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Corona-Impfung – Experte: Strafen für Ungeimpfte sind denkbar


Experte: Darum sind Strafen für Ungeimpfte denkbar

Von Christiane Braunsdorf

Aktualisiert am 06.09.2021Lesedauer: 5 Min.
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Corona-Impfung: Kommen Strafen für Verweigerer?
Corona-Impfung: Kommen Strafen für Verweigerer? (Quelle: picture alliance/dpa | Christian Charisius/dpa-bilder)
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Die Impfquote steigt nur noch langsam, gleichzeitig wächst die Zahl der Neuinfektionen. Wie kann die Impfmüdigkeit überwunden werden? Ein Experte bringt restriktivere Maßnahmen für Ungeimpfte ins Spiel.

Seit Wochen stockt die Impfkampagne im Kampf gegen das Coronavirus. Gesucht werden Konzepte, mit denen die Impfmüdigkeit überwunden werden kann. Als erstes Bundesland führte Hamburg Ende August die sogenannte 2G-Regel ein. Damit können Veranstalter, Gastronomen oder auch Kinobetreiber entscheiden, ob sie ihre Angebote nur für Geimpfte und Genesene, nicht aber für Getestete öffnen.


Coronavirus: An diesen Orten lauert das größte Risiko

In der Bahn, im Restaurant und auch zu Hause – wo sich Menschen auf engem Raum befinden, kann sich das Coronavirus leicht ausbreiten. Unsere Fotoshow zeigt, welche Situationen besonders riskant sind.
Bahn: Öffentliche Verkehrsmittel wie Busse oder Bahnen sind ebenfalls mögliche Infektionsquellen. Hier treffen viele Menschen auf engem Raum aufeinander. Schutzmaßnahmen wie Abstand halten und das Tragen einer Gesichtsmaske können das Ansteckungsrisiko minimieren – sofern sich alle daran halten.
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Sind nur Geimpfte und Genesene zugelassen, entfallen Beschränkungen wie Abstandspflicht, Kapazitätsbegrenzungen und Testpflicht in Innenräumen. Auch andere Bundesländer denken über die Einführung dieser Regel nach, in Baden-Württemberg könnte sie bereits Mitte des Monats gelten. Ist 2G ein Modell für ganz Deutschland?

t-online hat mit dem Immunologen und Kinderarzt Dr. Stephan Borte vom Leipziger St. Georg Klinikum über die Gründe der Impfmuffel gesprochen und darüber, wie sie doch noch zum Anti-Corona-Piks motiviert werden könnten.

t-online: Herr Borte, wie erklären Sie sich, dass die Impfquote im Osten und auch in Ihrem Bundesland relativ niedrig ist? Mit 52 Prozent bleibt sie deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt zurück und Sachsen ist aktuell in der Bundesländerstatistik auf dem letzten Platz ...

Stephan Borte: Sachsen hatte lange sehr hohe Inzidenzen. Und die gingen auch lange nicht runter. Was bei den Menschen da ankommt, ist: Egal, welche Maßnahmen ergriffen werden, an den Inzidenzen ändern sie unmittelbar erst einmal nichts. Und die zweite Aussage, die ich oft höre: In meinem Umfeld waren schon so viele infiziert und sind genesen, wahrscheinlich hatte ich es auch schon. Da ist also ein hoher Gewöhnungseffekt nach der ersten und zweiten Welle.


Oder man hört auch viel: Wenn ich es kriege, ist es nicht so schlimm. Das sind eben die 50 bis 60 Prozent der erkrankten Infizierten, die kaum Symptome zeigen. Die werden dann als Beispiel angeführt, oft auch unter der Annahme, man habe es selbst bestimmt auch irgendwie schon gehabt. Für diese Menschen ist Corona in ihrer Wahrnehmung damit eigentlich vorbei und es besteht kein Grund, sich impfen zu lassen. Diese Menschen von einer Impfung zu überzeugen, ist natürlich schwierig.

Könnten die 3G- oder 2G-Regeln daran etwas ändern? Also bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens nur für Geimpfte und Genesene oder unter 3G dann auch für Getestete zu öffnen, wenn diese ihre Tests selbst zahlen müssen?

Ich bezweifle, dass solche Druckerhöhung die Menschen tangiert. Für diese Menschen, die oft auch aus ländlichen Regionen kommen, ist erst mal wichtig, dass sie den Bus oder den Supermarkt nutzen können. Ob sie jetzt ins Restaurant oder ins Konzert gehen können, ist zweitrangig. Und ganz ehrlich: Wer kann kontrollieren, ob der Wirt der Dorfschenke sich an diese Regeln hält?

Die Menschen sind eher auf ihr eigenes Umfeld reduziert?

