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Wasser sparen: Dürre in Deutschland wird zum Problem


Wasser wird knapp
Dürresommer droht – jetzt zählt jeder Tropfen

MeinungEine Kolumne von Sara Schurmann

23.05.2025 - 15:37 UhrLesedauer: 6 Min.
Der Rhein bei Düsseldorf bei Niedrigwasser (Archivbild): Dürreperioden könnten für Deutschland zum Problem werden.Vergrößern des Bildes
Der Rhein bei Düsseldorf bei Niedrigwasser (Archivbild): Dürreperioden könnten für Deutschland zum Problem werden. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt/imago-images-bilder)
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Das Jahr 2025 startete schon im Frühjahr außergewöhnlich trocken. Der Wasserbedarf steigt, doch die Ressource wird zunehmend knapp. Deutschland muss deshalb lernen, sparsamer damit umzugehen.

Als Kind hatte ich Angst davor, dass uns das Wasser ausgeht. Milchkartons und Saftflaschen sind irgendwann leer, warum sollte aus dem Wasserhahn unendlich Wasser kommen? Meine Mutter hat damals versucht, mich zu beruhigen und mir erklärt, dass Wasser in diesem Sinne nicht "verbraucht" werden kann. Es verschwindet nicht und gelangt nach der Nutzung in den Kreislauf zurück. Die Menge an Wasser, die es auf der Erde gibt, ist und bleibt konstant.

Deutschland gehört im weltweiten Vergleich zu den wasserreichen Ländern. "Doch unsere Wasserressourcen geraten zunehmend unter Druck", heißt es in der Nationalen Wasserstrategie, die 2023 erstmals von der Bundesregierung verabschiedet wurde. Durch die Erderhitzung treten Dürren häufiger auf. "Dieser neuen Realität müssen wir uns stellen." In diesem Jahr ist schon das Frühjahr in Deutschland außergewöhnlich trocken – das trockenste seit 1931. Die EU-Kommission ruft aktuell zum Wassersparen in Europa auf. Wasser, das noch in meiner Kindheit in Deutschland vermeintlich im Überfluss vorhanden war, wird zu einer wertvollen Ressource, die nicht unbegrenzt verfügbar ist und mit der man sparsam umgehen muss.

Zur Person

Die Lage ist extrem ernst, aber nicht hoffnungslos. Nach diesem Motto erklärt die freie Journalistin Sara Schurmann die großen Zusammenhänge und kleinen Details der Klimakrise, sodass jede und jeder sie verstehen kann.
Etwa in ihrem Buch "Klartext Klima!" – und jetzt in ihrer Kolumne bei t-online. Für ihre Arbeit wurde sie 2022 vom "Medium Magazin" zur Wissenschaftsjournalistin des Jahres gewählt.

Der menschengemachte Klimawandel beeinflusst, wie gut sich Grundwasser neu bilden kann. Niederschläge fallen weniger gleichmäßig, und die höhere Lufttemperatur lässt mehr Wasser verdunsten. Weil Niederschläge im Winter häufiger als Regen herunterkommen und seltener als Schnee, kann das Wasser schneller abfließen und verschwindet über die Flüsse ins Meer. So bleibt an Land insgesamt weniger Wasser, das versickern und in tieferen Bodenschichten neues Grundwasser bilden kann.

Deutsche verbrauchen im Schnitt pro Tag 122 Liter Wasser

Mit den Temperaturen steigt auch der Wasserbedarf: Wer mehr schwitzt, geht häufiger duschen, Pools werden befüllt, Gärten bewässert, landwirtschaftliche Flächen und Parks ebenso. Auch die Qualität des Grundwassers nimmt durch den menschengemachten Klimawandel ab, weil die Bodenschichten, durch die das Wasser sickert, bei Dürre oder Starkregen weniger gut filtern können.

Auf den ersten Blick sieht der Wasserverbrauch der Deutschen gar nicht so bemerkenswert aus: Im europäischen Vergleich liegt Deutschland im Mittelfeld. Im Schnitt nutzen Deutsche 122 Liter am Tag. In Italien sind es knapp 100 Liter mehr. Am wenigsten verbrauchen Menschen in Malta, etwa 77 Liter pro Person. Insgesamt ist der Verbrauch fast überall rückläufig, sparsameren Technologien sei Dank, zum Beispiel bei Toilettenspülungen und Waschmaschinen.

