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Audi eröffnet eigene Tankstelle für E-Autos


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Audi baut eigenes Ladenetzwerk aus

  • Christopher Clausen Porträt
Von Christopher Clausen

Aktualisiert am 05.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Schnellladen in Stadtnähe: In Berlin hat Audi das dritte "Charging Hub" eröffnet.Vergrößern des Bildes
Schnellladen in der Stadt: In Berlin hat Audi das dritte "Charging Hub" eröffnet. (Quelle: Audi/Rightlight Media)

In Berlin baut der Autohersteller seine dritte eigene E-Auto-Tankstelle. Auch andere Hersteller arbeiten an eigenen Ladenetzwerken und haben viele Ideen.

Rund 840.000 E-Autos gibt es in Deutschland (Stand Ende 2022) – und sie können an mehr als 80.000 öffentlichen Ladepunkten im Land aufladen, schreibt die Bundesnetzagentur. Hinzu kommen noch Wallboxen in Firmen und Garagen. Doch der Ausbau des E-Ladenetzes hinkt der wachsenden Zahl von Elektroautos hinterher. Kamen etwa Anfang 2021 erst 14 E-Autos auf einen Ladepunkt, waren es nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) zuletzt 23.

Wie viele Lademöglichkeiten es eigentlich geben muss, damit die E-Mobilität auch bei einer steigenden Zahl an Stromern funktionieren kann, ist ziemlich offen: Bis zum Jahr 2030 sollen laut Bundesregierung 30 Millionen Autos rein elektrisch unterwegs sein. Die Zahl der Lademöglichkeiten muss bis dahin auf alle Fälle steigen. Und die Autohersteller mischen jetzt in diesem Wettbewerb mit.

Audi hat gerade sein drittes sogenanntes Charging Hub (deutsch: Auflade-Drehkreuz) eröffnet. Nach Nürnberg und Zürich ist es nun im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg möglich, bis zu vier Stromer gleichzeitig mit bis zu 320 Kilowatt schnell aufzuladen, wenn es das Auto erlaubt. Dabei sind die Bayern nicht die einzigen Hersteller, die auf eigene Stromtankstellen setzen.

Mercedes plant, bis zum Ende des Jahrzehnts weltweit 10.000 Schnellladepunkte für Elektroautos aufzubauen. Der US-Autobauer Tesla betreibt nach eigenen Angaben 40.000 Hochleistungs-Ladestationen weltweit – der Großteil davon ist aber anders als bei Mercedes der eigenen Kundschaft vorbehalten. Der VW-Konzern will bis Ende 2025 mit Partnern weltweit gut 45.000 Schnellladepunkte einrichten.

Städtisches Publikum, Ladetechnik mit Pufferbatterien

Bei den Ladestationen von Audi stechen vor allem zwei Dinge heraus: der Kontext der Charging Hubs in der Stadt und die Technik, die dahintersteckt.

Erstens soll vor allem das städtische Publikum angesprochen werden, das keine Garage mit Wallbox besitzt oder eine Ladesäule in unmittelbarer Nähe hat. "Wir setzen auf eine hohe Ladeleistung, um möglichst viele Autos innerhalb eines kurzen Zeitraums zu laden – und auf Standorte, bei denen wir zu Nachfrage-Spitzenzeiten Engpässe erwarten", sagt der Projektleiter des Audi Charging Hub, Elias Hammer.

Bei der Auswahl analysiert sein Team unter anderem die Ladesäulendichte und die Zulassungszahlen von E-Autos. Eines der größten Probleme sei es aber, die passenden Flächen zu finden, sagt er. Der Aufbau gehe schnell vonstatten, innerhalb von vier Wochen, – die Genehmigungsverfahren in Berlin liefen "zufriedenstellend zügig", so Hammer.

Zweitens ist es die Technik, die den schnellen Aufbau erleichtert und zudem die Lastenverteilung im Stromnetz erleichtert: Die Ladesäulen ziehen ihren Strom nicht direkt aus der Leitung: Ein 1,05 Megawattstunden großer Zwischenspeicher aus Fahrbatterien von Audi-Testwagen sorgt dafür, dass die Last für das Stromnetz gleichmäßig bleibt. In Berlin ist das Charging Hub als Unterverbraucher an den danebenliegenden Feinkosthändler angeschlossen.

