Deutsche Sprache Milchmädchenrechnung: Die Bedeutung hinter dem Begriff

Redewendungen gibt es im Deutschen viele, aber nicht alle sind nett gemeint. Bezichtigt Sie jemand einer Milchmädchenrechnung, sollten Sie aufhorchen.
Auch wenn es heute den Beruf des Milchmädchens kaum mehr gibt, ist die Milchmädchenrechnung noch im Wortschatz vorhanden. Milch spielt dabei aber kaum eine Rolle. Wir erklären, was mit einer Milchmädchenrechnung gemeint ist, wann der Begriff zum Einsatz kommt und wodurch er geprägt wurde.
Die Bedeutung einer Milchmädchenrechnung
Mit Milchmädchenrechnung wird eine Vorstellung oder ein Vorhaben bezeichnet, das vermeintlich klappen könnte, aber auf einem Trugschluss basiert oder eher einem unrealistischen Wunschtraum ähnelt.
Dabei ist die Verwendung in den meisten Fällen abwertend gemeint. Der Begriff wird spöttisch verwendet und die betroffene Idee damit ins Lächerliche gezogen. Dahinter steckt die Überzeugung, dass das Vorhaben von Grund auf zum Scheitern verurteilt ist und zum Beispiel auf Logikfehlern oder unrealistischen Erwartungen aufbaut.
Eine typische Situation für die Verwendung des Begriffs ist zum Beispiel, wenn jemand davon erzählt, ein Eigenheim kaufen zu wollen. Das entsprechende Geld erwartet die Person mit dem gerade ausgefüllten Lottoschein zu erhalten. Ansonsten hat sie jedoch keine nötigen Anlagen oder Einkünfte. Oder aber jemand verabredet sich in zwei Stunden an einem Ort, der vier Stunden entfernt ist, und hat vor, die Zeit allein durch schnelleres Fahren wettzumachen.
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Daher kommt die Redewendung
1678 schrieb der Franzose Jean de La Fontaine die Fabel "Die Milchfrau und die Milchkanne". Darin geht es um ein Milchmädchen, das auf dem Weg zum Markt ist, um dort die mitgebrachte Milch zu verkaufen. Sie stellt sich vor, was sie mit dem gleich verdienten Geld anfangen möchte, und träumt von der Zukunft. Doch bevor sie den Markt erreicht, verschüttet sie – in Gedanken und Träumereien versunken – die Milch. Ihre Ideen und Pläne sind damit vergebens.
Der Begriff Milchmädchenrechnung ist aus dieser Fabel hervorgegangen und meint in Kurzform das, was die Fabel schildert. Das Milchmädchen in der Geschichte hat vor lauter Traumschlössern die Realität aus den Augen gelassen. Es muss daher am Ende erkennen, dass ihre Pläne auf noch nicht eingetroffenen (und nun nicht mehr eintreffenden) Tatsachen beruhten.
- Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache: "Milchmädchenrechnung"
- Eigene Recherche