Spartipps sind Binsen – und trotzdem wichtiger denn je

Auch in Deutschland ging der Verbrauch jahrelang stetig zurück. 1990 verbrauchte jede Person im Schnitt noch 147 Liter am Tag. In den Statistiken zeigt sich seit 2012 jedoch auch deutlich, dass der Verbrauch in Jahren mit trockenen und heißen Sommern steigt.

Laut dem Interessenverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) geht das meiste Wasser für die Körperpflege drauf, also fürs Baden, Duschen, Händewaschen und Zähneputzen. Im Schnitt waren es 2024 44 Liter und damit 36 Prozent des genutzten Wassers. Der zweitgrößte Posten ist die Toilettenspülung, mit 27 Prozent. Auf Platz drei liegt Wäschewaschen mit 12 Prozent.

Die meisten Spartipps sind Binsen und trotzdem richtig: Waschmaschine und Geschirrspüler stets voll machen, bevor sie angestellt werden. Armaturen und Duschköpfe durch wassersparende Modelle ersetzen. Die Wasserspartaste beim Spülen der Toilette nutzen. Den Wasserhahn beim Zähneputzen zudrehen und duschen statt baden. Ich befolge sie seit Jahren. In der Gaskrise, als es akut darum ging, Energie zu sparen, habe ich auch die gewohnheitsmäßige Dusche am Morgen hinterfragt und wiederentdeckt, dass manchmal auch ein Waschlappen reicht. Doch in den kommenden Jahren werden wir noch bewusster mit der Ressource umgehen müssen.

Ein Drittel des Trinkwassers wird die Toilette hinuntergespült

Eigentlich ist es kaum zu fassen, dass fast ein Drittel des täglichen Trinkwasserverbrauchs einfach die Toilette hinuntergespült wird. Wer gerade ohnehin ein neues Bad plant, kann überlegen, ob eine Grauwasseranlage in Betracht kommt. Diese fängt Abwasser aus Dusche, Badewanne und Waschmaschine auf und verwendet es für die Toilettenspülung. Mit entsprechenden Anlagen ist es auch möglich, den Spülkasten nicht mit Trinkwasser, sondern mit Regenwasser zu befüllen. Beides sind aufwendige Umbauten, die sich aber nicht nur für die Umwelt auszahlen, sondern zumindest langfristig auch auf dem eigenen Konto.

Mittlerweile gibt es auch sogenannte Recycling-Duschen, auch Kreislauf- oder Umwälzduschen genannt. Das verwendete Wasser fließt in ihnen nicht einfach in den Abfluss, sondern wird gesammelt, aufbereitet und im gleichen Duschgang wiederverwendet. Das spart nicht nur Wasser, sondern auch Energie, da das Wasser nicht noch mal erwärmt werden muss.

Auch beim Bewässern von Pflanzen lässt sich einiges einsparen. Ein Tipp, den mir meine Mutter schon vor ein paar Jahren gegeben hat: Obst und Gemüse nicht unter fließendem Wasser waschen, sondern in einer Schüssel. Das Wasser kann anschließend zum Gießen verwendet werden. Der Balkon meiner Mutter ist ein grüner Dschungel, der im Sommer viel Wasser verlangt – den Spareffekt konnte sie nach einem Jahr auch auf ihrer Wasserrechnung ablesen.

Im Garten ist es ratsam, auf einen Rasensprenger zu verzichten. Über sogenannte Tropfschläuche erreicht das Wasser die Wurzeln direkter und landet nicht auf den Blättern. So verdampft es nicht so schnell und man braucht weniger Wasser. Aus dem gleichen Grund sollte vor allem morgens oder abends gewässert werden, und nicht während des Tages. Es ist empfehlenswert, seltener zu gießen und dabei den Boden gut zu durchfeuchten als jeden Tag ein bisschen. Wer es ganz genau wissen will, kann sich an der regionalen Gießempfehlung des Deutschen Wetterdienstes orientieren.

