Audi: Warum der Autokonzern seit zwei Jahren vor Gericht steht

Könnten Autokäufer bestimmte Modelle von Audi und Nio verwechseln? Die VW-Tochter will es zumindest nicht riskieren – und prozessiert gegen den chinesischen Hersteller.

Seit fast zwei Jahren streiten sich der deutsche Autoriese Audi und der chinesische Fahrzeughersteller Nio vor Gericht. Auslöser der juristischen Auseinandersetzung sind zwei Modellnamen: Audi ärgert sich über die Bezeichnungen ES6 und ES8 von Nio. Sie seien den eigenen Namen S6 und S8 zu ähnlich, finden die Ingolstädter. Nun geht der Schlagabtausch in die nächste Runde.

Noch im Januar hatte Audi dabei einen wichtigen Punkt gemacht. Damals hatte das Landgericht München entschieden: Die Modellnamen seien zu ähnlich, es bestehe mittelbare Verwechslungsgefahr. Aber Nio blieb hartnäckig. Die Berufung der Chinesen wurde zugelassen. Im Januar 2024 treffen beide Hersteller vor dem Oberlandesgericht München erneut aufeinander.

Auch auf EU-Ebene geht es hin und her

Doch nicht nur vor deutschen Gerichten wird der Rechtsstreit ausgetragen. Auch auf EU-Ebene kämpfen beide Parteien um die Markenrechte. Nio hatte die Bezeichnungen ES6 und ES8 beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum eintragen lassen. Im Oktober 2021 reichte Audi einen Löschungsantrag ein, den das Amt jedoch zurückwies. Man dürfe Autokäufern zutrauen, einen Audi von einem Nio unterscheiden zu können, lautete die Begründung sinngemäß.

Mit dieser Entscheidung wollte sich Audi nicht abfinden und legte seinerseits Beschwerde ein. Daraufhin wurde die EU-Entscheidung teilweise aufgehoben. Und das wiederum will Nio möglicherweise nicht einfach hinnehmen.

Bemerkenswert: Das Modell ES6 trägt inzwischen den Namen EL6, den ES7 (ebenfalls ein Audi-Ärgernis) benannte Nio zwischenzeitlich in EL7 um. Trotzdem wollen beide Hersteller offenbar nicht nachgeben. Dabei hätten sie Besseres zu tun, als sich abwechselnd vor Gericht zu zitieren: Audi fehlen Strategie und Kunden, Markenchef Duesmann muss deshalb gehen. Und Nio ist gerade dabei, in Europa anzukommen. In Deutschland haben die Chinesen bislang noch nicht einmal 500 Autos abgesetzt.