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Corona-Gefahr durch Omikron | Virologe Kekulé: Lockdown ist "kein Wellenbrecher"


Gefahr durch Omikron
Virologe Kekulé: "Wir können mit weniger schweren Verläufen rechnen"


Aktualisiert am 21.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Alexander Kekulé: Der Virologe fordert einen Lockdown, um die Booster-Impfungen voranzutreiben.Vergrößern des Bildes
Alexander Kekulé: Der Virologe fordert einen Lockdown, um die Booster-Impfungen voranzutreiben. (Quelle: picture alliance/dpa/Revierfoto | Revierfoto)

Kontaktbeschränkungen sollen den Vormarsch der Omikron-Variante hinauszögern. Doch der Virologe Alexander Kekulé nennt es anders: Er fordert Impfferien.

Omikron beherrscht nahezu weltweit die Schlagzeilen und überschattet auch in Deutschland das diesjährige Weihnachtsfest. Was können wir tun, um die sehr ansteckende Variante noch aufzuhalten? t-online fragte den Virologen Alexander Kekulé.

t-online: Herr Kekulé, nun sollen Kontaktbeschränkungen kommen. Was wollen wir damit erreichen?

Alexander Kekulé: Das ist die Frage nach der Strategie. Die Gretchenfrage, um die es bei Omikron geht, ist: Ist diese Variante genauso krankmachend wie diejenigen, die wir schon kennen? Ich sehe mir dazu mehrmals am Tag die Daten an. Und was wir sehen, ist: Die Labordaten und Krankenhauseinweisungen deuten klar darauf hin, dass wir hier mit weniger schweren Verläufen rechnen können.

Also ist das, was der Expertenrat der Bundesregierung da erarbeitet hat, nur Panikmache?

Ich sehe die Lage deutlich optimistischer und würde jedenfalls nicht vom Worst Case ausgehen, wie es der Expertenrat getan hat. Ich plädiere nur für zweiwöchige, moderate Kontaktbeschränkungen, die man als "Impfferien" bezeichnen könnte. In dieser Zeit müssten wir versuchen, noch möglichst viele ungeimpfte Erwachsene zu erreichen und insbesondere die Booster-Impfungen massiv vorantreiben.

Dabei unterscheidet sich mein Vorschlag von den bisherigen Plänen darin, dass Menschen über 60 und andere Risikogruppen konsequent priorisiert werden. Ein langer Lockdown wäre nicht verhältnismäßig und hätte angesichts der hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit der neuen Variante auch keinen Sinn.

Alexander Kekulé
Alexander Kekulé (Quelle: picture alliance / Geisler-Fotopress | Hein Hartmann/Geisler-Fotopress)


Alexander Kekulé ist Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In der Corona-Pandemie machten ihn zahlreiche TV-Auftritte sowie sein MDR-Podcast "Kekulés Corona-Kompass" bekannt.

Das heißt, Omikron trifft uns gar nicht so hart wie angenommen?

Ich bin aufgrund der Daten aus Südafrika, Dänemark und London vorsichtig optimistisch, dass Omikron weniger schlimme Auswirkungen haben wird als die vorherigen Varianten. Das liegt wahrscheinlich weniger am Virus selbst als an einer relativ guten Immunitätslage der Bevölkerung. Es sind immerhin 81 Prozent der Erwachsenen geimpft und viele haben ja auch schon eine Infektion hinter sich.

Kontaktbeschränkungen würden uns weiterhelfen?

Das wäre ausdrücklich kein Wellenbrecher, mit dem wie bei früheren Lockdowns die Infektionszahlen kontrolliert werden sollten. Die Omikron-Variante lässt sich nicht aufhalten, ohne das gesamte öffentliche und soziale Leben komplett runterzufahren. Aber wir brauchen einen Schutz derjenigen, für die diese Welle besonders gefährlich werden kann. Und das sind die Älteren und andere Menschen, deren Immunsystem aus welchen Gründen auch immer weniger gut arbeitet.

Nun heißt es aber: Wenn sich jetzt massenweise Menschen mit Omikron infizieren, weil die Variante eben so viel ansteckender ist und die Impfstoffe vor einer Infektion nicht mehr so gut schützen, dann stehen wir vor einer Herausforderung: Wenn in systemrelevanten Berufen plötzlich alle ausfallen – Krankenschwestern, Polizisten, Busfahrer, Kassiererinnen –, können wir unseren Alltag kaum mehr aufrechterhalten …

Ja, und deshalb kommt es jetzt darauf an, gezielt die vulnerablen Gruppen zu schützen. Die Menschen in den systemrelevanten Berufen gehören ja nicht mehrheitlich zu den Ungeimpften oder zu den noch nicht geboosterten Risikogruppen. Die kritische Infrastruktur wird vor allem dann gefährdet, wenn wir trotz leichter Verläufe massenweise Menschen in Quarantäne schicken. Spätestens wenn die Omikron-Welle in vollem Gange ist und die Gesundheitsämter sowieso keine Infektionsketten mehr nachverfolgen können, müssen wir hier die Strategie ändern.

Wann endet der ganze Spuk? Was ist Ihre Prognose?

Ich sage ja immer: Am 31. Mai ist es vorbei. Nicht, weil sich das Virus an den Kalender halten würde, sondern weil wir jetzt eine starke Winterwelle erleben werden, aber danach ist ein großer Teil der Bevölkerung zumindest teilweise immun gegen das Pandemievirus. Möglicherweise erweist sich für die bereits Geimpften und Genesenen eine Omikron-Infektion sogar als Vorteil, weil sie dann gegen künftige Varianten besser gefeit sind. Aber das gilt natürlich nicht für die bislang ungeimpften Erwachsenen: Für sie ist die bevorstehende Omikron-Welle der letzte Weckruf, es sich vielleicht doch noch anders zu überlegen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Alexander Kekulé
  • Eigene Recherche
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