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Niger: Putschisten halten Präsidenten fest –Vorräte gehen zur Neige


Nach Putsch im Niger
Sorge um Präsident Bazoum: "Sie bringen ihn um"

Von dpa
Aktualisiert am 12.08.2023Lesedauer: 3 Min.
1233875701Vergrößern des BildesMohamed Bazoum (Archivbild): "Die Situation meiner Familie ist sehr schwierig gerade", sagt seine Tochter. (Quelle: Bernd von Jutrczenka - Pool/Getty Images)
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Seit mehr als zwei Wochen halten die Putschisten in Niger den entmachteten Präsidenten in seiner Residenz fest. Die Lage spitzt sich offenbar zu.

Im Zuge wachsender Spannungen nach dem Militärputsch in Niger wächst die Sorge um den entmachteten Präsidenten Mohamed Bazoum. Der 63-Jährige wird seit 16 Tagen in seiner Residenz festgehalten. "Sie bringen ihn um", sagte der Botschafter Mamadou Kiari Liman-Tinguiri, ein enger Mitarbeiter, der täglich mit dem inhaftierten Anführer telefoniert, der Nachrichtenagentur AP.

Der Plan der Putschisten sei es laut Liman-Tinguiri, den entmachtete Präsidenten verhungern zu lassen. "Das ist unmenschlich und die Welt sollte das nicht tolerieren", sagte der Botschafter. "Das ist im Jahr 2023 nicht tolerierbar."

Rund 100 Angehörige festgehalten

Ähnlich äußerte sich auch Bazoums stellvertretender Kabinettschef Moussa Oumarou: "Nachdem ihm mehrere Tage lang Strom und Telefon vorenthalten wurden, entziehen ihm die Putschisten nun unter anderem seinen Hausarzt. Selbst der Zugang zu Lebensmitteln wird ihm verwehrt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Auch seine Ehefrau und sein Sohn werden weiter festgehalten. Oumarous Angaben zufolge sollen die Putschisten rund 100 Angehörige der gestürzten Regierung festgenommen haben, darunter den Sohn des ehemaligen Präsidenten Mahamadou Issoufou.

"Mein Sohn ist krank"

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) teilte am Freitag mit, Mitarbeiter hätten mit Bazoum und mehreren Vertrauten gesprochen. "Ich habe seit dem 2. August keinen Strom mehr und seit dem 4. August keinen menschlichen Kontakt mehr. Ich darf meine Familienmitglieder (oder) meine Freunde nicht empfangen, die uns Lebensmittel und andere Güter gebracht haben", wurde Bazoum zitiert.

Ohne Strom seien sie gezwungen, trockene Lebensmittel zu essen. "Mein Sohn ist krank, hat ein schweres Herzleiden und muss zum Arzt", sagte er. "Sie weigern sich, ihn medizinisch behandeln zu lassen." Bazoums Arzt und Anwalt bestätigten HRW, seit dem Putsch keinen Kontakt zu Bazoum oder seiner Familie gehabt zu haben.

Ecowas droht mit Militäreinsatz

Bazoums Tochter, die zum Zeitpunkt des Putsches in Frankreich war, sagte der britischen Zeitung "Guardian", dass sie fast täglich telefonisch Kontakt mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrem Bruder habe. "Die Situation meiner Familie ist gerade sehr schwierig", sagte sie. Sie hätten kein fließendes Wasser und ernährten sich noch von Vorräten von Nudeln und Reis, bald gehe aber auch das Gas für ihren Herd zur Neige. Ohne Strom lebten sie im Dunkeln und in der Hitze.

Am 26. Juli hatte Nigers Präsidialgarde unter General Abdourahamane Tiani Bazoum in seiner Residenz festgesetzt, nachdem dieser Beobachtern zufolge Tiani an der Spitze der Eliteeinheit auswechseln wollte. Auch die anderen Zweige der Streitkräfte schlossen sich dem Putsch an, verkündeten "das Ende des Regimes" und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf. Tiani übernahm die Macht. Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas droht mit einem Militäreinsatz, falls die Putschisten Bazoum nicht freilassen und die verfassungsmäßige Ordnung wiederherstellen.

In Niger, wo derzeit Regensaison herrscht, liegen die Temperaturen tags bei über 30 und nachts bei über 23 Grad Celsius bei hoher Luftfeuchtigkeit. Nachbarland Nigeria hatte Niger als Teil der Sanktionen nach dem Putsch die Stromlieferungen abgestellt, von denen das Land zu großen Teilen abhängig war. Ein großer Teil der Bevölkerung hat nun keinen Strom. Die Lebensmittelpreise in dem Land sind binnen der zwei Wochen drastisch gestiegen. Mehr als 40 Prozent der rund 26 Millionen Einwohner Nigers leben in extremer Armut.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • apnews.com: "Allies of Niger president overthrown by military are appealing to the US and others: Save his life" (englisch)
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