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Bessere sexuelle Aufklärung in der Schule gefordert


Schulkind & Jugendliche
Bessere sexuelle Aufklärung gefordert: Die Kinder werden allein gelassen

Von t-online
Aktualisiert am 22.11.2012Lesedauer: 3 Min.
Sexualkunde kommt im Schulunterricht deutlich zu kurz.Vergrößern des BildesSexualkunde kommt im Schulunterricht deutlich zu kurz. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Sexualkunde

"Weil umfassende und offene Aufklärung an den Schulen rar ist, werden Heranwachsende mit ihren Problemen oft allein gelassen. Der Bedarf nach professioneller Aufklärung, die weit über die rein körperlichen Abläufe hinausgeht, steigt aber", so der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, Klaus Wenzel.

Sexualpädagogik spielt bei der Lehrerausbildung kaum eine Rolle

Kinder und Jugendliche verbringen Stunden im Internet und werden dabei fast zwangsläufig mit pornografischen Bildern konfrontiert. Dabei werden oftmals extreme Rollenklischees transportiert und Gewaltdarstellungen erotisch verpackt. Die Pornografie führt bei Kindern schnell zu Überforderung, Verstörung und sogar Ekel. Zudem besteht die Gefahr, dass dargestellte Rollenbilder adaptiert und nachgeahmt werden.

"Junge Menschen brauchen Orientierung und Hilfestellung, einen Raum für Gespräche," erklärt Wenzel. So ein Raum könne und müsse in den Schulen angeboten werden. "Natürlich können Schulen nicht alle Probleme lösen. Sie können auch nur bedingt eingreifen - sie sollten aber bestmöglich vorbereitet sein." Eine große Rolle kommt der Lehrerbildung zu, erläutert Wenzel weiter. "Weil hier Sexualpädagogik eine eher untergeordnete Rolle spielt, muss die Lehrerbildung entsprechend reformiert werden. Vor allem aber brauchen Schulen Möglichkeiten, sich bei Bedarf externe Berater zu holen."

Gelder für Beratung durch externe Experten gestrichen

Seit Mai 2010 ist dies aber nicht mehr so einfach. Laut Anweisung des bayerischen Sozialministeriums dürfen Grundschulen keinen von externen Experten wie Pro Familia oder Donum Vitae durchgeführten Sexualkundeunterricht anbieten. Das Argument: Sexualpädagogik sei Sache der Lehrkräfte und außerdem im Lehrplan fest verankert. Die Gelder für den Mehraufwand an den Beratungsstellen wurden gestrichen. Viele Pädagogen, aber auch die Beratungsstellen kritisierten dieses Vorgehen heftig. "Sie wissen, dass sich Heranwachsende wohler fühlen, wenn sie Möglichkeiten haben, mit Personen über das heikle Thema zu sprechen, denen sie nicht täglich im Unterricht begegnen", sagt Wenzel. Grundschulen hätten nicht zuletzt auch deshalb gerne auf externe Berater zurückgegriffen.

Viele Lehrkräfte fühlen sich mit dem Thema überfordert. "Sie haben das Gefühl, für alle Probleme verantwortlich zu sein und alles in der Schule lösen zu müssen. Das kann nicht sein und kann auch nicht funktionieren", merkt Wenzel an. Natürlich müsse in der Lehrerbildung angesetzt werden, um junge Lehrkräfte wesentlich intensiver auf die Problematik vorzubereiten - das allein reiche aber laut Wenzel nicht aus. Er fordert das Sozialministerium auf, die damalige Entscheidung noch einmal kritisch zu überdenken. "Schulen, die sich externe Unterstützung holen wollten, sollten dies auch tun dürfen. Die nötigen Gelder hierfür müssen wieder bereit gestellt werden." Außerdem bräuchten alle Lehrkräfte deutlich bessere Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung.

Die Kinder werden mit den Bildern allein gelassen - ein Skandal

Aufklärung sei in Zeiten einer extrem sexualisierten Gesellschaft wichtiger denn je. "Pornografie ist im Internet für jeden einfach und leicht zugänglich. Das bedeutet, Kinder und Jugendliche sind den Einflüssen schutzlos ausgeliefert", kritisiert Wenzel. Das sei der eigentliche Skandal. "Die Gesellschaft kümmert sich wenig darum und konfrontiert Kinder rücksichtslos mit brutalsten Formen von Sexualität. Weil viele Eltern nicht wissen, wo sich ihre Kinder im Internet aufhalten und was sie konsumieren, werden Heranwachsende mit den Eindrücken und Bildern allein gelassen."

Nötig sei ein aufklärendes Lernen, das genau auf diesen Sachverhalt eingeht und sich nicht nur auf die rein körperlichen Abläufe konzentriert. Sexualität müsse umfassender begriffen werden. "Kinder und Jugendliche müssen vor allem wissen, dass pornografische Bilder nicht die Realität abbilden und nicht die Norm darstellen. Sie müssen von Erwachsenen hören, dass diese Bilder in aller Regel Mädchen und Frauen erniedrigen, unterwerfen und, dass dies falsch ist", mahnt Wenzel.

Was geschehen muss

Vielfach kooperieren Mittel,- Realschulen und Gymnasien bereits mit Einrichtungen wie beispielsweise Pro Familia. Externe Experten kommen in die Schule und klären auf. "Solche Formen von Aufklärung sind sehr sinnvoll, deshalb müssen sie weiter vorangetrieben und fest etabliert werden - an allen bayerischen Schulen, dazu müssen auch wieder die Grundschulen gehören", so der Präsident des Lehrerverbandes.

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