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Ost-Ghuta: Ein Vater sucht verzweifelt seinen toten Sohn


Bombenhagel auf Ost-Ghuta
Ein Vater sucht verzweifelt seinen toten Sohn

Von rtr
05.03.2018Lesedauer: 2 Min.
Zerstörtes Ost-Ghuta: Ein Syrer sucht in einem von Luftangriffen zerstörten Haus nach Bergungsgut.Vergrößern des BildesZerstörtes Ost-Ghuta: Ein Syrer sucht in einem von Luftangriffen zerstörten Haus nach Bergungsgut. (Quelle: Samer Bouidani/dpa-bilder)
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In den Trümmern von Ost-Ghuta sucht ein Vater nach seinem Sohn. Er weiß, dass der 22-Jährige tot ist, doch er will ihn wenigstens beerdigen.

Abu Mohammad Alaja steht auf einem Schutthaufen. Noch immer sucht er seinen ältesten Sohn in den Trümmern, die einmal sein Zuhause im syrischen Ost-Ghuta waren. Über eine Woche ist es her, dass die Bomben fielen. Alles ist zerstört. Der Sohn, der Alajas Vornamen trägt, ist tot. Begraben unter den Steinen, verbogenem Metall und Betonteilen unter den Füßen seines Vaters.

"Alles, was er kannte, waren Fußball und Arbeit", sagt Alaja über seinen 22-jährigen Sohn. "Jetzt liegt die gesamte Mannschaft, er selbst und seine Freunde, unter der Erde. Sie haben ihn uns weggenommen."

Unmenschliche Szenen

Alaja bricht in Tränen aus, als er seine verzweifelten Versuche beschreibt, mit bloßen Händen den Schutt beiseite zu räumen. "Es hat mich zwei Tage gekostet, diesen Brocken hier auseinander zu schlagen, auf dem du stehst", sagt der 50-Jährige dem Reporter. "Wie soll ich ihn nur wegbekommen?"

Alaja glaubt, dass sein Bruder Rames neben seinem Sohn Mohammad liegt. "Das Wichtigste ist, dass wir sie ausgraben können. Wir warten auf Werkzeug. Und darauf, dass der Beschuss aufhört, damit wir sie finden und bestatten können. Sind wir schon so weit, dass wir noch nicht einmal mehr unsere Toten beerdigen können?"

Beim Angriff der syrischen Luftwaffe auf die Stadt Duma in der von Rebellen gehaltenen Region Ost-Ghuta starben auch Alajas Schwägerin und ihre neunjährige Tochter. Die Detonation war so groß, dass ihre Körper weit weg von ihrem Haus geschleudert wurden.

Hunderte Tote in Ost-Ghuta

Hunderte Menschen kamen durch die Bomben von Baschar al-Assads Armee in den vergangenen zwei Wochen ums Leben. In einer der schwersten Offensive der Luftwaffe in dem seit rund sieben Jahren währenden Bürgerkrieg versuchen die Assad-Truppen, die Rebellen zu bezwingen. Ost-Ghuta ist ihr letztes größeres Rückzugsgebiet.

Russland, einer der engsten Verbündeten Assads, hat eine Feuerpause vorgeschlagen, fünf Stunden jeden Tag. Den rund 400.000 Bewohnern von Ost-Ghuta verschafft das nur eine kurze Verschnaufpause. Für die dringend benötigten Hilfslieferungen sei das viel zu wenig Zeit, sagen die Vereinten Nationen.

"Ich habe alle seine Freunde bestattet"

Alaja nutzt die kurze Waffenruhe, um nach den Leichen seiner Lieben zu suchen. Doch auch dafür sei die Zeit zu knapp, sagt er. Sein Sohn sei ein begeisterter Fußballer gewesen, erzählt Alaja. Für die Weltmeisterschaft in diesem Sommer in Russland habe Mohammed extra einen Fernseher gekauft. Als die Flugzeuge angegriffen hätten, habe die Familie im Keller Deckung gesucht. Doch Mohammad sei hinausgelaufen, um Tee zu holen.

Alaja ruft nach ihm. Er weiß, dass es vergeblich ist. Er weiß, wo ungefähr Mohammads Leiche unter den schweren Trümmern liegt. "Ich habe alle seine Freunde bestattet, die im Bombenhagel starben", sagt der Vater. "Ich hoffe einfach, dass ich ihn finde, damit ich ihn neben seinen Freunden begraben kann. Dann besuche ich sie alle zusammen, die ganze Fußballmannschaft."

Verwendete Quellen
  • Reuters
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