Swing States In diesen Bundesstaaten entscheidet sich die US-Wahl
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schon bevor in den meisten US-Bundesstaaten abgestimmt wird, ist vielerorts klar, wer welche Staaten für sich entscheiden wird. Anders sieht es in den Swing States aus. Doch warum sind sie so unentschlossen?
Wenn am 5. November in den USA ein neuer Präsident gewählt wird, ist schon jetzt klar, dass das Ergebnis äußerst knapp ausfallen wird: In nationalen Umfragen lag zuletzt die Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, leicht vor dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.
Doch trotz dieses schmalen Vorsprungs betonen Umfrageexperten immer wieder, dass nationale Umfragen in den USA insbesondere bei sehr knappen Ergebnissen weniger aussagekräftig sind. Denn entscheidend ist nicht, wer am Ende die meisten Stimmen erhält, sondern wer in den einzelnen Bundesstaaten mehr Wahlleute für sich gewinnen kann.
Betont wird dabei zudem, dass es dabei nicht auf die Ergebnisse in allen Bundesstaaten, sondern vor allem auf die in den sogenannten Swing States ankommen wird. Doch um welche Staaten handelt es sich genau und warum sind sie so wichtig?
Sieben Schlüsselstaaten
Für die aktuelle Präsidentschaftswahl geht es vor allem um sieben Bundesstaaten, in denen ein besonders knappes Rennen erwartet wird: Im Nordosten kommt es auf mehrere Staaten aus dem sogenannten Rust Belt an, Einer Region also, die vor einigen Jahren noch das Zentrum der amerikanischen Stahlindustrie war: Wisconsin, Michigan und Pennsylvania.
Im Südosten kommen dazu die beiden Bundesstaaten Georgia und North Carolina, die zuletzt vor allem von dem Hurrikan "Helene" getroffen wurden. Im Südwesten liegen mit Nevada und Arizona zwei weitere Bundesstaaten, in denen Trump und Harris sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern dürften.
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Dass das Ergebnis in nur wenigen Bundesstaaten die gesamte Wahl mitentscheiden kann, liegt auch an dem Wahlsystem: Die Präsidentschaftswahl wird nicht automatisch von demjenigen gewonnen, der national am Ende die meisten Stimmen erhält. Sondern: Die Wahl wird von dem Kandidaten gewonnen, der die meisten Wahlleute hinter sich vereinen kann. Diese werden gewonnen, indem ein Kandidat in einem einzelnen Bundesstaat die meisten Stimmen erhält.
Wie viele Wahlleute in einem Bundesstaat gewonnen werden können, hängt unter anderem davon ab, wie viele Menschen in einem Staat leben. In Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten Staat der USA, sind es 55 an der Zahl. In dünner besiedelten Staaten wie Alaska oder Delaware geht es dagegen nur um drei Wahlleute.
Wahlleute vor absoluten Stimmen
Durch dieses System ist es theoretisch möglich, dass ein Kandidat am Ende absolut die meisten Stimmen erhält, aber trotzdem die Wahl verliert. Zuletzt war das 2016 der Fall: Damals erhielt Hillary Clinton fast drei Millionen Stimmen mehr als Donald Trump, der allerdings mehr Wahlleute für sich gewann, die ihn zum Präsidenten wählten.
Die Wahlleute werden in der Regel nach dem "Winner takes all"-Prinzip vergeben: Wer innerhalb eines Bundesstaats die meisten Stimmen erhält, für den stimmen auch alle Wahlleute des Staates. Ausnahmen gibt es lediglich in Maine und Nebraska: Dort werden auch einzelne Wahlleute proportional zum Wahlergebnis verteilt. Allerdings geht es in beiden Staaten auch "nur" um jeweils vier Wahlleute.
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Dass nur wenige Staaten entscheiden, hängt auch mit der Spaltung des Landes zusammen, die das Wahlverhalten in vielen Staaten innerhalb der vergangenen Jahrzehnte zunehmend zementiert hat: In vielen Staaten sind die Umfragen schon lange im Vorfeld so eindeutig, dass vielerorts bereits nahezu sicher ist, ob ein Staat von Kamala Harris oder Donald Trump gewonnen wird.
Grob gilt dabei: Im Landesinnern gibt es mehrheitlich "Red States" wie Idaho, Utah oder Kansas, die nahezu sicher von dem Kandidaten der Republikaner gewonnen werden. An den Küsten gibt es dagegen mehrheitlich "Blue States" wie Kalifornien oder New York, die als sichere Bank der Demokraten gelten. Daher werden auch schon weit vor Wahlbeginn Rechnungen angestellt, wie viele Wahlleute Trump oder Harris bereits sicher haben.
Deswegen sind in diesen Staaten auch Wahlkampfauftritte von Trump und Harris deutlich seltener: Harris muss etwa in Kalifornien nicht sonderlich präsent sein, da ihr Sieg dort ohnehin extrem wahrscheinlich ist. Umgekehrt wäre es für sie nicht sinnvoll, besonders stark in den vielen ländlicheren Staaten des Mittleren Westens aufzutreten, da es das Kernland von Trumps Republikanern ist.
In den sieben Swing States waren die Ergebnisse bei der Präsidentschaftswahl 2020 hingegen äußerst knapp ausgefallen. Daher fokussiert sich fast der gesamte Wahlkampf auf diese Regionen. Der wichtigste Staat ist dabei Pennsylvania, da er mit 19 Wahlleuten der größte unentschiedene Staat ist.
Allerdings waren die genannten Staaten nicht immer so umkämpft. Besonders zeigt sich das in mehreren Staaten im Nordosten. Bis 2016 galten die Rust-Belt-Staaten als ein Kerngebiet der Demokraten: Donald Trump gelang es allerdings damals, die Staaten zu "flippen" und sie gegen die Vorhersagen für die Republikaner zu gewinnen. Seitdem gelten viele von ihnen als Swing States. Ohio und Iowa, die ebenfalls im Nordosten liegen, haben sich von Swing States zu "Red States" entwickelt. Gleiches gilt auch für Florida, das jahrelang als klassischer Swing State galt, aber seit 2016 ein sicherer Staat für die Republikaner ist.
Selbst Staaten, die heute als äußerst sichere Blue und Red States gelten, konnten ihre Farben im Laufe der Zeit wechseln: Zwar wurde Kalifornien seit 1992 durchgehend von Demokraten gewonnen. Zuvor war der Staat jedoch 20 Jahre in republikanischer Hand. Umgekehrt verhält es sich in Texas: Der Staat wurde seit 1980 immer von dem Kandidaten der Republikaner gewonnen. Zwischen 1932 und 1976 gewannen dort aber mehrheitlich die Demokraten.
- Eigene Recherche