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Salmonellen in Kinder-Produkten: Verbraucherschützer kritisieren Ferrero


"Verzögerungstaktik"
Verbraucherschützer kritisieren Ferrero

Von t-online, cch

14.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Kinder-Schoko-Bons: Kurz vor Ostern ruft Ferrero verschiedene Produkte zurück.Vergrößern des BildesKinder-Schoko-Bons: Kurz vor Ostern ruft Ferrero verschiedene Produkte zurück. (Quelle: Laurie Dieffembacq/BELGA/dpa-bilder)
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Nach einem Salmonellenfund bei Ferrero sind viele Produkte zurückgerufen worden. Verbraucherschützer bemängeln die intransparenten Informationen. Das Unternehmen habe viel zu langsam reagiert.

Am Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks soll alles angefangen haben. Dort wurden in einer Fabrik im belgischen Arlon bereits Mitte Dezember Salmonellen entdeckt. Die daraus gefertigten Ferrero-Produkte seien zurückgehalten worden, erklärt Ferrero France in einer Mitteilung. Das Unternehmen habe den Filter ausgetauscht und seine Produktkontrollen erweitert. Bereits im Umlauf befindliche Ware wurde aber erst Monate später zurückgerufen.

Der Zusammenhang wurde im März nachgewiesen

Zu spät, kritisieren Verbraucherschützer. Im Januar tauchten die ersten Salmonellen-Infektionen in Großbritannien auf. Europäische Gesundheitsbehörden wiesen am 23. März dieses Jahres einen Zusammenhang zwischen Salmonellen-Ausbrüchen in mehreren europäischen Ländern und den in Belgien hergestellten Ferrero-Produkten nach.

Der Rückruf erfolgte erst rund zwei Wochen später im April – und nur häppchenweise. Zunächst wurden nur einige wenige Kinder-Produkte zurückgerufen, in den folgenden Tagen sollten zahlreiche Produkte vom Überraschungsei bis zu Schoko-Bons und sämtliche Mindesthaltbarkeitsdaten folgen. Inzwischen sind alle in dem Werk gefertigten Waren von dem Rückruf betroffen.

"Wir sind sehr unzufrieden mit der Informationspolitik", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg zu t-online. "Ferrero hat unserer Meinung nach versucht, sich wegzuducken, um das Ostergeschäft zu retten." Mit Verbraucherschutz habe das nichts zu tun. Viele Verbraucher seien verunsichert.

Die Verbraucherschützer hätten das Unternehmen mehrfach angefragt, es sei ein "Kampf um Aussagen" gewesen. "Da ist Ferrero seinem Ruf gerecht geworden." Denn bereits in der Vergangenheit – etwa als Ende der 1990er-Jahre bekannt wurde, dass Alkohol in Milchschnitte steckte oder als Nutella 2017 seine Rezeptur änderte – habe der Konzern sich erst auf Druck von außen geäußert.

Salmonellen bei Ferrero: Versäumnisse im Krisenmanagement

Foodwatch wirft Ferrero "Geheimhaltung und Verzögerungstaktik" vor. Es habe schwere Versäumnisse beim Krisenmanagement gegeben. "Erst als Behörden in Großbritannien misstrauisch werden, weil es verdächtig viele Salmonellen-Fälle gibt, rückt der Konzern mit der Sprache raus", kritisiert Rauna Bindewald von foodwatch. "Hätte Ferrero den Salmonellen-Befall in seinem Werk umgehend den Überwachungsbehörden gemeldet, hätten Verbraucher überall in Europa viel schneller gewarnt werden können."

Ferrero erklärt derweil, dass das Unternehmen nach dem Salmonellenfund im Dezember "umfangreiche Maßnahmen" ergriffen habe, um das Problem einzudämmen. "Wir waren der Meinung, dass das Problem behoben sei. Wir haben unsere Maßnahmen auf die Informationen gestützt, die uns zu diesem Zeitpunkt bekannt waren." Durch die spätere Zusammenarbeit mit den Behörden und die Weitergabe von Dokumenten sei Ferrero klargeworden, dass das Problem größer war als ursprünglich angenommen, erklärt die Pressestelle von Ferrero auf Anfrage.

Ebenfalls erst später klargeworden ist dem Unternehmen offenbar, dass der Handel in Sachen Rückerstattung bei Rückrufen kooperativ ist. Denn zunächst sollten sich Kunden der betroffenen Ware umständlich an den Kundenservice von Ferrero wenden, um eine Erstattung zu erhalten – da man nicht für alle Handelspartner sprechen könne. "Der Kundenservice aber war chronisch überlastet. Eine Zumutung für die Verbraucher", sagt Verbraucherschützer Valet.

Erst Tage später wies Ferrero darauf hin, dass in der Regel auch eine Erstattung im Einkaufsmarkt und ohne Vorlage des Kassenbons möglich sei. "Selbstverständlich möchten wir unseren Konsumenten die Rückgabe der betroffenen Ware so einfach wie möglich gestalten."

So viele Salmonellen-Erkrankungen sind bisher bekannt

In der Zwischenzeit haben die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) und EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) das Ferrero-Werk in Arlon geschlossen. Die Untersuchungen laufen an. EFSA und ECDC bringen bisher insgesamt 119 Salmonellen-Erkrankungen und 31 Verdachtsfälle mit dem Verzehr der Produkte aus dem belgischen Werk in Verbindung. In Deutschland gibt es demnach sechs bestätigte und vier Verdachtsfälle.

Der Fall zeige einmal mehr die Schwachstellen bei der Lebensmittelsicherheit. Sowohl Foodwatch als auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordern Reformen im Kontrollsystem: Lebensmittelhersteller sollten gesetzlich dazu verpflichtet werden, Missstände wie etwa Salmonellen oder andere mikrobiologische Gefahren an Behörden zu melden und immer sofort öffentlich zu machen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Gespräch mit Armin Valet, Verbraucherzentrale Hamburg
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