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Corona-Impfstoffe: Bringen diese Vakzine die Wende?


Schutz auch vor Infektion
Bringen diese Corona-Impfstoffe die Wende?


Aktualisiert am 27.04.2022Lesedauer: 4 Min.
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Corona-Impfung: Sind Nasensprays die Zukunft?Vergrößern des Bildes
Corona-Impfung: Sind Nasensprays die Zukunft? (Quelle: iStock / Getty Images Plus/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die bislang zugelassenen Anti-Corona-Vakzine schützen weiterhin gut vor schweren Krankheitsverläufen. Doch sie verhindern die Infektion nicht zuverlässig. Nun gibt es neue Ansätze in der Impfstoffentwicklung.

Nach der Booster-Impfung wird inzwischen schon die vierte Corona-Impfung für bestimmte Risikogruppen angeboten. Niedersachsen plant sogar schon den zweiten Booster für alle. Doch klar ist: Auch dessen Schutz nimmt relativ schnell ab. Und die Infektion mit der Omikron-Variante des Coronavirus verhindern die bisherigen Impfstoffe nicht mehr zuverlässig.

"Nächster Meilenstein" im Kampf gegen Corona

Bereits im Januar wies der Charité-Chefvirologe Christian Drosten darauf hin, dass er eine "Lebend-Impfung" als den "nächsten Meilenstein" in der Bekämpfung des Coronavirus sehe. So könne etwa ein Spray, mit dem "abgeschwächte Viren" in die Nase gesprüht werden, erstmals in unseren Atemwegen eine zusätzliche Schleimhaut-Immunität schaffen. "Das wäre ein viel besserer Übertragungsschutz", sagte Drosten im Interview mit dem "Tagesspiegel am Sonntag".

Auch der Immunologe Andreas Radbruch weist im Interview mit t-online darauf hin, dass selbst bei Geboosterten der Schutz vor einer Infektion relativ schnell nachlasse. "Dort, wo das Virus in den Körper gelangt – auf den Schleimhäuten –, lässt der Antikörperschutz, der das Virus abfangen soll, recht schnell nach. Wir wissen nicht wirklich, warum das so ist."

Übertragung des Virus verhindern

Wir brauchen andere Impfstoffe – so das Fazit. Das Ziel der Wissenschaftler ist es, eine sogenannte sterilisierende Immunität herzustellen.

"Bisher stand die Vorbeugung der schweren Erkrankungen im Mittelpunkt der Impfstoffe der ersten Generation. Der nächste Schritt besteht darin, zusätzlich auch die von Geimpften ausgehende Übertragung des Virus mit Impfstoffen der zweiten Generation zu verhindern. Daran sollte jetzt mit Hochdruck gearbeitet werden", so der Modellierer Kristan Schneider im t-online-Interview.

Prof. Ulrich Lauer forscht mit seinem Team am Universitätsklinikum Tübingen an dieser zweiten Generation von Impfstoffen – einem Nasenspray. Er hat t-online die Vorteile erklärt, und erläutert, wie weit seine Forschungen fortgeschritten sind.

Herr Lauer, welche Vorteile bietet eine Nasenspray-Impfung gegenüber den intramuskulären Vakzinen, die wir bereits haben?

Ulrich Lauer: Alle fünf bisher in Deutschland zugelassenen Wirkstoffe bilden in unserem Körperinneren Antikörper und setzen unsere Abwehrzellen in einen Alarmzustand. Dadurch wird das SARS-CoV-2-Virus am weiteren Vordringen in unserem Körper gehindert.

Eine Abschottung gegenüber dem Eindringen über unsere Atemwege findet hingegen nicht ausreichend statt. Deswegen infizieren sich auch Geboosterte immer wieder, was Covid-19 weiter sehr stark am Laufen hält. Jeder kennt solche Fälle in seinem Umkreis.

Also ganz praktisch gesagt: Wie fängt man das Virus am Einfallstor in den Körper ab?

Die Impfung muss künftig genau dort ansetzen, wo das Virus in den Körper gelangt, nämlich in den Atemwegen. So kann das Virus frühzeitig blockiert und neutralisiert werden, seine Ausbreitung wird bereits am allerersten Schutzwall gestoppt.

Ullrich Lauer
Ullrich Lauer (Quelle: privat)


Ulrich Lauer ist Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin am Universitätsklinikum Tübingen. Seine Arbeitsgruppe forscht gemeinsam mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts in Martinsried an einer Corona-Impfung, die als Nasenspray verabreicht werden kann.

Der Körper bildet bei einer nasalen Impfung zusätzliche, ganz spezielle Antikörper?

Ja, wir sprechen hier von Antikörpern vom Subtyp Immunglobulin A (IgA), die die Eindringlinge in der Nase abfangen und sofort neutralisieren. Dazu nutzen wir ein für Menschen harmloses Trägervirus, das Teile des genetischen Materials des Coronavirus transportiert und die Bildung dieser speziellen IgA-Antikörper in hohem Maße stimuliert.

Sie verwenden das Spike-Protein?

Genau. Über die Nasenimpfung bringen wir die genetische Information für das Spike-Protein auf einer Gen-Fähre in unsere Atemwegszellen ein. In den Atemwegen werden dann diese IgA-Antikörper gebildet. Das Immunsystem reagiert dann genau dort, wo das SARS-CoV-2 Virus zuallererst angreift, sodass Infektionen erst gar nicht angehen können.

Wie weit sind die Forschungen daran?

Im Augenblick testen wir unsere nasalen Impfstoff-Prototypen in den entsprechenden Tiermodellen. In 2023 werden wir die klinische Testung durchführen und können dann 2024 mit der Zulassung rechnen.

Das heißt, Sie gehen davon aus, dass uns Corona bis dahin nicht verlassen hat …

Corona wird bleiben, und es werden sich auch immer wieder neue Varianten bilden. Selbst wenn diese dann "nur noch" endemisch sind, gilt es immer noch, die Menschen dagegen zu schützen. Im Übrigen könnte diese Art von Impfung auch gegen andere respiratorische Viren eingesetzt werden.

Und müssen wir dann alle auch dreimal mit diesen Impfstoffen gegen Corona immunisiert werden?

Unser Nasenspray soll zunächst als effiziente, weitere Booster-Impfung eingesetzt werden. Damit hätte der Körper dann eine Art doppelte Absicherung gegen das Virus, also Schutz im Körperinneren sowie in den Atemwegen.

Bislang gibt es bei diesen Forschungen noch keinen Durchbruch. Wie viele Teams widmen sich denn diesem Thema?

Weltweit gehen wir von etwa einem Dutzend Forschungsgruppen und Firmen aus.

Und es könnte sein, dass wir irgendwann das von Ihnen entwickelte Spray in der jeweiligen Corona-Saison ganz einfach in der Apotheke kaufen, ein paarmal sprayen und dann geschützt sind?

Zunächst wird unser Impfspray sicher erst einmal über Hausärzte verordnet werden, der Vertrieb über Apotheken stellt sicher, dass unser Impfstoff ausreichend gekühlt ist und jeder Impfwillige ausreichend Zugang hat.

Herr Lauer, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • tagesspiegel.de
  • Interview mit Ulrich Lauer
  • Eigene Recherche
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