühl. Studien bestätigten einen Abnehmerfolg, der im Bereich von 10 bis 20 Prozent des Körpergewichts liegt.

Wie wird der Wirkstoff verabreicht?

Es gibt zwei zugelassene Injektionslösungen, die Semaglutid enthalten: Ozempic und Wegovy. In beiden Fällen wird der Wirkstoff mittels einer Fertigspritze (Pen) einmal wöchentlich unter die Haut in Bauch, Oberschenkel oder Oberarm injiziert.

Wegovy oder Ozempic: Was ist der Unterschied?

Unter dem Handelsnamen Ozempic wird Semaglutid bereits seit einigen Jahren zur begleitenden Behandlung von übergewichtigen Patienten mit Diabetes Typ 2 eingesetzt. Um die gewichtsreduzierende Wirkung von Ozempic noch zu verbessern, entwickelte das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk das Präparat Wegovy. Die Injektionslösung enthält ebenfalls Semaglutid, allerdings in höherer Dosierung. Seit 2022 ist Wegovy auch als verschreibungspflichtiges Medikament für die Behandlung von Nicht-Diabetikern mit starkem Übergewicht zugelassen.

Für wen ist die Abnehmpritze geeignet?

Die Abnehmspritze Wegovy eignet sich für Erwachsene mit Adipositas, die einen Body-Mass-Index (BMI) ab 30 haben. Wenn gewichtsbedingte Gesundheitsprobleme vorliegen, gilt die Zulassung bereits ab einem BMI über 27. Allerdings ist die Abnehmspritze kein Ersatz für eine gesunde Lebensführung. Sie stellt nur eine Ergänzung zu anderen therapeutischen Maßnahmen dar. Hierzu gehören körperliche Bewegung und Diäten. Da Semaglutid Nebenwirkungen haben kann, sollte die Therapie unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.

Für wen ist Semaglutid ungeeignet?

Anders als häufig in der Berichterstattung und den sozialen Medien vermittelt, ist die Abnehmspritze für Menschen, die nur ein paar Pfunde abnehmen wollen, ungeeignet. Denn die Ergebnisse der klinischen Studien beziehen sich nur auf Personen mit krankhaftem Übergewicht und lassen sich nicht ohne Weiteres auf Normalgewichtige oder Menschen mit leichtem Übergewicht übertragen. Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und der Deutschen Adipositas-Gesellschaft raten daher von einer Anwendung ohne erfahrene ärztliche Begleitung dringend ab.

Welche Nebenwirkungen sind bekannt?

Die Abnehmspritze ist nicht frei von Nebenwirkungen. Häufige Beschwerden, die mehr als einen von zehn Behandelten betreffen, sind Probleme im Magen-Darm-Trakt, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfungen und Bauchschmerzen. Auch Müdigkeit und Erschöpfung können auftreten.

Wo ist die Semaglutid-Spritze erhältlich?

Semaglutid wird als Wirkstoff der Injektionslösung Ozempic schon seit einigen Jahren zur Behandlung übergewichtiger Typ-2-Diabetiker eingesetzt. Der behandelnde Arzt entscheidet, ob eine Behandlung sinnvoll ist. Die höher dosierte Injektionslösung Wegovy dient der Bekämpfung von Adipositas. Sie ist in Deutschland zwar zugelassen, aber noch nicht erhältlich. Experten rechnen im Laufe des Jahres mit einer Markteinführung.

Wie lange hält die Wirkung der Spritze an?

Die derzeit vorliegenden Daten sprechen dafür, dass es nach Absetzen von Semaglutid wieder zu einer deutlichen Gewichtszunahme kommt. Somit ist für die meisten Betroffenen eine dauerhafte Einnahme nötig, um das reduzierte Körpergewicht zu halten. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft weist darauf hin, dass für einige Patienten auch eine Intervalltherapie infrage kommen könnte. Hierzu fehlen allerdings noch wissenschaftliche Daten.

Wie hoch sind die Kosten?

Kassenpatienten, die Wegovy zum Abnehmen nutzen wollen, müssen die Kosten selbst tragen. Für die vierwöchentliche Anfangsdosis von 0,25 mg müssen rund 172 Euro gezahlt werden. Die höchstmögliche Dosis von 2,4 mg kostet ungefähr 302 Euro pro Monat. Damit ist das Medikament deutlich günstiger als in den USA. Dort kostet die höchste Dosis rund 1.202 Euro pro Monat.

Bei Ozempic sieht die Sache anders aus. Hier übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Spritzen, die der behandelnde Arzt im Rahmen einer Diabetes-Therapie als notwendig betrachtet. Das ist der Fall, wenn der Blutzucker trotz Ernährungsumstellungen und Sport nicht unter Kontrolle gebracht werden kann.

Ist die Spritze eine Alternative zur Magen-OP?

Ob für adipöse Patienten die Abnehmspritze in Zukunft ein Ersatz für eine Magenverkleinerung sein könnte, ist fraglich. Denn der Gewichtsverlust durch eine OP ist nach wie vor höher. Hinzu kommt, dass die Magenverkleinerung ein einmaliger Eingriff ist. Die Spritze dagegen muss unter Umständen lebenslang verabreicht werden, um dauerhaft eine Wirkung zu erzielen.