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Coronavirus-Immunität: Wie sicher ist der neue Antikörpertest?


Immunität gegen Corona
Wie sicher ist der neue Antikörpertest?

Von Nicole Sagener

Aktualisiert am 06.05.2020Lesedauer: 3 Min.
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Jens Spahn im Roche-Entwicklungslabor: Der Bundesgesundheitsminister setzt auf einen neuen Antikörpertest auf SARS-CoV-2 .Vergrößern des Bildes
Jens Spahn im Roche-Entwicklungslabor: Der Bundesgesundheitsminister setzt auf einen neuen Antikörpertest auf SARS-CoV-2 . (Quelle: Peter Kneffel/dpa-bilder)

Das Pharmaunternehmen Roche hat einen Antikörpertest auf das neue Coronavirus entwickelt. Auch Deutschland will damit herausfinden, wie viele Menschen bereits gegen SARS-CoV-2 immun sind. Doch der Test birgt Risiken.

Er ist der neue Hoffnungsträger zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie: der nun in einigen Ländern zugelassene Antikörpertest des Schweizer Pharmakonzerns Roche. Nach den USA hat inzwischen auch Deutschland entschieden, diesen Test zu nutzen, um die Bevölkerung auf Coronavirus-Antikörper zu untersuchen.

Denn je mehr Menschen nachweislich bereits eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht und Antikörper gegen das Virus gebildet haben, desto eher sind weitere Lockerungen der Pandemie-Einschränkungen möglich.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verspricht sich dementsprechend viel von den Tests auf Antikörper im Blut: Sie würden helfen, den Prozentsatz der Bevölkerung zu bestimmen, der mit dem neuartigen Coronavirus infiziert worden sei, sagte er am Montag am Roche-Standort Penzberg. Unter anderem dort wird der Test bereits hergestellt – nach dem Deal mit dem Gesundheitsministerium soll die Produktionskapazität für 170 Millionen Euro noch einmal deutlich erweitert werden, wie Roche-Präsident Christoph Franz am Montag sagte.

Noch in diesem Monat soll Roche laut Jens Spahn drei Millionen dieser Bluttests an die Bundesrepublik liefern – zuerst sollen sie Gesundheitseinrichtungen zur Verfügung stehen. Nach dem ersten Schwung im Mai soll Deutschland monatlich fünf Millionen Tests von dem Unternehmen erhalten. Doch wie verlässlich sind die Ergebnisse dieser Tests überhaupt?

Wie funktioniert der neue Antikörpertest?
Der Test namens Elecsys Anti-SARS-CoV-2 weist Antikörper in menschlichem Blutserum und -plasma nach und kann so eine Immunreaktion des Körpers auf das neue Coronavirus aufzeigen. Laut Roche handelt es sich allerdings nicht um einen Test für den Hausgebrauch. Einem Unternehmenssprecher zufolge sind für die Auswertung des Bluttests entsprechende technische Geräte nötig.

Auch Roche-Test ist nicht zu hundert Prozent zuverlässig

Fakt ist: Der neue Test von Roche auf das die Lungenerkrankung Covid-19 auslösende Virus ist offenbar weniger fehleranfällig als mehrere Dutzend seiner zuvor schon auf dem Markt verfügbaren Vorgänger. Allerdings ist auch dieser Test nicht zu hundert Prozent fehlerfrei.

Das liegt zum einen in der Natur seiner Funktionsweise: Im Gegensatz zu den üblicherweise eingesetzten PCR-Tests zeigen Antikörpertests nicht Bestandteile des SARS-CoV-2-Erregers im Körper an, sondern reagieren auf Hinweise einer bereits überstandenen Infektion im Blut. Der Körper bildet aber erst zwei bis drei Wochen nach der Ansteckung mit dem Coronavirus Antikörper. Das bedeutet: Wer gerade eine akute Infektion mit dem Erreger durchmacht, bei dem schlägt ein Antikörpertest noch nicht an.

Zum anderen ist auch der neue Test nicht absolut zuverlässig. Laut Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident von Roche, hat er zwar eine Sensitivität von 100 Prozent, aber eine sogenannte Spezifität von 99,8 Prozent.

Die Sensitivität, auch Sensibilität genannt, bedeutet, dass der Test von 100 Menschen, die bereits eine Infektion überstanden haben, auch alle 100 korrekt identifiziert. Bei allen 100 Getesteten wird also tatsächlich nachgewiesen, dass sie eine Infektion hinter sich gebracht haben.

Der Spezifitätswert gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass Gesunde, die nicht an Covid-19 erkrankt sind, durch den Test auch als gesund (also negativ) identifiziert werden. Beim Roche-Test erhielten von 100 Personen, die sich noch nicht mit SARS-CoV-2 angesteckt haben, 99,8 Prozent ein negatives Ergebnis.

Für 0,2 Prozent der getesteten Personen – also immerhin zwei Menschen unter tausend – würde der Test somit fälschlicherweise ein positives Ergebnis ausweisen (False Positives, zu Deutsch: falsch-positiv).

Mehr zur Zuverlässigkeit von Antikörpertests lesen Sie hier.

Falsch-positiv getestete Menschen würden folglich annehmen, schon einmal mit SARS-CoV-2 infiziert und darum nun dagegen immun zu sein – was die Infektionsrate wieder in die Höhe schnellen lassen könnte. Denn diese Menschen würden sich in falscher Sicherheit wiegen und nicht mehr auf Vorsichtsmaßnahmen achten, um andere zu schützen. Sie könnten so unwissentlich viele andere in ihrer Umgebung anstecken – was unter anderem für Personal in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen fatal wäre.

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Antikörpertest schafft gefährliche falsche Sicherheit

Genau für diese Personengruppen ist der Test laut Roche aber unter anderem gedacht. Auf seiner Website schreibt das Unternehmen dazu: "Der Test kann außerdem für das vorrangige Screening von Hochrisikogruppen eingesetzt werden. Dazu zählen zum Beispiel medizinisches Fachpersonal und Beschäftigte in der Lebensmittelversorgung, die möglicherweise bereits eine gewisse Immunität entwickelt haben und ihrer Tätigkeit weiter nachgehen bzw. wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren könnten."

Sobald mehr über die Immunität gegen Covid-19 herausgefunden worden ist, könnte der Test laut dem Pharmaunternehmen auch dabei helfen, eine schnellere Rückkehr der Gesellschaft zur Normalität zu ermöglichen.

Der Test könnte somit womöglich die Einführung vom sogenannten Immunitätspass beschleunigen, der es nachweislich Genesenen laut den Vorstellungen von Bundesgesundheitsminister Spahn erleichtern würde, bestimmten Tätigkeiten etwa im Gesundheitswesen nachzugehen. Ob dieser Pass tatsächlich eingeführt werden sollte, ist allerdings hoch umstritten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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