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Erziehung: So lernen Kinder Geduld


Geduld ist nicht angeboren: So lernt Ihr Kind zu warten

t-online, Jenni Zwick

10.05.2010Lesedauer: 6 Min.
Kleiner Junge lÀsst sein Spielzeug-Auto über den Kopf seiner Mutter rollen.Vergrâßern des Bildes"Mama, ich will jetzt spielen!" - Kinder sollten schon früh Geduld lernen. (Bild: imago)
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"Mama, wann kommst du denn endlich spielen?" Geduld und Ausdauer ist Kindern nicht angeboren, sie mΓΌssen sie lernen. Eltern kΓΆnnen jedoch schon frΓΌh begingen, ihren Kindern Begriffe wie "gleich" oder "spΓ€ter" beizubringen - wir sagen Ihnen wie.

"Ich will aber spielen!"

Maja rennt zu ihrer Mutter und greift nach ihrer Hand - obwohl diese telefoniert. "Warte noch fünf Minuten, bitte!" antwortet die Mutter. "Menno, ich will aber spielen!", Maja stampft wütend den Fuß auf und zerrt an der Hand der Mutter. "Spielen, spielen, spielen!" Entnervt beendet die Mutter das GesprÀch und lÀsst sich von Maja ins Kinderzimmer ziehen. Sie fragt sich, wann ihre sechsjÀhrige Tochter endlich etwas geduldiger wird.

Mit Routine zur Geduld

Mit etwa sechs Monaten fangen Babys an, zeitliche AblÀufe im Alltag zu erfassen. Ohne einordnen zu kânnen, was es genau heißt, lernen sie, dass auf eine Aktion die nÀchste folgt. Wissenschaftler sprechen von "Skripts". Hârt das Baby das Wasser im Wasserkocher sprudeln, hat es gelernt: Gleich kommt die Milchflache. Wird der Rollladen zugezogen, Àndert sich das Licht und Mama fÀngt gleich an zu singen. Durch diese RoutineablÀufe wird der Alltag der Kleinen strukturiert und sie lernen die ersten Formen von Geduld. Je Àlter die Kinder werden, umso komplexer werden die "Skripts". Sie kennen viele alltÀgliche AblÀufe und haben sich gemerkt, was als nÀchstes kommt.

Wartezeit mit ErklΓ€ren ΓΌberbrΓΌcken

Tipp: Machen Sie einfache Dinge immer auf die gleiche Art und Weise und erklÀren Sie dabei, was Sie gerade tun. "Ich hole jetzt dein FlÀschchen aus dem Schrank und mache den Wasserkocher an. Jetzt muss noch etwas Pulver in die Flasche - oh, das Wasser kocht. Das kommt zum Pulver in die Flasche. Danach muss ich es noch abkühlen lassen, jetzt gehen wir erstmal zum Wickeln." ErklÀren Sie Ihrem Kind den zeitlichen Ablauf Ihrer Handlungen, fârdern Sie seine Geduld. Denn es lernt, dass dieser Verlauf notwendig ist, damit es sein FlÀschchen bekommt. Außerdem kann es Sie bei Ihrer TÀtigkeit beobachten, das überbrückt die Wartezeit zusÀtzlich.

"Noch einmal schlafen"

Ab etwa zwei Jahren fangen Kinder an, Zeitbegriffe wie "gestern", "morgen" oder "spÀter" zu verstehen. Es kann jetzt auch das Wârtchen "gleich" einschÀtzen. Vorausgesetzt, Sie verwenden es nicht zu oft. Heißt "gleich" immer etwa eine bis fünf Minuten, lernt Ihr Kind, dass es nicht zu lange warten muss. Verwenden Sie "gleich" allerdings inflationÀr für vâllig unterschiedliche ZeitrÀume, wird es Ihrem "Gleich" nicht vertrauen und nârgeln, wann es denn endlich los geht.

