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Nordkorea: Stille US-Diplomatie durch den "New Yorker Kanal"


Trotz Drohungen gegen Nordkorea
So halten die USA den Draht zu Kims Reich offen

ap, Matthew Pennington

11.08.2017Lesedauer: 4 Min.
Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un inspiziert ein U-Boot seiner Marine.Vergrößern des BildesNordkoreas Staatschef Kim Jong Un inspiziert ein U-Boot seiner Marine. (Quelle: KCNA/Reuters-bilder)
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Stehen die USA und Nordkorea am Rande eines militärischen Konflikts? Die martialische Sprache schürt derartige Befürchtungen. Was bisher kaum jemand wusste: Zwischen den Ländern gibt es diplomatische Kontakte hinter den Kulissen.

Seit Monaten besteht zwischen Washington und Pjöngjang hinter den Kulissen ein direkter Kontakt. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AP nun exklusiv. Die US-Regierung habe das zunehmend isolierte Nordkorea durch diese stillen Verbindungen auf Amerikaner angesprochen, die in dem kommunistischen Land noch festgehalten werden – und habe auch generell die sich verschlechternden Beziehungen zwischen den langjährigen Gegnern zur Sprache gebracht.

Es geht nicht nur um festgehaltene US-Bürger

Es ist zwar bekannt, dass beide Seiten im Vorfeld der Freilassung von Otto Warmbier miteinander geredet haben – jenem US-Studenten, der dann wenige Tage später in den USA starb. Aber bis jetzt war nicht publik, dass die Kontakte weiter gepflegt wurden und dass es dabei auch um andere Dinge ging als um in Nordkorea festgehaltene US-Bürger.

Dieser Draht, so sagen informierte Kreise, habe zwar bisher nicht dazu beigetragen, die wachsenden Spannungen um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm zu mildern. Aber die Verbindungen könnten weiterhin eine Grundlage für ernstere Gespräche sein, über Nordkoreas nukleare Ambitionen – sollten US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un ihre martialische Rhetorik beiseite schieben und einen Dialog wollen.

Intern sprechen die Amerikaner vom "New Yorker Kanal"

Die Kontakte laufen regelmäßig zwischen dem Washingtoner Nordkorea-Beauftragten Joseph Yun und Pak Song Il, einem ranghohen nordkoreanischen Diplomaten, der bei der UN-Mission des Landes angesiedelt ist, wie eingeweihte Kreise schildern. US-Regierungsbeamte sprechen vom "New Yorker Kanal". Yun ist demnach der einzige US-Diplomat, der mit einem nordkoreanischen Gegenüber in Verbindung steht. Die Kommunikation dient hauptsächlich dazu, Botschaften auszutauschen – ein Weg für Washington und Pjöngjang, Informationen zu übermitteln.

Übertönt vom Wirbel über Trumps Warnung, militärische Provokationen Nordkoreas mit "Feuer und Zorn" zu beantworten, hat US-Außenminister Rex Tillerson eine Bereitschaft zu Verhandlungen signalisiert, vorausgesetzt, dass Pjöngjang die Tests von Raketen einstellt, die potenziell die USA erreichen können. Tillerson hat sogar selber angedeutet, dass es einen "Kanal" hinter den Kulissen gebe. "Wir haben andere Mittel der Kommunikation, die ihnen offenstehen, gewiss, um von ihnen zu hören, ob sie reden möchten", sagte er kürzlich.

Die Interaktionen könnten auf ein Maß von Pragmatismus in der Art und Weise hindeuten, wie Trump mit der nordkoreanischen Bedrohung umgeht – trotz der düsteren Warnungen des Präsidenten. Am Freitag legte er noch einmal via Twitter nach, erklärte, dass die militärischen Lösungen der USA jetzt bereit und einsatzfähig seien, "sollte Nordkorea unklug handeln". Aber am Donnerstag hatte er gesagt: "Wir werden Verhandlungen immer in Betracht ziehen."

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Trump war von Anfang an bei seinem Nordkorea-Ansatz auf manche Weise flexibler als sein Vorgänger Barack Obama. Gab es mit Unterbrechungen auch während der Zeit früherer US-Regierungen Kontakte hinter den Kulissen, so in den letzten sieben Monaten von Obamas Präsidentschaft keine Gespräche mehr statt. Nordkorea brach aus Zorn über Sanktionen gegen Kim alle Kontakte ab, und Obama gab sich wenig Mühe, die Kommunikation wieder in Gang zu bringen.

Nach Trumps Amtsantritt begann diese rasch wieder, wie aus informierten Quellen verlautet. "Im Gegensatz zu den derzeitigen öffentlichen Gehässigkeiten waren die Nordkoreaner bereit, den New Yorker Kanal nach Trumps Wahl wieder zu öffnen, und seine Regierung signalisierte, dass sie offen sei, über 'Gespräche zu sprechen'", sagt Keith Luse vom National Committee on North Korea, eine in den USA ansässige Einrichtung, die sich für bessere Beziehungen zwischen den beiden Ländern einsetzt. "Das massive gegenseitige Vertrauensdefizit zwischen Pjöngjang und Washington hat aber den vertrauensbildenden Prozess verhindert, der für einen konstruktiven Dialog nötig ist."

Keine offiziellen diplomatischen Beziehungen

Der Fall des Studenten Otto Warmbier, der nach dem angeblichen Diebstahl eines Propagandaposters in Nordkorea inhaftiert und im Juni schließlich todkrank nach Hause geschickt wurde, hat die Beziehungen zusätzlich belastet. Trotz aller Empörung über das nordkoreanische Verhalten gingen die New Yorker Kontakte aber auch dann weiter und schlossen Gespräche über das gegenseitige Verhältnis ein.

Die USA und Nordkorea unterhalten keine diplomatischen Beziehungen, sind weiter Feinde, haben nur einen Waffenstillstand – kein Friedensabkommen – geschlossen, um den Koreakrieg der Jahre 1950 bis 1953 zu beenden.

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Die Kontakte legen nahe, dass auch Pjöngjang für Gespräche offen sein könnte, selbst wenn es jetzt von einem möglichen Raketeneinsatz gegen das US-Außengebiet Guam spricht. Kim selber schien das – auf verwinkelte Weise – nach der Erprobung einer Langstreckenrakete am 4. Juli anzudeuten. Da brachte er bei seiner Weigerung, über sein Atomwaffenprogramm zu verhandeln, einen Vorbehalt ins Spiel.

Experte: "Nordkorea prüft seine Optionen"

Statt eines Nein ohne Wenn und Aber schloss er derartige Gespräche aus, "es sei denn, die feindselige Politik und die nukleare Bedrohung gegen die DPRK (Demokratische Volksrepublik Korea) hört definitiv auf". Diese Botschaft wurde danach von anderen nordkoreanischen Spitzenvertretern wiederholt.

Fehlten auch jegliche nähere Erläuterungen, sehen manche – auch in der US-Regierung – in der Beifügung einer Bedingung einen Hinweis auf eine potenzielle Gesprächsbereitschaft. "Nordkorea prüft seine Optionen", sagt Suzanne DiMaggio von der Denkfabrik New America. "Sie erkennen, dass sie irgendwann an den Tisch zurückkehren müssen, um sich mit dem zu befassen, was zu einer Krise wird. Das ist, was sie jetzt abwägen: den Zeitpunkt eines Dialogs."

Allerdings würden etwaige Gespräche in Washington von großer Skepsis begleitet werden – angesichts der vielen gebrochenen Versprechen Nordkoreas in der Vergangenheit.

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