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Frankreich: Die höchste Düne Europas in Arcachon


Frankreichs Seebad Arcachon
Die höchste Düne Europas erleben

srt, Gerhard Merk

Aktualisiert am 28.07.2014Lesedauer: 4 Min.
Das ist die höchste Düne Europas.Vergrößern des BildesDas ist die höchste Düne Europas. (Quelle: Hand Blossey/Imago)
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70 Kilometer hinter Bordeaux schnuppert man noch das Parfüm der Belle Epoque - und der Seewind türmt den Sand zur höchsten Düne Europas. Schauen Sie sich Impressionen der Region auch in unserer an.

Rosagelb leuchtet die große Düne. Die Grande Dune du Pilat, das sind 60 Millionen Kubikmeter Sand, fast drei Kilometer lang und 500 Meter breit. Mit 110 Metern ist sie etwa ein Drittel so hoch wie der Eiffelturm und die höchste Wanderdüne Europas. Jährlich frisst sie sich bis vier Meter tiefer in den Kiefernwald hinein, genährt vom Seewind aus einer vorgelagerten Sandbank. Man stürmt sie schnaufend von der steilen Landseite her.

Oben fetzt der Wind und jagt bunte Drachen in den Himmel. Kinder und Väter toben in einer grenzenlosen Sandkiste, stauben jubelnd die Schräge hinab. Paare sitzen versunken im Anblick der hellen See und des dunklen Forsts. Zwei Wanderer sind schon weit auf ihren bloßen Füßen, nur noch winzige Yetis am Ende ihrer Spur ins wüstenhafte Nirgendwo. Imposant ist sie, die Düne in Frankreich, doch im weltweiten Vergleich hat sie noch einiges aufzuholen. Die Dünen der Sossuvlei in der Namib-Wüste sind mit mehr als 200 Metern deutlich höher. In der Wüste Alashan in Asien erreichen die Dünen sogar bis 520 Meter Höhe.

Arcachon zieht Künstler an

Doch auch neben der Düne hat Frankreichs Seebad Arcachon einiges zu bieten. Den Flair der Region hielt schon Maler Edouard Manet in seinem Bild "Interieur in Arcachon" fest: Sie zurückgelehnt im Samtfauteuil, er auf der Kante seines Stuhls, ein Buch auf den Knien und alert nach vorn gebeugt. Hinterm Teetisch öffnet sich das Fenster zum türkisgrünen Meer. Man riecht den Duft der Belle Epoque in Arcachon, dem mondänen Seebad des Fin de Siécle.

Siebzig Kilometer südwestlich Bordeaux und vor 150 Jahren gerade von der Eisenbahn erschlossen. Victor Hugo dampft zur Kur an, auch Alexandre Dumas, Toulouse Lautrec und - noch weithin unbeachtet - Claude Debussy. Der Komponist kommt als (Zitat!) "Musiksklave" in der Entourage der Tschaikowsky-Mäzenin Nadeshda von Meck. Er ist 18, er lügt er sei 21, sie hält ihn für 16.

Kunst erleben

"Hier, in der Villa Marguérite, hat er mit ihr gespielt", sagt Dominique Chevallier, und meint vierhändig Klavier. Vor Jahren hat der drahtige Admiral a.D. das Anwesen gekauft, renoviert und ein Buch geschrieben über dieses Chalet im Schweizer Stil mit himmelblauen Veranden auf zierlichem Gebälk. Zu Ehren des visionärsten Komponisten seiner Zeit öffnet der 75-Jährige am Tag des Denkmals alle Türen und lässt dessen Werke erklingen. Laut genug, dass es hinüberschallt bis zur Villa Faust, die das Andenken an einen anderen Tonsetzer wahrt: Charles Gounod und seine Oper "Faust". Der Edelbau ist typisch für den Stil der ganzen Kolonie: eine Trutzburg des Eklektizismus, ein Mix aus Romanik, Gotik, Renaissance.

Erst diese Ville d'Hiver, die höher gelegene Winterstadt, hat aus dem Fischernest am Bassin d'Arcachon ein Seebad gemacht. Zwei Banker aus Bordeaux hatten in die grünen Dünen hinter der Ville d'Été (Sommerstadt) quasi ihren "Zauberberg" gebaut. Ein weitläufiges Sanatorium für reiche Lungenkranke aus 96 individuell gestylten Villen. Als dann auch noch Kaiser Napoleon III. die Luxuskolonie mit einer Stippvisite adelte, war der Boom entfesselt. Mit den maladen nippten nun auch kerngesunde Sommerfrischler den mit Kiefernsirup veredelten Kakao und inhalierten die mit Salz und Harzdüften gewürzte Seeluft. Schaden konnte es ja nicht.

Ein Dorf fällt in den Dornröschenschlaf

Doch mit dem Penicillin war im neuen Jahrhundert die Tuberkulose besiegt. Das Dorf der exzentrischen Mietvillen fiel in einen Dornröschenschlaf. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kauften sich vermögende Liebhaber in dieses Museum ein. Auch in der Unterstadt nistet heute noch zwischen Giebeln wie Brüsseler Spitzen in Holz der Geist der Jahrhundertwende. Aber um Casino und Strandpromenade dominieren nun Shorts und Flipflops. Die Fischlokale locken mit Vitrinen voller Krebse, Fische und Schnecken - und der ruhmreichen Spezialität: Arcachon ist die Hochburg der Austernzucht! Zwölf Euro kosten sechs Stück im Café de la Plage, dahinter in der Markthalle kriegt man das Dutzend schon ab vier. Wohl dem, der ein Quartier mit Kochnische und ein Austernmesser hat.

Die Allerbesten, mit Verlaub, serviert uns ein Züchter auf seinem Boot: Sechs jeweils packt Victor, ein Sunnyboy mit Strubbelhaar und Carhart-Shirt, auf einen Formteller aus Plastik - geöffnet, aber noch gedeckelt in ihrem Wasser. Beim Schlürfen geht eine Woge von Jod und Tang über den Gaumen. Ein Schlückchen Sauvignon, und "le goût de la mer" blüht noch einmal auf der Zunge nach. Dazu streicht man sich gesalzene Butter auf eine Scheibe Schwarzbrot. Zitrone? Wer's mag.

Austernbänke weit und breit

Ein Wald von Holzstecken flankiert die Passage im gefluteten Watt, alles markierte Austernbänke. Schon sieht man den rot-weißen Leuchtturm von Cap Ferret an der Öffnung der Bucht zum Atlantik. Die Terrasse am Landesteg brummt vor Ausflüglern. Im Pinasse Café (Pinasse heißen die flachen Boote) sind die Früchte des Meeres zu Kunstwerken arrangiert. Ab 18 Euro gibt's eine ganze Platte. Die Languste Royal lässt ihre 1,3 Kilo allerdings gegen 280 Euro aufwiegen.

Weitere Informationen:
Allgemeine Infos bei Atout France - Französische Zentrale für Tourismus, Postfach 100128, D-60001 Frankfurt, info.de@rendezvousenfrance.com, www.rendezvousenfrance.com, oder direkt beim Office du Tourisme, Esplanade George Pompidou, 33120 Arcachon, Tel. 0033/557529797, www.arcachon-tourisme.com.

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