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Marokko: Agadir mal ganz anders erleben


Fernreisen
Agadir: Keine Angst vor fremden Sitten

srt, Arno Frank Eser/srt

14.11.2011Lesedauer: 4 Min.
Kamele am Strand von AgadirVergrößern des BildesKamele am Strand von Agadir (Quelle: Arno Frank Eser/srt)
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Gefangen. Und ohne die geringste Hoffnung auf Rettung. Wir hätten es besser wissen müssen; und eigentlich haben wir uns die fatale Situation selbst zuzuschreiben. Wer sich einmal bei einem arabischen Händler zum Tee niederlässt, der ist verloren. Der kommt ohne Einkauf nicht mehr davon. Karim, Heilpraktiker, Gewürzspezialist und Quacksalber in einem, packt munter ein: Ein Pülverchen gegen Erkältung, eine schmackhafte Kräutermischung für Fischgerichte, jede Menge Gewürze und eine geheimnisvolle Lustwurzel für intime Stunden. Hilft bestimmt, inch'allah, wenn Gott will. Marokko verzaubert. Das Treiben auf dem Markt, das Wetter, das Meer, die ungemein gekonnt gewürzten Speisen - einfach alles. Nur dreieinhalb Stunden Flug von München aus, und schon sind wir in einer anderen Welt. Fünfmal am Tag ruft der Muezzin von seinem Minarett die Gläubigen zum Gebet, auch in der Tourismus-Metropole Agadir. Sehen Sie selbst in unserer Foto-Show.

Karim, der tüchtige Verkäufer, entpuppt sich als Reiseführer

Wir haben im Beach-Club eingecheckt, einer komfortablen Herberge. Und freuen uns, dass selbst durch diese Nobelmauern der Wind von 1001 Nacht weht. Karim fremdelt ein bisschen, als wir ihn dorthin zum Essen einladen, aber er bestätigt uns, dass das Essen sehr gut ist. Wir fremdeln draußen, "in freier Wildbahn", wo ganz andere Umgangsformen herrschen in Sachen Kaufen und Verkaufen als bei uns daheim. Also erwarten wir von Karim ein paar Tipps. Aber der Reihe nach: Karim, der tüchtige Verkäufer, hat bei unserem Einkauf bei ihm unseren Etat dermaßen strapaziert, dass wir Schulden bei ihm machen mussten. "Macht nix", sagt er, "Ihr bezahlen morgen oder übermorgen, inch'allah, wenn Gott will." Als wir dann vereinbarungsgemäß am Treffpunkt der Geldübergabe erscheinen, ihn auch noch einladen, freut er sich: "Korrekte Leute in Deutschland! Gut Freund!" Dann wird er neugierig und will so viel wie möglich über Deutschland wissen. Danach macht er den Vorschlag, dass er uns am kommenden Tag Agadir zeigen will, so wie wir es noch nicht gesehen haben. Logisch, dass wir zusagen.

Agadir abseits der Touristenmassen

Zum Einstand des Wandertages gibt es eine Fisch-Tajine direkt in seinem Marktstand, eine Art gedünsteten Eintopf. Gut gestärkt geht es durch den Markt, hinaus in die Stadt. Niemand hängt mehr an unseren Ärmeln und will uns etwas verkaufen - ein strenger Blick von Karim genügt. Agadir im Ganzen ist ja ziemlich langweilig. Die Neubauten, die nach dem berühmten 15-Sekunden-Erdbeben von 1960 in aller Eile hochgezogen wurden, verbreiten alles andere als Charme. Lediglich der schöne Strand mit seinen Ferienhotels hat etwas. Vom Wellenreiten bis zum exklusiven Cocktail wird hier alles geboten. Doch uns weht es dank Karim eher an die verborgenen Plätzchen, durch kleine Gassen und in lauschige Gärten. Karim und sein Freund Abdul schmeißen unterwegs teure Edelfische auf den Grill am alten Hafen, natürlich billigst erstanden. Und vor allem frisch, frischer geht's nicht. Dazu tönt fetzige Berbermusik aus dem Autoradiorekorder, eine Flasche Wein aus einem nahe gelegenen Laden gibt es, und dann zieht Karim unter seinem traditionellen Mantel eine Flasche Feigenschnaps hervor, zur Krönung des Ganzen. "Alkohol, mein Freund? Du bist Moslem", werfe ich ein. Karim lacht: "Es ist dunkel, Allah sieht uns nicht!" Das Fest macht Spaß, Abdul und Karim werden immer lustiger, die Musik immer lauter. Eigentlich schade, dass wir morgen auf Rundreise gehen, nach Marrakesch und Essaouira am Meer, aber in ein paar Tagen - so machen wir es zumindest aus - sehen wir uns ganz bestimmt wieder, inch'allah, wenn Gott will.

Tagestrip nach Marrakesch und Essaouira

Marrakesch ist beeindruckend. Und damit wir nicht die ganze Zeit bedrängt werden, irgendetwas zu kaufen, tun wir das, was Karim uns empfohlen hat: Wir heuern einen der vielen illegalen Führer an und der hält uns alle anderen vom Leib. Funktioniert prima. Und wir können uns sogar mitten in den Souk trauen, den riesigen Markt mit all seinen Labyrinthen. Und sogar auf den Platz der Gehenkten mit all seinen Touristenfallen. Auch Essaouira, die weißblaue Romanze direkt am Meer, ist sehr offen und interessant, wir trinken unseren Tee zusammen mit Einheimischen und genießen das Flair. Aber morgen, morgen sehen wir Karim und Abdul wieder, zurück in Agadir, inch'allah, wenn Gott will. Die beiden sind uns richtig ans Herz gewachsen.

Open-Air-Biergarten auf marokkanisch

Karim und Abdul warten schon auf uns, und wir müssen ausführlich berichten. Ob das Essen in Marrakesch mit dem aus Agadir mithalten kann, und ob wir nette Leute kennen gelernt haben. Haben wir zwar schon, aber dennoch betonen wir, wie sehr wir die beiden vermisst haben. Genau das wollten sie hören. Und morgen gibt's ein großes Fischessen in einem romantischen Lokal, das nur Einheimische kennen. Wir treffen uns gegen fünf Uhr abends an unserem Hotel, inch'allah. Karim dreht noch einmal richtig auf. Entführt uns zum Sonnenuntergang an einen malerischen Strand außerhalb der Stadt, einfach bezaubernd. Das marokkanische Restaurant entpuppt sich dann als großer Open-Air-Biergarten mit zahllosen Fischbratern, die sich um die Gunst der Gäste bemühen. Karim und Abdul managen alles, von den Fischsorten bis hin zum Preis, laden uns sogar ein, und wir lernen wieder etwas Neues: Auch beim Essen darf gehandelt werden, zumindest dann, wenn man Einheimischer ist. Das Feilschen, Karim und Abdul, ganz Agadir werden uns fehlen, wenn wir wieder in Deutschland sind. Aber wir werden wieder kommen, ganz bestimmt, inch'allah.

Weitere Informationen:

Marokkanisches Fremdenverkehrsamt, Graf-Adolf-Str. 59, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211/370551, Fax 374048, marokkofva@aol.com, www.tourismus-in-marokko.de

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