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Trump-Attentat vor einem Jahr: Wie lange hält seine Glückssträhne?


Donald Trump
Einer, dem die Welt zu Füßen liegt

MeinungVon Gerhard Spörl

13.07.2025 - 00:30 UhrLesedauer: 4 Min.
Senat: Schwere Fehler des Secret Service vor Trump-AttentatVergrößern des Bildes
Trump wurde bei dem Attentat im Juli 2024 am Ohr verletzt. (Archivbild) (Quelle: Gene J. Puskar/AP/dpa/dpa-bilder)
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Am Sonntag vor einem Jahr versuchte ein Attentäter, Donald Trump zu töten. Blutüberströmt reckte er im Straucheln die Faust und machte daraus ein Bild der Stärke. An diesem Tag begann seine Glückssträhne – aber wie lange hält sie an?

Man kennt das aus Filmen: Ein Attentäter trifft seine Vorbereitungen, denn er will den Präsidenten töten. Er kauft sich eine 1,50 Meter hohe Leiter, die er in seinem Hyundai Sonata unterbringt. Das Schulterstück des Gewehrs lässt sich zusammenklappen und passt so in seinen Rucksack. Der Entfernungsmesser, den er einsteckt, ist unabdingbar für die Feineinstellung auf das Ziel.

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Thomas Matthew Crooks hieß der Attentäter, der heute vor einem Jahr, am 13. Juli 2024, durch einen Belüftungsschacht auf ein schräges Dach stieg. Knapp eine Stunde, bevor er auf Donald Trump schoss, fiel er dem Secret Service erstmals auf. Um 17.52 Uhr sichteten sie ihn, aber ein Baum und die Schräge des Daches behinderten die freie Sicht. Ironischerweise waren unten im Gebäude drei Scharfschützen der Polizei postiert. Sie kamen nicht auf die Idee, das Dach zu inspizieren.

Kurz nach 18 Uhr schoss Crooks aus 120 Meter Entfernung mit Kugeln vom Kaliber 5,56 mm. Er traf Donald Trump am linken Ohr, eine Bewegung nach vorne ließ ihn überleben. Ein Besucher der Kundgebung in Butler im Bundesstaat Pennsylvania starb. Den Attentäter erschoss der Secret Service.

Was bleibt, ist dieses ikonographische Foto, das den blutverschmierten Präsidenten, flankiert von einer US-Flagge, mit erhobener Faust zeigt. 'Mich kriegt ihr nicht', ist die Botschaft dieser Geste, 'denn ich bin größer als ihr'. Hinterher wird er sagen, dass Gott ihn zum Überleben bestimmt hat. Seine Jünger schwadronieren mit seiner Erlaubnis darüber, dass Präsident Joe Biden den Mordbefehl erteilt habe.

So kurios und widersprüchlich das klingen mag: Man kann sagen, dass für Donald Trump an diesem 13. Juli 2024 mit dem überstandenen Anschlag auf sein Leben die Glückssträhne begann, die ihn heute noch trägt. Der Triumph über Kamala Harris fiel klarer aus als erwartet. In beiden Häusern des Kongresses besitzt die Republikanische Partei, die aus Gefolgsleuten des Präsidenten besteht, die Mehrheit.

Trump regiert nach Belieben. Er bekommt, was er will. Er zieht gegen Anwaltsfirmen, die gegen ihn geklagt hatten, vor Gericht und nötigt ihnen Millionen Dollar für seine Bibliothek ab, die er nach der Amtszeit einrichten wird. Er jagt illegale Einwanderer außer Landes oder nach Guantánamo, die Arbeiten verrichteten, die sonst keiner verrichten wollte. Er erhebt Zölle, verschiebt deren Einführung und droht mit mehr. Er erpresst jeden und alle.

Gerhad Spörl

Zur Person

Gerhard Spörl interessiert sich seit jeher für weltpolitische Ereignisse und Veränderungen, die natürlich auch Deutschlands Rolle im internationalen Gefüge berühren. Er arbeitete in leitenden Positionen in der "Zeit" und im "Spiegel", war zwischendurch Korrespondent in den USA und schreibt heute Bücher, am liebsten über historische Themen.

Persönliches verknüpft er schamlos mit dem Amt, Geschäft mit Außenpolitik. Seine Söhne und sein Schwiegersohn legen Golfplätze an und ziehen Hochhäuser am Golf hoch, nachdem der Patron politische Deals abgeschlossen hatte. Korruption? Was denn sonst. David Frum, der mal Redenschreiber des Präsidenten George W. Bush gewesen war, nennt ihn "den Mafia-Präsidenten".

Auf ihn scheint die Sonne

Kein Zweifel, auf Donald Trump scheint die Sonne. Die Welt, mit Ausnahme Chinas und Russlands, liegt ihm zu Füßen. Amerika ist in rasantem Tempo dabei, zur Aristokratie des Hauses Trump zu werden.

Ihm gelingt, was er sich vorgenommen hat. Ihm gestehen die anderen Staats- und Regierungschefs Aufmerksamkeiten zu, die über Schmeicheleien hinausgehen. Er zerlegt Bündnisse und behandelt Freunde wie Feinde. Fehlt nur noch der Friedensnobelpreis, den Barack Obama bekam. Und selbst für den hat Benjamin Netanjahu Trump bereits vorgeschlagen.

Geht das immer so weiter? Oder bricht die Glückssträhne, die seit dem 13. Juli 2024 anhält, doch irgendwann ab?

Donald Trump ist kein normaler Präsident

Für normale Präsidenten endet die schönste Phase ihrer Amtszeit meist nach zwei Jahren mit den Zwischenwahlen. Dabei nimmt das Land meist Korrekturen vor, sodass entweder im Senat oder im Repräsentantenhaus oder sogar in beiden die Mehrheiten wechseln, in diesem Fall zu den Demokraten.

Donald Trump ist aber kein normaler Präsident. Seine Verächter befürchten, dass er sich rechtzeitig etwas einfallen lassen wird, um die Wahlen zu manipulieren. Kann sein, muss aber nicht. Amerika hat sich schon öfter über einige Jahre hinweg irrwitzige Einlagen geleistet, aber bisher immer rechtzeitig dafür gesorgt, dass die Demokratie über den Versuch, sie auszuhebeln, obsiegte. Auch dieses Mal?

Noch bleibt das Lachen im Halse stecken

Kein Zweifel, momentan ist kein Kraut gegen Trump gewachsen. Aber vielleicht werden wir uns irgendwann mal über ihn amüsieren, Grund genug gibt er uns ja. Das schmale Mündchen, die Zementfriseur mit diesen wenigen Haaren, die kindliche Sprechweise, der Florida-Teint: Ist schon komisch, nicht wahr, lädt zum Belächeln ein, auch wenn uns das Lachen jetzt noch im Hals stecken bleibt.

Bis Donald Trump das Glück verlässt und er mehrere Gänge zurückschaltet, kann er noch viel Unheil anrichten, das ihn überdauern wird, schon wahr. Hoffen wir auf die Selbstkorrektur des Amerika, das wir von früher kennen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Überlegungen
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