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Howard Schultz: Hilft er ungewollt Donald Trump im Wahlkampf?


Post aus Washington
Sorgt dieser Mann für acht Jahre Trump?

MeinungEine Kolumne von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 01.02.2019Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Howard Schultz: Die Demokraten fürchten seine Kandidatur.Vergrößern des Bildes
Howard Schultz: Die Demokraten fürchten seine Kandidatur. (Quelle: Kathy Willens/ap)

Ganze 21 Monate vor der US-Präsidentschaftswahl beginnt der Wahlkampf – mit Riesenaufregung um einen Mann, der die Anti-Trump-Pläne der Demokraten durchkreuzen könnte.

In Washington hat eine neue Zeitrechnung begonnen: Mit Wucht wurde in dieser Woche der Präsidentschaftswahlkampf 2020 losgetreten.

Ja, tatsächlich: 21 Monate vor dem Wahltag im November 2020 tobt schon der Wahlkampf. Am Montagabend um 21.59 Uhr überschlug sich die Stimme von CNN-Moderator Chris Cuomo geradezu, als er verkündete: "Das ist der aufregende Beginn der CNN-Wahlkampfsaison."

Cuomo schaltete nach Iowa (wo in elf Monaten die ersten Vorwahlen stattfinden) zu einer tagelang beworbenen CNN-Debatte mit Kamala Harris – der interessanten Demokratin, die ich Ihnen in der vergangenen Kolumne kurz vorgestellt hatte und die ihre Präsidentschaftskandidatur mittlerweile tatsächlich verkündet hat.

Für die TV-Sender ist das Langstreckenrennen aus Vorwahlen und eigentlicher Wahl natürlich eine Goldgrube – für Politiker und den Rest der Nation eher ein kräftezehrender Marathon.

Schon geht es Schlag auf Schlag: CNN berichtet per Eilmeldung, Hillary Clinton halte sich die Tür für eine Kandidatur offen, nur um am Folgetag ihren Ex-Wahlkampfchef einzuladen, der dem Ganzen eine Absage erteilt.

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Doch die Hauptfigur der ersten Wahlkampfwoche heißt: Howard Schultz. Der langjährige Starbucks-Chef erwägt eine Kandidatur – und bekam die Woche über den geballten Zorn der Demokraten und die Häme zahlreicher Beobachter ab. Sein Vergehen: Er will als unabhängiger Kandidat und nicht als Demokrat antreten.

Schon gibt es Boykottaufrufe gegen Starbucks, Proteste bei seinen Auftritten. Eine Lobbygruppe der Demokraten hat mit der Suche nach schmutzigen Details aus seinem Leben begonnen. Und bei seiner eigenen Buchvorstellung (keine Kandidatur ohne dazugehöriges Buch!) musste sich der 3,4 Milliarden Dollar schwere Unternehmer anbrüllen lassen: "Hilf nicht bei Trumps Wiederwahl, Du egoistisches Milliardärsarschloch!"

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Das Kalkül: Schultz soll zur Aufgabe gebracht werden. Die Angst dahinter: Schultz könne als Drittkandidat den Demokraten wichtige Stimmen entziehen und damit Donald Trumps Chance auf Wiederwahl vergrößern.

Dahinter steckt ein Trauma der Demokraten: 2000 machten sie für die hauchdünne Niederlage von Gore gegen Bush den Drittkandidaten der Grünen, Ralph Nader, mitverantwortlich. 2016 soll es (neben den Russen) die Grüne Jill Stein gewesen seien – sie habe Hillary in den entscheidenden Staaten die entscheidenden Stimmen gekostet, so lautet die demokratische Dolchstoßlegende.

Womöglich haben sie recht, dass sie eine Kandidatur Schultz’ gegen Trump schwächen könnte. Doch noch ist völlig unklar, wofür dieser bei welcher Gruppe um Stimmen werben würde – so er denn wirklich antritt.

Es geht nämlich auch noch um etwas anderes: Die US-Politik soll gefälligst eine Sache von zwei Parteien bleiben – das System hat große Beharrungskräfte, und alle haben sich daran ausgerichtet. Ein Drittkandidat? Wirbelt doch nur alles durcheinander.

Dabei würde so jemand der politischen Dynamik, die sich immer stärker an den Rändern der beiden Parteien orientiert, sogar guttun. Ob Schultz dafür der Richtige ist, weiß noch niemand. Aber warum soll er es nicht versuchen dürfen?

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Der interessanteste Termin der Woche: Am Dienstag saß ich hinter den versammelten Chefs der wichtigen US-Geheimdienste, die im Senat Auskunft darüber gaben, wo sie die größten Bedrohungen für das Land sehen.

In der "Post aus Washington" berichtet unser Korrespondent Fabian Reinbold von der Arbeit im Weißen Haus und seinen Eindrücken aus den USA. Gefällt Ihnen die Kolumne? Sie können sie hier als kostenlosen Newsletter abonnieren, der noch weitere Beobachtungen aus Washington enthält und einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Der Termin sorgte für allerlei Schlagzeilen, weil die Geheimdienstchefs Trump ja bei zahlreichen Krisenherden widersprachen, vom Zustand des Islamischen Staats bis zur Einstellung Kim Jong Uns (mehr dazu in meinem Text). Doch bei der größten Herausforderung, nämlich China, liegen Präsident und sein Apparat nicht über Kreuz.

Wie die Volksrepublik und die USA auf eine umfassende Konfrontation zusteuern, lässt einem den Atem stocken. Die USA sehen sich nicht nur durch Pekings rasanten wirtschaftlichen Aufstieg bedroht, sondern dadurch, dass China bei der Hochtechnologie, der Digitalisierung, die Welt nach seinem Ebenbild gestalten könnte – wie es die USA schon lange tun und weiter tun wollen.

Der Konflikt ist also sehr viel weitreichender als Trumps Kampf um Zölle und Absatzmärkte.


Der Satz, der das Ausmaß amerikanischen Erstaunens über die Herausforderung verdeutlicht, kam in der Anhörung vom neuen Vorsitzenden des auswärtigen Ausschusses im Senat. Dem Republikaner Jim Risch fiel dieses Bild ein: "Plötzlich gibt es einen Gorilla, der so groß ist wie wir, und wie wir damit umgehen, müssen wir noch lernen."

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