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Kampf gegen Pandemie: Woran die Verteilung des Impfstoffs scheitern könnte


Kampf gegen die Pandemie
Woran die Verteilung des Corona-Impfstoffs scheitern könnte

Von dpa
Aktualisiert am 15.12.2020Lesedauer: 4 Min.
Eine Wissenschaftlerin holt eine DNA-Probe aus einem Tiefkühler: Die Kühlkette ist die größte Herausforderung bei der Verteilung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus.Vergrößern des BildesEine Wissenschaftlerin holt eine DNA-Probe aus einem Tiefkühler: Die Kühlkette ist die größte Herausforderung bei der Verteilung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus. (Quelle: Pedro Vilela/getty-images-bilder)
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Schon bald könnte der erste Covid-19-Impfstoff in Deutschland zugelassen werden. Wenn es soweit ist, soll es schnell gehen. Doch bei der Verteilung und Lagerung gibt es ein großes Problem.

Schon bald könnte es soweit sein: Laut einem Bericht in der "Bild"-Zeitung soll die ie Europäische Arzneimittel-Agentur EMA den Corona-Impfstoff von BionTech am 23. Dezember zulassen.

Wie die Zeitung aus Kreisen der EU-Kommission und der Bundesregierun erfuhr, wäre damit ein Start für die Impfungen am 26. Dezember möglich. Doch wie wird die Verteilung des Impfstoffes konkret laufen?

Gekühlter Transport muss sichergestellt sein

Die globale Logistikbranche bereitet sich auf die weltweite Verteilung von Covid-19-Impfstoffen vor, die in den nächsten Monaten auf den Markt kommen könnten. Den Großteil des Geschäfts werden die Logistikriesen Deutsche Post DHL, Fedex, UPS sowie Kühne + Nagel machen, die Pharma-Geschäftszweige haben und einen gekühlten Transport sicherstellen können.

Gespräche mit den Pharmafirmen laufen seit langem, heißt es von den Logistikern. Die Aufgabe der weltweiten Verteilung sei eine große Herausforderung, man sei aber gut vorbereitet. Kühne + Nagel und DHL teilen mit, man habe bereits erste Logistikverträge zu Covid-19-Impfstoffen abgeschlossen.

Welches Problem es bei der Impfstoffverteilung gibt

Knackpunkt bei dem Transport ist die Kühlung der Präparate. Der Impfstoff der Unternehmen Biontech aus Mainz und Pfizer aus den USA, dessen Entwicklung besonders weit ist, benötigt hierbei eine Kühlung von minus 70 Grad beim Transport. Bei anderen Präparaten sind minus 20 Grad nötig oder Temperaturen bis plus acht Grad – für das Vakzin der US-Firma Moderna, das ebenfalls sehr weit gediehen ist, reichen nach Firmenangaben Temperaturen über null Grad.

Die Deutsche Post DHL erwägt, für ihr Lagernetzwerk mehrere hundert besonders kalte Tiefkühlschränke ("Ultralow-Freezer") zu kaufen, sie kosten jeweils einen niedrigen fünfstelligen Eurobetrag und haben Platz für mehr als 25.000 Fläschchen, die gut 100.000 Impfdosen enthalten könnten. "Wir durchleuchten unsere Infrastruktur auf die Kapazitäten, bei minus 20 oder minus 70 Grad liefern zu können", sagt der zuständige DHL-Manager Thomas Ellmann.

Transport von Impfstoff ist nicht neu

Neuland sei das nicht für sein Unternehmen, in einem Zwischenlager an der deutsch-niederländischen Grenze gebe es beispielsweise bereits 58 solcher Tiefkühlschränke. Die werden aber bereits benutzt und sind bereits voll – auch spezielle pharmazeutische Substanzen, Impfstoffe für Tiere und Produkte für klinische Studien müssen bei den extremen Minusgraden gelagert werden. So gesehen habe man reichlich Erfahrung mit Transporten in solchen Temperaturen, sagt Ellmann.

Im Flugzeug und auf Lkw kommen die Präparate in Kunststoffboxen mit Trockeneis, also gefrorenem CO2. Solche Boxen könnten eine Temperatur von minus 70 Grad bis zu sechs Tage halten, sagt der DHL-Manager.

