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Charkiw in Trümmern: "Mein komplettes Viertel ist zerstört"


Charkiw unter Beschuss
"Vielleicht ist das meine letzte Nachricht"

Benedikt Kaninski

02.03.2022Lesedauer: 2 Min.
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Taras Syvukha und seine zerstörte Heimatstadt Charkiw: "Das werden wir Putin nie verzeihen."Vergrößern des Bildes
Taras Syvukha und seine zerstörte Heimatstadt Charkiw: "Das werden wir Putin nie verzeihen." (Quelle: Ukrinform/Privat/imago-images-bilder)

Taras Syvukha lebt in Charkiw. Die Metropole leistet bisher erfolgreich Widerstand gegen die russischen Angreifer. Syvukha harrt in der Stadt aus und erlebt dabei Grauenhaftes.

Eigentlich ist Charkiw eine ukrainische Stadt wie jede andere, doch in den letzten Tagen erlangte sie traurige Berühmtheit. Zerstörte Häuser, tote Körper auf den Straßen, angegriffene Verwaltungsgebäude und Krankenhäuser. Eingekesselt von russischen Soldaten sagte Taras Syvukha schon am ersten Kriegstag: "Die Russen stehen direkt vor unserer Haustür."

Panik stieg bei ihm und seiner Familie auf, gleichzeitig unbändige Wut: "Wir werden Putin diese Taten niemals vergeben."

"Ich habe viele Tote gesehen"

Seitdem überschlagen sich die Ereignisse. Für Syvukha, der nach der Schule in den Niederlanden seinen Freiwilligendienst absolvierte, wird es von Tag zu Tag schlimmer. Der 27-Jährige reist gerne und steckt mitten in seinem Studium an der Universität in Charkiw. In der Nacht wurde die Lehranstalt genau wie das gesamte Viertel, in dem Syvukha mit seiner Familie lebt, angegriffen.

Die Bomben kamen nicht überraschend. Seit dem Kriegsbeginn geht die russische Armee mit äußerster Brutalität gegen die Stadt vor. "Ich habe grauenvolle Nächte erlebt und viele Tote gesehen", sagt Syvukha zu t-online. Seine Familie hat nicht mit einem solchen Angriff gerechnet. Sie leben seit Jahren in Charkiw, haben die Stadt lieben gelernt und ihre Freunde dort. All das liegt jetzt in Schutt und Asche.

Aufgeben und fliehen? Das war auch vor dem Einmarsch keine Option, kommt zum jetzigen Zeitpunkt aber ohnehin nicht mehr in Frage. Syvukhas Eltern wollten ihr Haus und ihre Tiere nicht zurücklassen: "Wir Männer dürfen eh nicht mehr raus wegen der Mobilmachung. Aber wir würden auch nicht gehen, sondern sind bereit zu kämpfen und die Waffen in die Hand zu nehmen." Er selbst wollte zunächst nach Tschechien fliehen, wo seine Schwester wohnt.

Weltweiter Hilfeaufruf über die sozialen Medien

Über Instagram versucht Syvukha aktuell das Leid der Menschen in Charkiw in die Welt zu tragen: "Wir müssen gemeinsam gegen Putin kämpfen. Es ist ein Krieg der Informationen. Das Blutvergießen muss ein Ende haben", ruft der 27-Jährige seine Freunde aus der ganzen Welt zur Hilfe auf. Außerdem ist er froh über den großen Zuspruch der Menschen zum Beispiel in Deutschland: "Wir brauchen und sehen eure Unterstützung."

An der Lage in Charkiw selbst ändert das aber nur wenig. Die russische Armee kommt immer näher und liefert sich Medienberichten zufolge heftige Kämpfe mit den Anwohnern und ukrainischen Soldaten. Umso erschreckender sind Syvukha letzte Worte in der letzten am Mittwochmorgen geschickten Audio: "Vielleicht ist das meine letzte Nachricht."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Taras Syvukha
  • Eigene Recherchen
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