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Kinder und Corona: Experte erklärt, was ihr Immunsystem besser macht


Corona bei jungen Menschen
Das Geheimnis des Immunsystems der Kinder


Aktualisiert am 26.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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Corona bei Kindern: Forscher haben herausgefunden, dass das Immunsystem von Kindern besser auf das Virus reagiert (Symbolbild).Vergrößern des Bildes
Corona bei Kindern: Forscher haben herausgefunden, dass das Immunsystem von Kindern besser auf das Virus reagiert (Symbolbild). (Quelle: FamVeld/getty-images-bilder)

Kinder erkranken meist nur sehr mild nach einer Infektion mit dem Coronavirus – wenn überhaupt. Viele bleiben sogar asymptomatisch. Das heißt: Sie zeigen keinerlei Krankheitsanzeichen. Was macht ihr Körper besser?

Kinder sind die Leidtragenden der Corona-Krise. Die Schulen waren monatelang geschlossen, in den Kitas herrschte Notbetreuung. Für Treffen mit Freunden galten Kontaktbeschränkungen. Die Kleinen wurden vor allem als Virusüberträger gefürchtet, denn klar ist: Infizieren sich Kinder mit dem Coronavirus, sind in der Regel nur leichte Krankheitsverläufe zu erwarten.

So erklärt das Robert Koch-Institut: "Die Mehrzahl der Kinder zeigt nach bisherigen Studien einen asymptomatischen oder milden Krankheitsverlauf. Laut Daten der Corona-KiTa-Studie wurden bei etwa 35 Prozent der Null- bis Fünfjährigen mit vorhandenen klinischen Informationen keine Covid-19-relevanten Symptome angegeben. Bei 65 Prozent der Kinder im Alter von null bis fünf Jahren wurde mindestens ein Symptom angegeben. In einer Studie der ersten Welle in Deutschland zählten Husten, Fieber und Schnupfen zu den am häufigsten erfassten Symptomen."

Ein Drittel der Kinder bleibt symptomlos

Das heißt: Über ein Drittel der Kinder hat keine Krankheitsanzeichen. Zeigen sie Symptome, sind diese erkältungstypisch und nicht ungewöhnlich. Kinder scheinen also nach einer Infektion besser wegzukommen. Wobei einschränkend festgestellt werden muss, dass die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion bei Kindern ("Long-Covid") bislang nicht ausreichend erforscht sind. Dennoch: Was macht ihr Körper bei einer akuten Infektion anders? t-online hat Dr. Stephan Borte, Immunologe und Kinderarzt am Leipziger St. Georg Klinikum, gefragt, welches Geheimnis hinter ihren Abwehrkräften steckt.

t-online: Herr Borte, wie erklären Sie sich, dass Kinder alle möglichen Infekte aus den Kitas in die Familien bringen, aber das Coronavirus ohne Symptome bei ihnen bleibt?

Stephan Borte: Wenn man zurückblickt, war lange überhaupt nicht mal klar, ob sich Kinder überhaupt infizieren, weil man natürlich wenige Kinder in den Krankenhäusern gesehen hat. Untersuchungen in Haushalten, in denen eine Person positiv getestet wurde, wiesen dann nach, dass Kinder auch infiziert sein können. Und das Team um Christian Drosten bestätigte dann, dass Kinder genauso infektiös sein können wie Erwachsene. Ohne irgendwelche Symptome zu zeigen.

Was passiert da in den Kinderkörpern bei der Infektion mit dem Coronavirus, was bei Erwachsenen, die schwer erkranken, anders abläuft?

Bei Kindern springt eine andere Art von Immunsystem an. Jeder erwachsene Mensch trägt das angeborene und das erworbene Immunsystem in sich. Bei Kindern, etwa bis zum Alter von acht bis zehn Jahren, reagiert vorwiegend das angeborene Immunsystem. Dieses System ist darauf ausgerichtet, sich eher an die Umwelt und die Umgebung anzupassen. Das heißt: Es reagiert schon mit körpereigenen Abwehrstoffen, aber auch mit Toleranz gegen Eindringlinge – egal, ob es sich gegen Viren, Bakterien oder Pilze richtet. Das Ziel ist es, nicht überzuschießen, sich an die Umgebung anzupassen und keine Autoimmunerkrankungen zu generieren.

Was läuft konkret ab?

SARS-CoV-2 braucht einen Rezeptor, um in die menschlichen Zellen einzudringen. Es nutzt vorwiegend den ACE-2-Rezeptor. Das sind Proteine, an die sich das Virus bindet, um in seine menschlichen Wirtszellen zu gelangen. Da verhält sich das Virus wie der richtige Schlüssel zum Schloss. Dieser Rezeptor regelt zum Beispiel die Gefäße, das Herz-Kreislaufsystem, Vorgänge in der Lunge oder den Nieren. Bei Kindern ist dieser Rezeptor noch viel weniger ausgeprägt, er ist deutlich weniger messbar. Das heißt auch, das Virus findet keine Eingangstür.

Das heißt, bei SARS-CoV-2 ist das erworbene Immunsystem der Erwachsenen das Hindernis?

Ja. Der Körper von Erwachsenen reagiert auf das Virus, da er ähnliche Coronaviren bereits lange kennt. Er erkennt die Struktur dieser bislang typischen Erkältungsviren wieder. Der Erwachsenenkörper versucht dann, etwas Gutes zu tun und mobilisiert alles, was er aufbieten kann. Dann kommt es zu den überschießenden Immunreaktionen, die die Komplikationen verursachen. Letztlich verschlimmern sie die Erkrankung oftmals leider nur.

Gibt es noch andere Vorteile für Kinder?

Sie müssen sich klarmachen: Kinder haben viel kleinere Oberflächen. Die Nase, der Rachen, der Mund sind viel kleiner. Das Virus hat eine viel kleinere Angriffsfläche, um sich einzunisten und auszubreiten. Damit wird die Viruslast natürlich vermindert.

Können aus diesen Erkenntnissen Rückschlüsse für Erwachsene gezogen werden?

Leider kaum. Das Immunsystem lässt sich nicht auf das angeborene umpolen. Und man hat auch versucht, die ACE-2-Rezeptor-Anbindung zu unterbinden. Etwa mit blutdrucksenkenden Medikamenten, die diesen Rezeptor beeinflussen können. Das hat nicht wirklich funktioniert. Wir sehen zwar auch vereinzelt schwere Erkrankungen bei Kindern und wir wissen bislang nicht, was Long-Covid bei ihnen bewirken wird. Aber was wir wissen: Das Immunsystem der Kinder ist im Regelfall effektiver gegen das Coronavirus.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Stephan Borte
  • Eigene Recherche
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