Führungsstreit in der SPD Esken spricht von "Jagd" auf ihre Person

Die scheidende SPD-Chefin Saskia Esken sah sich vor ihrem Rücktritt in der Öffentlichkeit gejagt. Nun erklärt sie, was sie für die Zukunft plant.
Sie verhandelte mit Lars Klingbeil noch die schwarz-rote Koalition, doch als es um die Ministerposten ging, war für die SPD-Co-Chefin kein Job vorgesehen. Und beim kommenden SPD-Parteitag wird sie nicht mehr als Parteivorsitzende kandidieren. Offenbar war der parteiinterne Druck zu groß.
Wie sehr ihr das zu schaffen machte, deutete Esken jetzt in einem Interview mit der "taz" an. Der Druck kam sowohl von innen als auch von außen. Dass Sozialdemokraten immer wieder nach Eskens beruflicher Zukunft befragt worden seien, bezeichnete sie als "unangemessen". Zugleich sagte sie: "Wenn die öffentliche Jagd begonnen hat, werden positive Stimmen auch gern ignoriert."
Kritik an Medien: "Das ist eine miese Tour"
Sie benannte dies an einem Beispiel: "Frau Bas wurde in einem Interview gefragt, ob sie Lars Klingbeils Kandidatur als Parteivorsitzenden unterstützt. Sie sagte Ja. Und hat darauf gewartet, dass man sie fragt, ob sie meine Kandidatur unterstützt. Die Frage wurde nicht gestellt. Daraus wurde gemacht: Bas schweigt zu Esken. Das ist eine miese Tour", erklärte Esken der "taz".
Parteiintern hatte es wiederholt Kritik an ihr gegeben, während des Wahlkampfs gab es bereits umstrittene Äußerungen und Fernsehauftritte. Ihr Landesverband Baden-Württemberg hat sie nicht mehr für den Parteivorstand nominiert. Offenbar hatte sie aber auch selbst sich nicht auf die Liste setzen lassen. Der SPD-Generalsekretär in Baden-Württemberg, Sascha Binder, hatte erklärt, Esken gehöre nicht zu den vier besten SPD-Frauen. Die SPD hatte bei der Bundestagswahl im Februar mit 16,4 Prozent ein historisch schlechtes Ergebnis eingefahren. Seitdem steht besonders die Parteilinke Esken unter Druck.
"Ich bin mit mir im Reinen"
Nachtreten wolle sie aber nicht. "Ich werde meine Partei immer kritisch begleiten. Aber man darf von mir erwarten, dass ich nicht aus persönlichen Gründen gegen die SPD gifte."
Auf die Frage, ob sie nach der Rückzugsankündigung erleichtert sei, sagte Esken jetzt: "Ich würde es gelassen nennen. Ich bin mit mir im Reinen. Aber natürlich fällt jetzt auch eine Anspannung von mir ab." Sie blicke nun in die Zukunft und freue sich darauf, sich fachlich im Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend einzubringen. Die neue Bildungsministerin Karin Prien von der CDU bezeichnete Esken als einen "Glücksgriff".
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- taz.de: "Saskia Esken im Gespräch"