Luxusmarke im freien Fall Mercedes setzt nun alles auf diese Weltneuheit

Mercedes-Benz erlebt ein schwarzes Quartal: Gewinne schmelzen, Luxusmodelle verkaufen sich schwach, China schwächelt. Dieses Modell muss nun die Wende bringen.
Nächster Rückschlag für Mercedes: Im zweiten Quartal bricht der Gewinn vor Zinsen und Steuern um fast 70 Prozent ein. Im ersten Halbjahr bleibt von acht Milliarden Euro des Vorjahres nur noch weniger als die Hälfte – 3,6 Milliarden. Wie Mercedes in die Krise fuhr und wie der Hersteller nun die Kurve kriegen will.
Pkw-Sparte besonders betroffen
Besonders hart traf es die Pkw-Sparte. Ihre Marge sank im Quartal auf 3,2 Prozent, im Halbjahr auf 5,3 Prozent. Hinzu kamen Sonderkosten für Umstrukturierungen in Höhe von 700 Millionen Euro – sie zogen das Ergebnis weiter nach unten.
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S-Klasse verliert ein Viertel der Verkäufe
Auch der Absatz wackelt: minus zehn Prozent insgesamt. Besonders bitter ist der Einbruch bei den teuren Flaggschiffen. Die S-Klasse, sonst der Gewinnbringer im Konzern, verlor ein Viertel ihrer Verkäufe. Die E-Klasse schwächelte ebenfalls – 15 Prozent weniger im Quartal, acht Prozent weniger im Halbjahr. Schwache Märkte in China und den USA verstärkten die Verluste.
Zölle verschärften die Lage zusätzlich – nicht nur für Mercedes, sondern für die gesamte Branche. Eine schnelle Erholung erwarten die Stuttgarter deshalb nicht.
Hoffnungsschimmer: der neue CLA
Hoffnung macht erst das Jahr 2026. Dann kommt der neue Mercedes CLA, erstmals auf der MMA-Plattform und als Elektroversion mit 800 Kilometern Reichweite. An der Schnellladesäule sollen 400 Kilometer in 15 Minuten nachgeladen sein.
Im Innenraum setzt Mercedes auf Hightech: Bis zu drei Displays zieren das Cockpit, darunter ein 10,25 Zoll großes Fahrerdisplay und ein 14 Zoll großer zentraler Touchscreen. Für Filme oder Spiele gibt es optional einen Beifahrerbildschirm. Das Infotainmentsystem wurde von Mercedes selbst entwickelt und kann per "Over-the-Air"-Updates (drahtlose Übertragung) aktualisiert werden.
Der neue CLA startet als reines Elektroauto. Das Basismodell bietet 272 PS und bis zu 792 Kilometer Reichweite. Darüber rangiert der CLA 350 4MATIC mit 354 PS und Allradantrieb. Ab Jahresende folgen Plug‑in‑Hybride (Benziner plus Elektromotor, zusammen 136 bis 190 PS). Die Preise: Ab rund 55.900 Euro für die Elektromodelle, die Hybridpreise nennt Mercedes noch nicht.

Ola Källenius: Ein Konzernlenker unter Druck
Der Schwede (56) führt Mercedes seit 2019. Nach seinem Studium in Stockholm und St. Gallen stieg er 1993 in den Konzern ein. Sein Kurs: Luxusmodelle, hohe Preise, hohe Margen. Die Kehrseite: Händler warnen vor Kundenverlust und nennen die Strategie "gierig".
Produktionsumbau mit Risiko
Aber die üblichen Modellwechsel dürften kaum genügen. Mittelfristig stellt Mercedes deshalb seine Produktion um. Werke wie Tuscaloosa in den USA werden ausgebaut, während Teile der Fertigung aus Deutschland abwandern könnten. Ob dieser Umbau gelingt, entscheidet sich vor allem in China – dem wichtigsten Markt für den neuen CLA.
EQ verschwindet, Elektro bleibt
Auch das Markenportfolio wandelt sich. Die Submarke EQ verschwindet, künftige Stromer tragen nur noch den Zusatz "EQ Technology". Auf den CLA folgen 2026 der CLA Shooting Brake und neue Generationen von GLA und GLB.
Ebenfalls für 2026 geplant: die erste vollelektrische C-Klasse und ihr SUV-Pendant GLC auf der MB.EA-Plattform mit 800-Volt-Technik. Diesel und Plug-in-Hybride streicht Mercedes dagegen aus dem Angebot.
Die neuen Modelle im Überblick
Modell | Marktstart | Beschreibung |
---|---|---|
CLA | 2025 | Elektrische Coupé-Limousine; erstes Modell auf MMA-Plattform |
CLA Shooting Brake | 2026 | Kombiversion des CLA |
GLA | 2026 | Kompaktes Elektro-SUV; Nachfolger des EQA |
GLB | 2026 | Größeres Elektro-SUV; Nachfolger des EQB |
C-Klasse Elektro | 2026 | Erste vollelektrische C-Klasse; neue MB.EA-Plattform |
GLC Elektro | 2026 | Elektro-SUV als Pendant zur neuen C-Klasse |
S-Klasse | 2028 | Neue Generation mit Verbrenner und Elektrovariante |
E-Klasse | 2028 | Verschmelzung von EQE und E-Klasse zu einer Baureihe |
Verbrenner als Rückversicherung
Die Strategie ist klar: Elektro dort, wo es Sinn ergibt – aber mit Hintertür zum Verbrenner. So bleibt die S-Klasse als Benziner erhalten. Erst 2028 wird sie neu aufgelegt, zusammen mit einer neuen Mittelklasse, die dann EQE und E-Klasse in einer Baureihe vereint.
Die Schwaben suchen den Ausweg im Kompromiss: Strom ja – aber nicht um jeden Preis. Noch mehr Kunden wollen sie keinesfalls verprellen. Denn klar ist: Wenn Mercedes nicht schnell an Attraktivität gewinnt, droht der Stern der Marke allmählich zu verblassen.
- Mitteilung Center Automotive Research, Bochum
- Nachrichtenagentur SP-X