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Russland: Wladimir Putin spricht über Nachfolger an Kreml-Spitze


"Denke ständig darüber nach"
Putin spricht über seine Nachfolge


06.05.2025 - 08:20 UhrLesedauer: 3 Min.
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Wladimir Putin (Archivbild): Der russische Präsident gab einem Fernsehteam anlässlich seines 25-jährigen Kreml-Jubiläums private Einblicke. (Quelle: IMAGO/Alexander Kazakov/Kremlin Pool/imago)
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Seit 25 Jahren sitzt Wladimir Putin in verschiedenen Ämtern an der Spitze des Kreml. Spekulationen über seine Nachfolge laufen bereits. Jetzt heizt er sie selbst an.

Wenn Wladimir Putin öffentlich spricht, sind es oft die Zwischentöne und scheinbaren Nebenbemerkungen, die eine entscheidende Bedeutung haben. Umso mehr überrascht es, wenn sich der Kremlchef deutlich zu für ihn sensiblen Themen äußert. So gibt es angesichts seines fortgeschrittenen Alters von 72 Jahren schon lange Spekulationen über mögliche Nachfolger an der Spitze des russischen Staats. Diese Spekulationen heizte Putin nun nochmals an.

Für eine Dokumentation anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums an der Spitze des Kreml äußerte sich Putin zu seiner Nachfolge. "Ich denke ständig darüber nach", erklärte Putin dem Reporter des russischen Staatsfernsehens in dem Film "Russland. Kreml. Putin. 25 Jahre".

Doch wer käme für das Amt des Präsidenten infrage? Das sagte Putin nicht deutlich: "Eine Person, die nicht das Vertrauen der Bevölkerung genießt, hat kaum eine Chance, etwas Ernsthaftes zu bewirken. Das ist absolut grundlegend", sagte der Kremlchef. Er beobachte und bewerte jedoch stets mögliche Kandidaten. Namen verriet Putin jedoch nicht.

Putin will angeblich dem Volk die "Wahl" überlassen

Putin legte in der Doku scheinbar besonderen Wert auf den Willen der Bevölkerung. "Wenn ich also darüber nachdenke – und ich denke ständig darüber nach –, denke ich natürlich daran, dass sich eine oder besser noch mehrere Personen finden müssen, die dieses Vertrauen der Bürger des Landes gewinnen können, damit die Menschen eine Wahl haben." Letztlich gehöre die Wahl "dem Volk, dem russischen Volk, den Bürgern, den Wählern", behauptete Putin.

Video | Plötzlich antwortet Putin auf Deutsch
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Quelle: t-online

Damit konterkariert der Präsident die politischen Entwicklungen in Russland der vergangenen Jahrzehnte – und gibt sich selbst eine scheinbare Legitimation. Putin hatte im Jahr 2000 das Präsidentenamt übernommen, bereits seit Dezember 1999 war er Ministerpräsident gewesen – gewählt wurde er damals nicht, sondern vom damaligen Präsidenten Boris Jelzin ernannt. Zwischen 2008 und 2012 übernahm Dmitri Medwedew als Präsident, Putin rückte in der Zeit wieder in das Amt des Ministerpräsidenten.

Die Scharade hatte verfassungsrechtliche Gründe: Ein russischer Präsident durfte damals nur zwei Amtszeiten lang regieren. 2012 kehrte Putin ins Präsidentenbüro zurück und ließ 2020 die Verfassung dahingehend ändern, dass frühere Amtszeiten "gelöscht" wurden. So könnte er bis 2036 regieren. Spätestens alle Abstimmungen seit 2012 gelten als Scheinwahlen, da der Staat zunehmend in den Wahlprozess eingriff. Manipulationen, Repression und Gesetzesänderungen zugunsten Putins stehen in Russland auf der Tagesordnung.

"Es scheint sich um eine Art Loyalitätstest für Putins inneren Kreis zu handeln"

Putin heizte mit seinen Aussagen im Staatsfernsehen nicht nur international Spekulationen an, auch in Russland selbst brodelt nun die Gerüchteküche. Anton Geraschtschenko, ehemaliger Berater im ukrainischen Innenministerium, erklärte auf X, dass Putin seine Gefolgsleute zur Treue ermahnen wollte: "Was könnte der Auslöser für dieses Statement gewesen sein? Es scheint sich um eine Art Loyalitätstest für Putins inneren Kreis zu handeln – mit dem Ziel, den Wettbewerb und die Rivalität unter ihnen zu intensivieren."

Dmitri Drise, Kolumnist bei dem russischen Blatt "Kommersant", glaubt nicht daran, dass Putin bereits einen Nachfolger gefunden hat. Vielmehr interpretierte er die Worte des Kremlchefs wie folgt: "Das heißt, heute gibt es offenbar keine geeigneten Kandidaten und es ist nicht ganz klar, wann sie aus dem Schatten treten werden. Jetzt eindeutig nicht."

Der Politikanalyst Maxim Scharow schrieb auf Telegram, dass Putin politische Herausforderer verunsichern wolle: "Putins aktuelle, die Fantasie anregende Andeutung über 'mehrere Nachfolger' und einen 'Wettbewerb zwischen ihnen' zielt daher darauf ab, die 'Friedenspartei' zu verunsichern, die sich ernsthaft darauf vorbereitet, die öffentliche Meinung in den kommenden Tagen zugunsten eines 'Waffenstillstands' zu beeinflussen."

Neben seinem 25. Jubiläum im Kreml feiert Putin dieser Tage auch den 80. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg. Dazu finden vielerorts Siegesfeiern statt, die größte Militärparade wird in Moskau abgehalten. Daran sollen auch Staatschefs aus der ganzen Welt teilnehmen. Siegesparaden gibt es daneben auch in St. Petersburg, Wladiwostok und anderen großen Städten des Landes.

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