Ja, für viele Menschen gilt erst mal nur, was in ihrer eigenen Familie, Gemeinde, vielleicht noch im Landkreis relevant ist. Sie ziehen sich in dieser Krise stark auf sich selbst zurück. Und einige haben auch nur bedingt Vertrauen in staatliche Maßnahmen. Aktuell sehen wir wenig Akzeptanz für bestimmte Maßnahmen. Keine Akzeptanz besteht zum Beispiel mehr für die Verhängung eines schweren Lockdowns, wenig für eine fortbestehende Maskenpflicht oder 3G-Konzepte.

Aber klar ist doch: Wenn wir alle Maßnahmen fallen lassen, dann werden wir auch höhere Todesraten sehen?

Ja, wir werden im Herbst – das ist meine Prognose – wieder eine hohe Auslastung der Intensivbetten sehen, aber keine, die das System an die Grenzen bringt. Aber es wird auch wieder Verlegungen in andere Krankenhäuser geben müssen. Man kann wirklich nur an jeden appellieren, sich die Impfung abzuholen.

Mir als Kinderarzt ist es ganz wichtig, auch immer wieder darauf hinzuweisen, dass Erwachsene mit ihrer Impfung diejenigen schützen, die derzeit nicht geimpft werden können, weil es für Kinder unter zwölf Jahren noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt. Und auch, wenn Kinder bekanntlich nicht so schwer erkranken, gibt es immer wieder auch schwere oder chronische Fälle. Selbst wenn das nur ein Kind unter 10.000 betrifft: Ich möchte diese kranken Kinder vermeiden.

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Also wie kann denn der Druck auf Ungeimpfte sinnvoll erhöht werden? Eine Impfpflicht wird es ja nicht geben.

Man kann durchaus auch mal über Strafen für Ungeimpfte nachdenken. Ich sage nicht, dass die kommen müssen, aber restriktivere Maßnahmen könnten auch erwogen werden. Wenn Autofahrer 15 Euro fürs Falschparken in einer Halteverbotszone zahlen, deren Wirksamkeit oft nicht nachvollziehbar ist, wird das auch akzeptiert.

Hier geht es aber um etwas viel Wichtigeres: Das Einstehen in der Gesellschaft füreinander. Wer sich dem verweigert, der kann auch mit restriktiveren Maßnahmen angegangen werden. Denn: Dass eine Mehrheit – nämlich die der Geimpften – Rücksicht auf eine Minderheit nehmen soll, kann auch irgendwann zum gesellschaftlichen Problem werden.

Aktuell wird diskutiert, ob der Arbeitgeber den Impfstatus seiner Mitarbeiter abfragen darf. Aus Datenschutzgründen ist dies bislang nicht möglich. Wie stehen Sie dazu?

Ich wäre für so eine Mitteilungspflicht. Das ist doch auch leicht zu verstehen: Der Chef einer Firma ist auch für den Gesundheitsschutz seiner Mitarbeiter verantwortlich. Und er hat ja auch nicht zuletzt ein betriebliches Interesse daran, sonst müssen unter Umständen viele seiner Mitarbeiter schnell wieder in Quarantäne. Ohne diese Informationsweitergabe ist ja zum Beispiel nicht klar, inwieweit Lüftungsanlagen, Maskenpflicht oder dauerndes Lüften notwendig sind.

Was glauben Sie, erreichen wir die Herdenimmunität noch oder ist das ausgeschlossen?

Ich glaube nicht, dass wir 80 oder mehr Prozent Impfquote in diesem Jahr noch erreichen werden. Dafür haben wir das zeitliche Momentum verpasst. Wir sind zu spät gestartet in diesem Wettlauf, jetzt flacht die Bereitschaft zum Impfen ab.

Könnten die Hausärzte da vielleicht noch weiterhelfen?

Ja, da ja sukzessive die Impfzentren geschlossen werden, kommt den niedergelassenen Kollegen nun eine besondere Rolle zu. Allerdings muss man auch sagen: Die Vergütung, die für ein ausführliches Beratungsgespräch angeboten wird, müsste dann angehoben werden. Dann wäre es auch denkbar, dass die Hausärzte aktiver auf die Patienten zugehen, sie zum Beispiel anrufen und nach ihrem Impfstatus fragen. Mit solchen Angeboten könnte die Impfquote sicher noch mal um fünf bis acht Prozent gesteigert werden. Das wäre Aufgabe der Politik, da zu handeln.

Was prognostizieren Sie: Wie werden die Herbst- und Wintermonate bei uns aussehen?

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Ich denke, was die politischen Maßnahmen betrifft, werden wir einen Stillstand erleben, das hat vor allem mit der Bundestagswahl zu tun. Es wird versucht werden, eine Form der Normalität zu konservieren wie sie eben derzeit nötig ist. Eine Art Zustand der Lethargie. Ich sehe nicht, dass da vor Weihnachten noch große Entscheidungen auf uns zukommen. Parallel dazu werden wir aber steigende Hospitalisierungsraten sehen und auch wieder schwer erkrankte Patienten und Tote. Dieser Zustand wird sich sicher erst zum Frühjahr hin wieder entspannen.

Herr Borte, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.
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Verwendete Quellen
  • Interview mit Stephan Borte
  • Eigene Recherche
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