Ohne Motor, Fahrer, Lenkrad GM will mit selbstfahrendem Auto Verkehr revolutionieren

Die General-Motors-Tochter Cruise hat ein Fahrzeug für die geplante Robotertaxi-Flotte vorgestellt. Das Auto hat weder Lenkrad noch Pedale.
Wie würde ein Auto aussehen, wenn das Verkehrssystem noch einmal bei Null begönne? Als "Antwort" auf diese Frage hat das Start-up Cruise des US-Autobauers General Motors (GM) sein Modell Origin vorgestellt. Ein Lenkrad oder Pedale sucht man in dem selbstfahrendem E-Mobil vergeblich.
"Wir haben den Motor entfernt. Wir haben den Fahrer entfernt, der meist müde, abgelenkt, frustriert und gehetzt ist", sagte Cruise-Chef Dan Ammann bei der Vorstellung des Elektrogefährts. "Wir haben die Bedienelemente für den Fahrer entfernt, einschließlich des Lenkrads, der Pedale, des Rückspiegels, der Scheibenwischer und der beengten Sitze."
GM sei bereit für die Massenfertigung selbstfahrender Autos
Laut Unternehmen soll Origin in Serie gebaut und für Sharing-Dienstleistungen genutzt werden. Einen Termin für den Start der Robotertaxi-Dienste nennt Cruise nicht. Die Firma wollte ursprünglich bereits im vergangenen Jahr in San Francisco loslegen. Die "Origin"-Fahrzeuge sind modular aufgebaut und sollen mehr als eine Million Meilen (1,6 Millionen Kilometer) halten. Selbstfahrende Taxis sollen möglichst rund um die Uhr unterwegs sein, deshalb müssen sie robuster als heutige Fahrzeuge sein.
GM hatte Cruise im Jahr 2016 übernommen und bereits ein Jahr später verkündet, bereit für die Massenfertigung selbstfahrender Autos zu sein. Für die großen Autobauer und auch Technologiekonzerne wie Uber oder die Google-Schwester Waymo ist das autonome Fahren eines der wichtigsten Zukunftsfelder. Auch Ford und Volkswagen kündigten bereits an, dass sie spezielle Wagen für die Robotertaxi-Flotten entwickeln werden. Ford setzt dabei zunächst auf Hybrid-Antriebe, um auf Batterieladezeiten verzichten zu können. Volkswagen will wie Cruise gleich elektrisch fahren.
Juristische Hürden und ethische Bedenken
Bislang beschränkt sich der Betrieb der Roboterautos allerdings auf einige Testgebiete. Zudem gibt es auf dem Weg hin zu kompletter Autonomie von Fahrzeugen noch zahlreiche regulatorische und juristische Hürden und auch ethische Bedenken – etwa über die Abwägung und Entscheidungsfindung von intelligenten Algorithmen bei Unfällen. Bei Selbstfahrfunktionen im tatsächlichen Straßenverkehr muss deshalb bislang meist noch ein Fahrer bereit sein, eingreifen und das Steuer übernehmen zu können.
Analyst Richard Windsor äußerte in seinem Blog Radio Free Mobile die Einschätzung, dass Cruise mit Origin "mehr Fragen als Antworten" präsentiert habe – beispielsweise auch zur Reichweite des Autos. Seiner Einschätzung nach stehe das Unternehmen "unter Druck, etwas zu zeigen", erklärte er. "Und weil die Technik noch nicht einmal in die Nähe der Kommerzialisierung rückt, haben wir ein Show-Auto bekommen". Mit einer massenhaften Verwendung autonomer Autos rechne er nicht vor dem Jahr 2028.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa