Politisches Vakuum im Sudan: MinisterprĂ€sident tritt zurĂŒck
Khartum (dpa) â Im Krisenstaat Sudan ist MinisterprĂ€sident Abdullah Hamdok ĂŒberraschend zurĂŒckgetreten. "Ich habe beschlossen, meinen RĂŒcktritt bekanntzugeben und Platz fĂŒr andere zu machen", sagte Hamdok am spĂ€ten Sonntagabend im Staatsfernsehen.
Er habe sein Versprechen, eine politische Katastrophe in dem Land am Horn von Afrika zu verhindern, nicht einhalten können, sagte er zur ErklÀrung. Hamdok war Ende Oktober Oktober bei einem MilitÀrputsch entmachtet worden und erst nach Druck aus dem In- und Ausland wieder ins Amt eingesetzt worden.
Vorwurf des Verrats
In den vergangenen Tagen waren bei Demonstrationen gegen die Beteiligung des MilitĂ€rs an der Ăbergangsregierung nach Angaben des Zentralkomitees der sudanesischen Ărzte erneut Menschen von SicherheitskrĂ€ften getötet worden. Demonstranten forderten in den vergangenen Monaten immer wieder eine MachtĂŒbergabe des MilitĂ€rs an eine zivile Regierung und warfen Hamdok Verrat vor.
Am 25. Oktober hatte das MilitĂ€r in dem Land mit 44 Millionen Einwohnern die Macht ĂŒbernommen. Am 21. November wurde Hamdok dann wieder als Regierungschef eingesetzt. Laut einer Vereinbarung Hamdoks mit dem MilitĂ€rmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan durfte Hamdok ein Kabinett mit zivilen Vertretern bilden. Al-Burhan stand jedoch als AnfĂŒhrer des SouverĂ€nen Rats gemeinsam mit Hamdok an der Spitze der neuen Ăbergangsregierung. Dem SouverĂ€nen Rat gehören auch Vertreter des MilitĂ€rs an, denen schwere MenschenrechtsverstöĂe und Korruption vorgeworfen werden.
Zukunft unsicher
Der RĂŒcktritt Hamdoks versetzt den Sudan in ein politisches Vakuum. Es blieb am Sonntagabend unklar, ob ein ziviler Politiker oder ein MilitĂ€rvertreter Hamdoks Posten ĂŒbernehmen wird.
Der Sudan wurde fast 30 Jahre lang von Omar al-Baschir mit harter Hand regiert. Der Langzeit-Machthaber wurde im April 2019 durch monatelange Massenproteste und einen MilitĂ€rputsch aus dem Amt getrieben. Daraufhin einigten sich das MilitĂ€r und die zivile Opposition auf eine Ăbergangsregierung, die den Weg zu demokratischen Wahlen 2022 ebnen sollte. Zudem waren umfangreiche Wirtschaftsreformen geplant, durch die das MilitĂ€r erhebliche ökonomische Verluste hĂ€tte hinnehmen mĂŒssen. Das MilitĂ€r war auch gegen die von Hamdok vorangetriebene Aufarbeitung von MenschenrechtsverstöĂen.