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Russlands neue Rakete: Bauteile aus China und westlichen Ländern


Bauteile zusammengesucht
Russland setzt auf "Frankenstein"-Marschflugkörper

Von t-online, wan

15.05.2025 - 03:51 UhrLesedauer: 3 Min.
Eine ballistische Rakete wird abgefeuert (Archivbild): Russland hat Drohungen gegen den Westen erneuert.Vergrößern des Bildes
Eine Rakete wird abgefeuert: Russland hat jetzt eine günstige Waffe gebaut (Archivbild) (Quelle: Uncredited/Iranian Defense Ministry/AP/dpa/dpa-bilder)
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Die russische Luftwaffe setzt eine neue Waffe ein. Sie zeigt, wie schlecht es um die russische Rüstungsindustrie bestellt ist – und wie Moskau improvisiert

In den vergangenen Wochen hat Russland beim Beschuss der Ukraine einen neuen Marschflugkörper eingesetzt, berichten ukrainische Medien. Es soll sich dabei um eine besonders kostengünstige Waffe handeln, die für unterschiedliche Zwecke eingesetzt wird und unter dem Namen "S-8000 Banderol" geführt wird.

Ihre Besonderheit liegt nach Angaben des ukrainischen "Defense Express" darin, dass sie schneller manövrieren machen kann als vergleichbare russische Marschflugkörper. Das Fluggerät hat eine Reichweite von fast 500 Kilometern und kann 149 Kilogramm Sprengstoff mit sich führen. Der Marschflugkörper wird von Orion-Drohnen abgesetzt, die russische Luftwaffe muss deshalb keine Kampfjets der Gefahr aussetzen, von der ukrainischen Luftabwehr entdeckt zu werden.

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Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes GUR soll er von dem russischen Rüstungsunternehmen Kronstadt gefertigt werden. Die Firma steht weltweit auf Sanktionslisten. Weil es ohnehin für Russland schwierig geworden ist, Bauteile auf dem Weltmarkt einzukaufen, musste das Unternehmen laut GUR improvisieren. Statt die Rakete zunächst am Computer zu planen und dann die Teile zu produzieren, hat sich die russische Armee die Komponenten offenbar überall dort geholt, wo es Sanktionen umgehen kann oder wo diese nicht bestehen.

Herausgekommen ist eine Art "Frankenstein"-Marschflugkörper, der aber sehr effektiv sein soll. Russland scheint ein "beeindruckendes Waffensystem" entwickelt zu haben, das seinen Streitkräften einen "erheblichen Vorteil auf dem Schlachtfeld" verschaffen könnte, sagte Vijainder K. Thakur, ein Militäranalyst und ehemaliger indischer Kampfpilot, den britischen "Telegraph".

Viele Teile kommen aus China

Der Antrieb stammt nach ukrainischen Angaben aus China, es ist ein Triebwerk, das über chinesische Plattformen wie Alibaba bestellt werden kann. Kostenpunkt: 15.000 US-Dollar, bei einer Bestellung von mehr als 20 Stück.

GUR-Mitarbeiter haben die Überreste einer "Banderol"-Rakete untersucht und dabei 20 Komponenten gefunden, die nicht aus Russland kommen. Stattdessen wurden sie in den USA, der Schweiz, Japan, Australien und Südkorea produziert. Da diese Länder Russland nicht direkt beliefern, wurden die Teile – darunter Mikrochips – über Drittländer erworben. Gefunden wurde unter anderem japanische Batterien und eine südkoreanische Lenkung. Die elektronischen Bauteile sollen über die russische Firma Chip & Dip erworben worden sein.

Von russischer Seite gibt es keine offizielle Bestätigung über den Einsatz der Rakete. Im Februar wurde lediglich von Tests eines neuen Flugkörpers gesprochen.

Ausbau von Feststofftriebwerken

Russland hat trotz westlicher Sanktionen seine Rüstungsindustrie weiter ausgebaut. So hat nach einem Bericht des Internationalen Instituts für Sicherheitsstudien Russland die Kapazitäten für die Produktion von Feststofftriebwerken erheblich erweitert. Feststoffraketen sind ein zentraler Bestandteil von Russlands strategischem, nuklearem Arsenal und seiner bodengestützten konventionellen Waffen mit geringerer Reichweite. Letztere werden massiv im russischen Krieg gegen die Ukraine eingesetzt.

Dennoch sind Experten skeptisch, wie lange Russland noch seine Rüstungskapazitäten aufrechterhalten kann. "Russland kämpft mit der Steigerung der Rüstungsproduktion gegen ständig steigende Kosten und einen Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen. Ohne einen Waffenstillstand wird der Kreml mit tieferen Ungleichgewichten in seiner innenpolitischen Wirtschaft konfrontiert und strategisch schwächer werden. 2025 wird das letzte Jahr sein, in dem Russland auf seine massiven Bestände an konventionellen Waffen aus der Sowjetära zurückgreifen kann, darunter Artillerie, Kampfpanzer und gepanzerte Fahrzeuge", schrieb bereits im Januar das Zentrum für europäische Politik-Analysen (CEPA). Es basierte seine Einschätzung auf zurückgehenden Umsatzzahlen des Rüstungskonzerns Rostec und des Raketenkonzerns Tactical Missile Corp..

Hintergrund dürften die gestiegenen Kosten sein. Durch die Rubelschwäche und die Sanktionen der Ukraine-Verbündeten kostet es mehr, Rohstoffe und Bauteile zu importieren. Umso wichtiger dürften neue Raketen wie die "Banderol" sein, die mit kommerziell verfügbaren Teilen zu deutlich günstigeren Preisen als die bisher vorhandenen russischen Raketen und Marschflugkörper gebaut werden können.

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