Rasen jede Woche mähen? Keine gute Idee

Eine weitere Maßnahme spart sogar Arbeit: Es lohnt sich, den Rasen nicht jede Woche zu mähen, weil er sonst schneller austrocknet. Wer seinen Englischen Rasen in eine Blumenwiese mit regionalen und an die Trockenheit angepassten Arten umwandelt, muss noch seltener mähen und wässern – und trägt ganz nebenbei zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Auch lässt sich im Garten mehr Feuchtigkeit halten, wenn Gemüsebeete gemulcht und nicht umgegraben werden. Mischkulturen und mehrstöckige Gemüsebeete schützen sich gegenseitig, dürreresistente Sträucher spenden Schatten und verhindern damit ein zu starkes Austrocknen.

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Weil es seltener, dafür aber oft stärker regnet, wird es wichtiger, Wasser aufzufangen, um es später zu nutzen. Eine Regentonne allein reicht da oft nicht mehr aus, bis der nächste Regen sie füllt. In Zisternen oder Tanks kann man deutlich mehr Wasser auffangen und davon entsprechend länger gießen. Damit möglichst viel Regenwasser versickern kann, ist es sinnvoll, Wege, Zufahrten oder Terrassen, wenn möglich, nicht zu versiegeln, sondern durchlässige Materialien zu nutzen.

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Genauso wichtig wie die Wassermenge ist auch seine Qualität. Wer Gewässer und Grundwasser sauber hält, trägt dazu bei, dass am Ende mehr Wasser für alle und die Umwelt übrig bleibt. Es ist demnach auch fürs Wasser sinnvoll, bei Lebensmitteln möglichst auf Bioprodukte zu setzen, wenn möglich, regionale und saisonale Produkte zu kaufen. Lacke, Farben und Medikamente dürfen außerdem nicht in der Spüle oder Toilette entsorgt werden. Im Garten sollte man auf chemische Pflanzenschutzmittel und Biozide verzichten, Dünger nur sparsam einsetzen und für die Autowäsche eine Waschstraße nutzen, weil das Wasser dort in den Kreislauf zurückgeführt wird.

Privatpools stehen schon lange in der Kritik

Je heißer der Sommer, desto mehr lockt ein Pool. Wer bereits einen hat, findet beim Umweltbundesamt viele Tipps, wie man ihn nachhaltig und ressourcenschonend füllt. Generell sollte er vor dem Start des Sommers und nur nachts befüllt werden. Abdecken schützt nicht nur vor Verunreinigung, sondern auch vor Verdunstung. Insgesamt stellt die Behörde aber klar: "Auch bei Einhaltung aller bekannten Mittel, Methoden und Regeln zum umweltschonenden Betrieb eines privaten Pools ist dieser weder nachhaltig noch umweltschonend."

Wegen ihres hohen Verbrauchs standen Privatpools in den vergangenen Jahren bereits in der Kritik. In einigen Gemeinden war es in trockenen und heißen Phasen zeitweise verboten, sie zu befüllen oder Rasen zu bewässern.

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In trockenen Sommern darf teilweise auch aus Bächen, Flüssen, Seen oder privaten Brunnen im Garten kein Wasser entnommen werden. Kommunen geben entsprechende Maßnahmen aus, um die lokalen Ökosysteme zu schützen und die Trinkwasserversorgung zu sichern. Dafür jedoch müssen alle einen Beitrag leisten.

Ein großer Hebel liegt dafür bei der Energiewirtschaft und der Industrie. Sie will die EU-Kommission in ihrer neuen Wasserstrategie in den Blick nehmen, die sie noch vor dem Sommer vorstellen will. Denn der Anteil der öffentlichen Wasserversorgung am Gesamtwasserverbrauch betrug 2022 knapp 30 Prozent, ebenso viel verbrauchten der Bergbau und das verarbeitende Gewerbe. Noch mehr Wasser – mehr als 38 Prozent – wird für die Energieversorgung eingesetzt, vor allem zum Kühlen fossiler und damals noch betriebener atomarer Anlagen. Auch in diesem Sinne lohnt sich ein Ausbau von Solar- und Windenergie.

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