Bisher ist der Transport von Impfstoffen und Medikamenten bei extremen Minusgraden eher ein Randgeschäft für die Logistiker, das Gros ihrer Dienstleistungen für die Pharmabranche macht der Transport von Präparaten bei zwei bis acht Grad plus und 15 bis 25 Grad aus. "Die Menge an Tiefkühlpräparaten, die wegen Covid-19 auf die Logistikbranche zukommt, ist eine große Herausforderung", sagt Ellmann. Präparate gegen Ebola mussten in der Vergangenheit zwar ebenfalls in großen Mengen tiefgekühlt transportiert werden, Covid-19 habe als weltweites Thema aber eine viel größere Dimension.

Milliarden von Impfdosen müssen verschickt werden

Nach seiner Einschätzung wird die Logistikbranche in den nächsten zwei Jahren 10 Milliarden Covid-19-Impfdosen verschicken – manche Präparate werden mehrfach gespritzt werden müssen, daher sind es mehr Dosen als Menschen auf der Erde. "Wir werden gut zu tun haben", sagt der Logistiker. Allerdings werden mit der Zeit auch Impfstoffe auf den Markt kommen, die beim Transport nicht tiefgefroren sein müssen, dementsprechend werden sich die Anforderungen an die Branche verändern und vereinfachen, ist der Logistiker überzeugt.

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Aus Sicht von DHL kommt es auch auf staatliche Akteure an: So müsse die Verzollung reibungslos verlaufen und der Staat samt Krankenkassen müsse die "letzte Meile" gut meistern – also den Weg der Pharmaprodukte ab Übergabe vom Logistiker an eine Behörde bis zur Impfung. Die Bundesländer erwägen derzeit, regionale Impfstellen einzurichten. Wie bei einer normalen Impfung könne es jedenfalls nicht ablaufen, bei denen sich die Versicherten ihren Impfstoff selbst aus der Apotheke holen und zum Arzt bringen oder dieser beim Arzt bereitliegt, so Ellmann. "Weder Apotheken noch Ärzte haben geeignete Tiefkühlkapazitäten."

So sind die Konzerne ausgestattet

In seiner Sparte "Life Sciences & Healthcare" hat DHL weltweit speziell geschulte 9.000 Mitarbeiter, 150 Lagerhäuser und 120 Umschlagzentren. Zum Umsatz macht der Bonner Konzern keine Angaben.

Der Logistikkonzern Kühne + Nagel mit Sitz in der Schweiz verfügt nach eigenen Angaben in Europa über eine eigene Flotte von 200 klimatisierten Pharma-Trailern, also Lkw-Anhängern. Zudem hat die Firma Verteilzentren mit Kühlkammern, die bis zu minus 20 Grad kalt sind. "Wir gehen aber davon aus, dass eine Temperatur von plus zwei bis plus acht Grad Celsius in den meisten Fällen reichen wird", sagt ein Firmensprecher. Sollten bis zu 80 Grad minus nötig sein für Transport und Lagerung, "haben wir auch dafür Lösungen".

Von UPS heißt es, man habe die Nachfrage nach Transport von Impfstoffen und Covid-19-Tests im Blick und bereite das Netzwerk darauf entsprechend vor. Aus Sicht von Fedex ist die Verteilung eine der größten Herausforderungen, die es jemals gab für die Logistikbranche. "Covid-19-Impfstoffe setzen eine umfangreiche Logistik-Expertise voraus, damit sie effektiv in großen Stückzahlen auf der ganzen Welt verteilt werden können – ganz anders als bei traditioneller Fracht", sagt Fedex-Europachefin Karen Reddington. "Von geeigneter Temperaturkontrolle bis hin zur schnellen Verzollung: das ist alles andere als ein gewöhnlicher Transport."

Man habe bereits zuvor Impfstoffe und andere "temperaturgeführte" Sendungen transportiert. "Wir sind gut aufgestellt und arbeiten mit Herstellern, Verteilzentren und Behörden zusammen, um diese nie dagewesene Logistik-Herausforderung zu bewältigen", sagt Reddington.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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