Versuchte Vergewaltigung durch 14-Jährige Dutzende Verletzte bei Ausschreitungen in Nordirland

Nach einem versuchten Sexualverbrechen eskaliert in Nordirland die Lage. In mehreren Städten kommt es zu Gewalt – gegen Ausländer und Polizisten.
Nach einem mutmaßlichen Übergriff auf ein Mädchen ist es in Nordirland erneut zu Ausschreitungen gekommen. In Ballymena seien Einsatzkräfte die zweite Nacht in Folge mit Molotowcocktails, Ziegelsteinen und Feuerwerk angegriffen worden, teilte die Polizei mit. 17 Polizisten seien verletzt und einige davon im Krankenhaus behandelt worden.
Geschäfte und Wohnungen wurden beschädigt und mehrere Fahrzeuge in Brand gesetzt, wie die Ermittler mitteilten. Die Einsatzkräfte setzten einen Wasserwerfer und Plastikgeschosse ein. Auch in Belfast und einigen anderen Städten des britischen Landesteils kam es demnach zu Protesten.
Die Unruhen begannen, nachdem zwei Teenager versucht haben sollen, ein Mädchen zu vergewaltigen. Aus einem friedlichen Protest entwickelten sich dann Ausschreitungen, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. Insgesamt etwa 30 Einsatzkräfte wurden bisher verletzt.
In Ballymena, etwa 48 Kilometer nordwestlich von Belfast, wurden in der Folge Häuser beschädigt und vier Gebäude in Brand gesetzt. In den Wohnungen leben mutmaßlich Migranten. Die Krawalle seien rassistisch motiviert, so die Polizei. Nicht nur in Ballymena, sondern auch in Belfast und weiteren Orten kam es zu Ausschreitungen. Kleinere Proteste wurden unter anderem aus Lisburn, Coleraine, Newtownabbey und Carrickfergus gemeldet. Einsatzkräfte setzten Wasserwerfer und Plastikgeschosse ein. In der zweiten Nacht wurden 17 weitere Beamte verletzt.
Die Polizei ermittelt inzwischen wegen des Verdachts rassistisch motivierter Straftaten. In mindestens einem Fall wurde ein 29-jähriger Mann festgenommen.
Politik verurteilt Gewalt scharf
Der Chef der nordirischen Polizei, Jon Boutcher, verurteilte die "sinnlose Gewalt" und warnte vor "hasserfüllten Taten". Die Angriffe gefährdeten nicht nur Leben, sondern auch den laufenden Strafprozess. "Werft eure Zukunft nicht weg und gefährdet oder bedroht nicht weiterhin das Leben anderer", sagte Boutcher.
Premierminister Keir Starmer äußerte sich ähnlich und bezeichnete die Vorfälle als "zutiefst beunruhigend". Auch der nordirische Minister Hilary Benn erklärte: "Die schrecklichen Szenen von Unruhen, die wir heute Abend erneut in Ballymena erlebt haben, haben in Nordirland keinen Platz."
Auch die nordirische Regierung rief zur Ruhe auf. In einer gemeinsamen Erklärung betonten Minister aller Regierungsparteien, dass es keine Rechtfertigung für die Gewalt gebe. Die mutmaßliche schwere sexuelle Nötigung sei entsetzlich, aber die Justiz müsse nun ihren Lauf nehmen. Diejenigen, die die Situation ausnutzten, um rassistische Spannungen zu schüren, hätten ihren Gemeinden nichts anderes zu bieten als "Spaltung und Unruhen".
Co-Regierungschefin Michelle O’Neill sprach von "abscheulichen Angriffen". Es sei erschreckend, dass Anwohner Schilder wie "Britischer Haushalt" oder "Ein Philippiner lebt hier" an ihre Fenster klebten, um sich vor Angriffen zu schützen.
In Nordirland leben laut einer Erfassung aus dem Jahr 2021 rund 1.500 Mitglieder der Minderheit der Roma. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 0,1 Prozent. Die Anzahl der Rumänen in dem britischen Landesteil beläuft sich auf rund 6.500.
Der Fall erinnert an die Messerattacke im englischen Southport, nach der es in mehreren britischen Städten zu rechtsextremen Ausschreitungen gekommen war.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und reuters
- theguardian.com: Second night of rioting in Ballymena leaves 17 police officers injured (Englisch)
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