Konkrete Zeitangaben helfen

Tipp: Geben Sie Ihrem Kind konkrete Zeitangaben. Es weiß noch nicht, was fünf Minuten oder fünf Stunden sind. Sagen Sie deshalb nicht, "In fünfzehn Minuten geht es los", sondern erklÀren Sie ihm, was Sie noch zu tun haben, beispielsweise müssen Sie noch das Schwesterchen wickeln. Wenn es fragt, wann Sie die Oma besuchen, erklÀren Sie besser mit "Noch einmal schlafen" als mit "Morgen", wie lange es noch auf den Besuch warten muss.

Geduld wΓ€chst stetig

Im Kindergartenalter sind Kinder (langsam) in der Lage, ihre BedΓΌrfnisse aufzuschieben. Sie haben gelernt zu warten und geduldig zu sein - mit der Umsetzung hapert es trotzdem noch manchmal. Bei DreijΓ€hrigen muss die Wartezeit hΓ€ufig noch mit Vorlesen oder Geschichten verkΓΌrzt werden. Geduldig sind sie am ehesten, wenn der Bauch voll ist und sie nicht mΓΌde sind. Erst ab vier Jahren entwickeln Kinder genΓΌgend EinfΓΌhlungsvermΓΆgen, um sich vorzustellen, was andere denken und fΓΌhlen. Ihnen fΓ€llt es nun leichter, einen kurzen Zeitraum auf etwas zu verzichten, denn sie verstehen, warum sie warten mΓΌssen. Ab diesem Alter entwickeln Kinder zudem die FΓ€higkeit, sich einer anderen Sache zuzuwenden, ohne ihr ursprΓΌngliches BedΓΌrfnis aus den Augen zu verlieren. Sie sind dann in der Lage, etwas anderes zu machen, bis Mama, Papa oder die Erzieherin im Kindergarten Zeit fΓΌr sie haben.

Geduld im Kindergarten, aber nicht zuhause?

Theoretisch kânnen Kinder geduldig sein, praktisch sieht es hÀufig anders aus. Oftmals ist die Geduld der Kinder im Kindergarten oder im Kindersport um einiges grâßer als bei den Eltern zuhause. In diesen FÀllen haben die Eltern keine optimale Vorarbeit geleistet und ihrem Kind nicht gezeigt, dass es sich auch hier lohnt, zu warten. Im Kindergarten wird mit Ruhe die SelbststÀndigkeit der Kinder gefârdert - dadurch auch die Geduld und Ausdauer. Sind Eltern stÀndig gestresst und hektisch, ziehen ihren Kindern die Jacke aus, weil sie schnell weg müssen, lernen ihre Kinder nur schwer, was es heißt geduldig und selbststÀndig zu sein. Zudem führen kleine Schritte zur Geduld. Wenn das Kind die Schokolade immer direkt im Laden bekommt statt zehn Minuten spÀter im Auto, ist es nicht verwunderlich, dass es nicht lernt auf etwas zu warten.

Kindern Zeit lassen

Tipp: Nehmen Sie Ihrem Kind nicht alles ab, sondern lassen Sie ihm die Zeit, Dinge selbst zu erledigen. Dazu gehΓΆrt, dass es sich selbststΓ€ndig anzieht, das Fahrradschloss alleine aufschließt und die Schuhe selbst bindet. Auch wenn Sie daneben stehen, dringend zur Arbeit mΓΌssen und es mit einem Handgriff erledigt hΓ€tten. Wenn Sie Geduld von ihrem Kind fordern, mΓΌssen Sie selbst geduldig sein. Auch wenn das gegebenenfalls heißt, eine halbe Stunde frΓΌher aufzustehen. Durch die Erfolgserlebnisse, zum Beispiel wenn die Strumpfhose endlich ΓΌber den Popo rutscht, lernt Ihr Kind, dass es sich lohnt an einer Sache β€ždranzubleibenβ€œ und nicht aufzugeben. Üben Sie Geduld bei alltΓ€glichen Dingen: Gegessen wird erst, wenn alle Personen am Tisch sitzen. Das Mitbringsel der Tante darf erst aufgemacht werden, wenn sie ihren Mantel ausgezogen hat und sich alle begrüßt haben. Das Spielzeug bei MacDonald darf erst nach dem Essen aufgemacht werden. Die ÜberbrΓΌckung der kleinen ZeitrΓ€ume hilft Ihrem Kind, spΓ€ter auch bei lΓ€ngeren Zeiten geduldig zu sein.

