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K.-o.-Tropfen nachweisen: Toxikologe erklärt Probleme bei Verdachtsfällen


Ein Toxikologe erklärt
Darum ist der Nachweis von K.-o.-Tropfen oft so schwierig

Von Laura Helbig

16.06.2023Lesedauer: 2 Min.
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Blutproben werden im Labor getestet: Auch K.-o.-Tropfen lassen sich über Blut und Urin nachweisen. (Quelle: SolStock)

Der Verdacht, K.-o.-Tropfen verabreicht bekommen zu haben, kann zu Angst und Unsicherheit bei Betroffenen führen. Warum ein Nachweis schwierig sein kann.

Das Thema K.-o.-Tropfen führt schon seit einigen Jahren immer wieder zu einer öffentlichen Debatte. Jüngst ließen die Vorwürfe um Till Lindemann, den Sänger der Band Rammstein, die Diskussion wieder aufflammen. Einige weibliche Fans vermuten, dass ihnen die Substanz auf Aftershowpartys in ihre Drinks gemischt wurde.

Die Beweislage ist – wie auch in anderen, ähnlichen Fällen – schwierig. Denn K.-o.-Tropfen lassen sich nicht so leicht nachweisen. Das ist auch der Grund dafür, dass es keine verlässlichen Statistiken dazu gibt, wie viele Menschen vom Missbrauch mit K.-o.-Tropfen betroffen sind. t-online hat dazu mit einem Experten gesprochen.

Sven Hartwig ist Abteilungsleiter der Forensischen Toxikologie am Institut für Rechtsmedizin der Charité in Berlin. Er erklärt, warum der Nachweis von K.-o.-Tropfen nach wie vor eher schwierig ist.

Bei Verdacht auf K.-o.-Tropfen muss weitmaschig untersucht werden

Der Mediziner erklärt, dass sich hinter dem Sammelbegriff "K.-o.-Tropfen" eine ganze Reihe Substanzen verbirgt. Dazu gehören beispielsweise: "zentral wirksame illegale Drogen, verschreibungspflichtige Betäubungsmittel, Arzneimittel, Chemikalien und Alkohol", so Hartwig. Das führe auch dazu, dass die Wirkungen "vielgestaltig und oft unspezifisch" sind.

Für den Nachweis ergibt sich daraus das Problem, dass die "analytische Kompetenz des untersuchenden Labors" sehr groß sein muss – denn man muss auf verschiedene Substanzen testen.

Hartwig erklärt: "Der erfolgreiche Nachweis von aufgenommenen Substanzen ist von der Art der Substanz, der aufgenommenen Menge (Dosis) und Aufnahmeform sowie vom Aufnahmezeitpunkt abhängig. Prinzipiell ist der größte Teil der infrage kommenden Substanzen in den Körperflüssigkeiten (Blut, Urin und Mundflüssigkeit, also Speichel) mit geeigneten empfindlichen, teils substanzspezifischen Untersuchungsmethoden nachweisbar."

Nachweis über K.-o.-Tropfen ist nach längerer Zeit schwierig

Aber: Einen Nachweis über eine möglicherweise verabreichte Substanz zu bekommen, ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Wie der Toxikologe anmerkt, seien die "meisten Substanzen oder deren Abbauprodukte im Blut und Speichel nur wenige Stunden nach Aufnahme und im Urin Stunden bis wenige Tage nachweisbar."

Als vielversprechende Methode, um einen länger zurückliegenden Drogenmissbrauch nachweisen zu können, wird oft die Haaranalyse aufgeführt. Hartwig zufolge ist das aber meistens nicht sehr aussichtsreich. Bei einem einmaligen Konsum von Substanzen, die als K.-o.-Mittel verwendet werden, ist ein zuverlässiger Nachweis über die Haare schwierig. Regelmäßiger Konsum kann besser festgestellt werden.

Bei Verdacht sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus

Hartwig rät daher dazu, bei einem Verdacht oder Symptomen einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen, um zeitnah Blut- und Urinproben abgeben zu können. "In diesem Zusammenhang können auch weitergehende Beweissicherungen und weitere Hilfen und Kontakte zu Opferhilfeangeboten vermitteln werden", so Hartwig.

In Apotheken gibt es Urin-Teststreifen, mit denen man einige Substanzen auch zu Hause testen kann. Weil aber so viele Substanzen als K.-o.-Tropfen infrage kommen, sei "stets ein polytoxikologisches Screening in einem (forensisch-toxikologischen) Labor zielführend". Man sollte sich also nicht auf Selbsttests verlassen, sondern immer einen Arzt aufsuchen, der umfassende Tests anordnen und durchführen kann.

Das hat einen weiteren Grund: Die vom Arzt entnommenen Proben können "bis zu einer Untersuchung zugriffs- und veränderungssicher aufbewahrt werden, damit die forensische Beweiskraft erhalten bleibt."

Verwendete Quellen
  • Schriftliches Interview mit PD Dr. med. Sven Hartwig, 15. Juni 2023
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