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Wahl in Belarus: Ein Frauen-Trio will Lukaschenkos Herrschaft beenden


Kinder im Ausland, Mann in Haft
Belarus: Diese mutige Politikerin fordert Diktator Lukaschenko heraus

Von dpa, mvl

Aktualisiert am 09.08.2020Lesedauer: 3 Min.
Swetlana Tichanowskaja: Die Kandidatin fürs höchste Staatsamt will die Herrschaft von Alexander Lukaschenko in Belarus beenden.Vergrößern des Bildes
Swetlana Tichanowskaja: Die Kandidatin fürs höchste Staatsamt will die Herrschaft von Alexander Lukaschenko in Belarus beenden. (Quelle: Natalia Fedosenko/TASS/imago-images-bilder)
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Belarus mit Alexander Lukaschenko an der Spitze gilt als "letzte Diktatur Europas". Nun hofft die Opposition mit Swetlana Tichanowskaja auf einen Wechsel. Zwei weitere Frauen unterstützen sie.

Knapp sieben Millionen Menschen sind heute in Belarus zur Wahl des Präsidenten aufgerufen. Frei ist die Entscheidung allerdings nicht. Zahlreiche Festnahmen überschatten das Ereignis, das Land wird von Staatschef Alexander Lukaschenko autoritär geführt – und dies seit Jahrzehnten.

Für Lukaschenko könnte die Wahl nach mehr als einem Vierteljahrhundert im Amt anders ausgehen als erwartet. Eine Frau namens Swetlana Tichanowskaja entwickelte sich in den vergangenen Wochen zur Hoffnungsträgerin der Lukaschenko-Gegner. Die 37-jährige Tichanowskaja, Mutter zweier Kinder, ist in gewisser Weise neu in der Politik.

"Ich habe Angst um dich"

Eigentlich sollte ihr Mann Sergej Tichanowski, ein bekannter Blogger, für das höchste Staatsamt kandidieren. Er wurde allerdings in Gefängnis gesperrt, seine Frau tritt nun an seiner Stelle an. "Nur irgendeine Frau" – so eben habe sie Alexander Lukaschenko bezeichnet, zitiert die "Bild am Sonntag" Tichanowskaja. Er habe ferner dem weiblichen Geschlecht insgesamt die Fähigkeit zum Regieren abgesprochen.

Angesichts der Repressionen gegen Konkurrenten hat die Kandidatin ihre zwei Kinder ins Ausland gebracht. Der Sohn habe, wie auch die "Bild am Sonntag" Tichanowskaja zitiert, erst kürzlich der Verhaftung des Vaters erfahren: "Jetzt rief er mich an und sagte: 'Mama, ich habe Angst um dich.'"

Lukaschenko gilt in dem Land, in dem noch die Todesstrafe vollstreckt wird, als "letzter Diktator Europas". In den Wochen vor der Wahl ging er besonders hart gegen Kritiker und Aktivisten vor. Auch Kollegen und Mitstreiterinnen Tichanowskajas wurden kurzzeitig in Gewahrsam genommen, darunter auch die Musikerin Maria Kolesnikowa. Sie ist die Wahlleiterin des nicht zugelassenen Bewerbers Viktor Babariko, der auch im Gefängnis sitzt. Sie hingegen wurde aber wieder freigelassen. Laut "Bild am Sonntag" unterstützt sie nun Tichanowskaja.

"Was wir wollen, sind faire Wahlen"

Eine weitere Frau ist ebenfalls im Einsatz gegen Lukaschenko: Veronika Zepkalo. Diese ist Frau des ehemaligen Vize-Außenministers, der sicherheitshalber nach Russland gegangen ist, nachdem er staatlicherseits nicht zur Wahl zugelassen worden war, die die "Bild am Sonntag" berichtet.

"Alles, was wir wollen, sind faire Wahlen", so zitiert das Blatt Tichanowskaja. Ferner sollen die politischen Häftlinge ihre Freiheit wieder erhalten, und neue freie Wahlen stattfinden. Ob es soweit kommen wird, muss abgewartet werden.

Tichanowskaja soll sich in der Nacht vor der heutigen Wahl in der Hauptstadt in Sicherheit gebracht haben. Sie habe aus Schutz nicht in ihrer Wohnung übernachtet und sei bei ihren Kollegen geblieben, teilte ihr Wahlstab mit. Mit ersten Prognosen wird nach der Schließung der letzten Wahllokale um 19.00 Uhr am heutigen Sonntag gerechnet. Beobachter gingen schon im Vorfeld von Wahlfälschungen aus.

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Belarussische Menschenrechtler warnten bereits, dass die Behörden auch nach der Wahl bei möglichen Protesten brutal vorgehen könnten. "Wir fordern alle Teilnehmer bei möglichen Konfrontationen auf, Streitigkeiten nur durch Dialog und Verhandlung beizulegen." Behörden und auch Demonstranten sollten sich zurückhalten und keine Gewalt einsetzen, hieß es in einem Aufruf mehrerer Menschenrechtler.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist diesmal nicht bei der Abstimmung dabei. Die OSZE hat nach eigenen Angaben seit 2001 bislang alle Wahlen in dem Land beobachtet. Nach der Präsidentenwahl vor fünf Jahren stellte die Organisation fest, dass Belarus noch einen "beträchtlichen Weg" vor sich habe, um alle OSZE-Standards für demokratische Wahlen einzuhalten. Die Wahlbeobachter sprachen von "ernsten Problemen".

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