Steinigung von Schwulen β Clooney attackiert Scharia-Sultan

In Brunei droht Schwulen und Lesben die Todesstrafe. An die Spitze des internationalen Protests hat sich George Clooney gesetzt. Der Sultan bleibt stur. Kommt es nun wirklich zu Steinigungen?
Die Zwillinge von George Clooney und seiner Frau Amal, Ella und Alexander, sind noch keine zwei Jahre alt. Was schwul ist und was Steinigung bedeutet, wissen die beiden Promi-Kinder noch nicht. Wohl aber in ein paar Jahren. Und dann kommt vielleicht die Frage: "Stimmt es, dass der Kerl, dem all diese tollen Hotels gehΓΆrten, schwule Leute zu Tode steinigen lieΓ?" Und die Antwort lautet: "Ja." Und die nΓ€chste Frage dann: "Und Du bist trotzdem weiterhin da reingegangen?"
Bislang ist das nur das Gedankenspiel eines spΓ€t Vater gewordenen Hollywood-Stars. Aber mit diesem fiktiven Dialog hat Clooney (57) in einer Kolumne fΓΌr das Online-Portal Deadline jetzt selbst noch einmal erlΓ€utert, warum er so nachdrΓΌcklich gegen den Sultan von Brunei, Hassanal Bolkiah (72), mobil macht. In dem Kleinstaat auf Borneo, der drittgrΓΆΓten Insel der Welt, kann HomosexualitΓ€t von diesem Mittwoch an mit der Hinrichtung bestraft werden. Auf gleichgeschlechtlichen Sex steht nun die Todesstrafe durch Steinigung.
"Unmenschliche Strafen"
Die EmpΓΆrung darΓΌber ist groΓ. Die Vereinten Nationen forderten das Mitgliedsland auf, die Strafen nicht in Kraft zu setzen. Von zahlreichen westlichen Regierungen kommt Protest. Das AuswΓ€rtige Amt in Berlin bestellte Bruneis Botschafterin ein. Amnesty International appellierte, auf "unmenschliche Strafen" zu verzichten. Die meiste Aufmerksamkeit bekam jedoch Clooney. Der Schauspieler rief dazu auf, kΓΌnftig alle Luxushotels zu boykottieren, die dem Sultan gehΓΆren. Andere Prominenz wie Elton John und Jamie Lee Curtis schloss sich an.
Dazu muss man wissen, dass der Sultan nicht nur einer der dienstΓ€ltesten (seit 1967), sondern auch einer der reichsten Monarchen der Welt ist. Sein VermΓΆgen wird, dank enormer Mengen an Erdgas und Γl, auf viele Milliarden Euro geschΓ€tzt. Von drei verschiedenen Frauen hat er zwΓΆlf Kinder. Zudem ist Bolkiah nicht nur Sultan, sondern auch noch Regierungschef, AuΓen-, Finanz- und Verteidigungsminister sowie "Oberhaupt der offiziellen Religion". Staatsreligion in Brunei ist eine Form des sunnitischen Islam. Der Palast, in dem er lebt, hat 1.788 Zimmer.
Sultan gibt sich kompromisslos
In seinem Immobilienbesitz befinden sich ΓΌber die Brunei Investment Company zudem neun Luxushotels in aller Welt: beste Adressen wie das "Beverly Hills" und das "Bel Air" in Los Angeles, das "Dorchester" in London oder das "Plaza AthenΓ©e" in Paris. In einigen davon gehΓΆrte auch Clooney schon zu den GΓ€sten. KΓΌnftig will er dort nicht mehr ΓΌbernachten und auch sonst nicht mehr hin. Andere sollen es ihm gleichtun. "Man kann die bΓΆsen Kerle nicht gut machen", meint er. "Aber man kann die guten Kerle davon abhalten, Komplizen zu werden."
Eine solche Initiative gab es schon einmal. 2014, als in dem Staat mit nicht einmal einer halben Million Einwohnern neue Strafgesetze der islamischen Scharia eingefΓΌhrt wurden, hatte ein Boykott-Aufruf kurzzeitig Erfolg. VorΓΌbergehend verzichtete der Sultan auf hΓ€rtere Strafen. Dieses Mal ist das nicht zu erwarten. Als Antwort auf all die Kritik lieΓ Bolkiah erklΓ€ren, dass alles wie geplant umgesetzt werde. Die Scharia solle nicht nur den Islam schΓΌtzen, sondern auch Menschen erziehen.
In Brunei sind konservative islamische KrΓ€fte schon seit einigen Jahren auf dem Vormarsch - wie zum Beispiel auch beim groΓen Nachbarn Indonesien, mit mehr als 200 Millionen GlΓ€ubigen das bevΓΆlkerungsreichste muslimische Land der Welt. Dass Schwule oder Lesben tatsΓ€chlich demnΓ€chst zu Tode gesteinigt werden, ist trotzdem nicht zu erwarten. Zwar gab es in Brunei auch in jΓΌngerer Zeit Todesurteile, hingerichtet wurde aber seit Jahrzehnten niemand mehr.
Γffentliche ZΓΌchtigung
Seit EinfΓΌhrung der neuen Scharia-Strafgesetze in 2014 wurde auch noch nie jemand ΓΆffentlich mit dem Stock gezΓΌchtigt. Bislang hat die Androhung von Strafen eher erzieherischen Charakter. Es gibt im dortigen Rechtssystem auch Wege, sie zu umgehen. Manche Experten halten es jedoch fΓΌr mΓΆglich, dass demnΓ€chst einmal an einem gleichgeschlechtlichen Paar ein Exempel statuiert werden kΓΆnnte - nicht durch eine Steinigung, aber durch eine ΓΆffentliche ZΓΌchtigung.
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Die Bestrafung von HomosexualitΓ€t ist allerdings auch kein Alleinstellungsmerkmal von muslimischen LΓ€ndern. In Brunei - einem ehemaligen britischen Protektorat - war gleichgeschlechtlicher Sex auch schon zu Kolonialzeiten gesetzlich verboten. Wie im britischen Mutterland und vielen anderen europΓ€ischen Staaten vor nicht allzu langer Zeit auch noch.
- Nachrichtenagentur dpa