Mithilfe einer intelligenten Lastregelung wird der Verbrauch von Charging Hub und Laden gleichmäßig gesteuert und niedrig gehalten – in die Autos fließt trotzdem Strom mit bis zu 320 Kilowatt Leistung an jeder der vier Säulen. Für den Aufbau ist weder Netzausbau noch ein Baggereinsatz in Form von Tiefbauarbeiten nötig, außer für das Kabel.

Blick in das Innere des Power Cubes.
Blick in das Innere des Power Cubes. (Quelle: Audi/Rightlight Media)

Die "Power Cubes"

Als Grundlage für die Ladetechnik dienen die sogenannten Power Cubes, erklärt Elias Hammer. In den mobilen Ladecontainern befinden sich drei Komponenten: Das Energiemanagement-System, das die Stromflüsse im Power Cube steuert; die Schnellladesäule, um den Strom ins Auto zu bringen; und der Pufferspeicher, der nach dem Prinzip einer Regentonne funktioniert: Mit geringer Netzleistung des angeschlossenen Kooperationspartners wird der Pufferspeicher langsam mit Grünstrom gefüllt, um beim Ladevorgang dann eine hohe Leistung in kurzer Zeit abgeben zu können.

Die Bedienung ist einfach und barrierefrei: Das Display zum Starten des Ladevorgangs lässt sich per Knopfdruck in der Höhe verstellen, sodass auch Rollstuhlfahrer es bedienen können. Ein 2,25 Meter langer Schwenkarm sorgt dafür, dass sich das Kabel an die richtige Position bringen lässt. Das funktionierte beim Testbesuch von t-online sehr einfach.

Möglichkeiten zur Zeitgestaltung

Während des ungefähr 40-minütigen Ladevorgangs sollen E-Auto-Fahrer – die übrigens keinen Audi fahren müssen – die Zeit sinnvoll überbrücken können. In Berlin wurde der Standort direkt neben einem Feinkosthändler gewählt, in dessen Café die Fahrer bei einem Espresso entspannen können. Oder sie gehen in den nahe gelegenen Baumarkt oder ein Möbelhaus.

Im Charging Hub in Nürnberg gibt es eine Lounge und einen Concierge, der beispielsweise Utensilien für die Autoreinigung zur Verfügung stellt. In diesem Jahr sollen noch die Standorte in Salzburg, München und in zwei weiteren Städten mit unterschiedlicher Ausstattung an den Start gehen – die Termine richten sich unter anderem auch danach, wann die Genehmigungen vorliegen.

Vorteile für Audi-Kunden, Preise niedriger als bei der Konkurrenz

Auch wenn die Säulen für alle Kunden offen sind: Vorteile für Audi-Fahrer gibt es trotzdem. In Berlin ist es zum einen die Möglichkeit, die Säulen vorab zu reservieren, beispielsweise für den Rückweg von der Arbeit. Per App und demnächst auch per Kennzeichenerkennung wird dann ein Sperrbügel heruntergelassen, der den Ladeplatz zur reservierten Uhrzeit freigibt. Und es gibt noch einen Vorteil: die Preise.

Audifahrer zahlen pro Kilowattstunde 35 Cent, Spontankunden ohne Abo bei einem anderen Anbieter 50 Cent – alle anderen entsprechend ihrem gebuchten Tarif. Zum Vergleich: Bei Teslas Superchargern sind es je nach Tageszeit etwas mehr als 60 Cent, bei Allego kostet es derzeit rund um die Uhr 70 Cent, bei Ionity sind es 79 Cent, bei Shell Recharge zahlt man 64 Cent.

Ein Autohersteller als moderner Tankstellenbetreiber – wie passt das zusammen? "Wir können aus unseren Daten direkt am Objekt viel darüber lernen, wie die Menschen Ladestationen nutzen und wo es vielleicht Probleme beim Laden gibt. Auch, ob die Autofahrer möglicherweise länger an der Ladestation verweilen, weil das Angebot drumherum stimmt", sagt Projektleiter Hammer. 12.000 Ladevorgänge habe es mittlerweile allein am ersten Audi Charging Hub in Nürnberg gegeben – mit einer Wiederkehrrate von 70 Prozent. Zudem fuhren rund die Hälfte der Nutzer Fremdmarken. Das sei für Audi aber kein Problem, sondern eher willkommen, sagt der Projektleiter: "Jeder Ladevorgang ist auch ein Berührungspunkt mit unserer Marke."

Verwendete Quellen
  • Besuch vor Ort am 4. April 2023
  • Pressemitteilung von Audi
  • bundesnetzagentur.de: "Elektromobilität: Öffentliche Ladeinfrastruktur"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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