Freie Zeit um sich zu entfalten

Wenn Kinder wenig Durchhaltevermâgen haben, kann das eine Folge davon sein, dass sie stÀndig aus ihrem Spiel "herausgerissen", in anderen AktivitÀten unterbrochen werden. Außerdem weisen Experten immer hÀufiger darauf hin, wie wichtig es ist, dass Kinder Zeit haben, sich selbst zu beschÀftigen. Denken Sie deshalb nicht, dass Sie Ihrem Kind stÀndig ein Spielangebot geben müssen. Ein Kind, das sich langweilt und genug Zeit hat, sich eine eigene BeschÀftigung zu suchen, hat die beste Chance kreativ zu werden. Durch die "freie" Zeit lernt es, frei zu spielen und sich neue Spiele einfallen zu lassen.

Spielen lassen statt bespaßen

Tipp: Ist Ihr Kind selbstvergessen in sein Spiel vertieft, stâren Sie nicht, wenn es nicht notwendig ist. Gibt es gleich Abendessen, sagen Sie beispielsweise zehn Minuten vorher Bescheid, dann kann sich Ihr Kind darauf einstellen und das Spiel auf seine Art beenden. Außerdem lernt es so, die Zeitspannen besser einzuschÀtzen. Schon Babys schauen vertrÀumt in der Gegend herum und beschÀftigen sich damit selbst. Greifen Eltern stÀndig ein und stâren, "verlernt" das Baby, dass es in diesen Momenten zufrieden ist und will langfristig stÀndig gespaßt werden.

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Seien Sie konsequent

Gerade, wenn Eltern telefonieren oder sich mit anderen Menschen beschΓ€ftigen mΓΆchten, werden viele Kinder ungeduldig und fangen an zu stΓΆren. VerstΓ€ndlicherweise sind viele Eltern genervt und reagieren ungehalten. Doch beim Beispiel von Maja und ihrer Mama ist ersichtlich, warum Maja in diesem Moment keine Geduld aufbringt - kommt sie doch mit ihrem StΓΆren ans Ziel. Sie hat anscheinend gelernt, dass ihre Mutter eher das GesprΓ€ch beendet, als einen Konflikt mit ihr auszutragen und ihr zu zeigen, dass StΓΆren nichts bringt oder das gemeinsame Spiel sogar herauszΓΆgert. Warum sollte sie also warten und sich alleine beschΓ€ftigen?

Nicht alles gleichzeitig machen

Tipp: Fangen Sie schon frΓΌh an, Ihrem Kind zu zeigen, dass Sie in gewissen Momenten nicht gestΓΆrt werden mΓΆchten. Wenn Sie telefonieren sollte klar sein: Sie beenden das GesprΓ€ch, wenn Sie das mΓΆchten. Und Sie tun nebenbei nicht fΓΌnf Dinge gleichzeitig. Ihr Kind sollte die Erfahrung machen, dass Sie konsequent bleiben, auch wenn es quengelt und stΓΆrt. Dies erfΓ€hrt es aber nur, wenn Sie nicht beim Telefonieren beispielsweise versuchen, das Spielzeug zu reparieren oder das Butterbrot zu schmieren, oder ihm, um endlich Ruhe zu haben, das zweite Eis oder eine extra Runde Fernsehen erlauben. FΓΌhrt Quengeln nicht zum Ziel und verlΓ€ngert mΓΆglicherweise die Wartezeit fΓΌr Ihr Kind, wird es irgendwann damit aufhΓΆren und versuchen, mit einem anderen Verhalten ans Ziel zu gelangen.

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